Eine Bestattung online planen? Was für einige merkwürdig klingen mag, ist genau das Geschäftsmodell des Berliner Start-ups Mymoria. Das Unternehmen möchte damit Angehörigen die Planung einer Bestattung erleichtern und das Tabu rund um das Thema „Tod“ brechen.
„Wir müssen immer lernen, zuletzt auch noch sterben lernen“, schrieb die österreichische Erzählerin Marie von Ebner-Eschenbach 1911.
Denn auch wenn viele von uns nicht gerne an den Tod denken, müssen wir früher oder später lernen, uns damit auseinandersetzen. Das gilt nicht nur für den eigenen Tod, sondern auch, wenn Freunde, Verwandte oder nahe Familienmitglieder sterben.
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Das Berliner Start-up Mymoria will Trauernden genau dabei helfen – mit Online-Bestattungen.
Von den Blumen bis zur Art der Bestattung: Alles wird online geplant
Damit ist gemeint, dass Trauernde die gesamte Bestattung – von der Trauer-Einladung über die Wahl der Blumen bis hin zur Art der Bestattung – online über die Webseite von Mymoria planen können.
Eine komplexe Bestattung sei damit mit nur wenigen Klicks organisiert, erklärt Björn Wolff, Gründer und Geschäftsführer von Mymoria gegenüber BASIC thinking.
„Als Erstes geben die Nutzer den Ort ein, an dem die Bestattung stattfinden soll und wählen dann die Bestattungsart aus. Das Wichtige ist, dass ab diesem Zeitpunkt immer der Gesamtpreis angezeigt wird. Die Nutzer können diesen mit der detaillierten Auswahl der Produkte und Leistungen nach ihrem Budget im nächsten Schritt anpassen. Dazu gehören beispielsweise Sarg, Urne, Blumen oder Trauerkarten und Optionen wie Trauerredner oder eine Traueranzeige in der Zeitung.“
Sobald die Kunden ihr Bestattungs-Paket über die Webseite zusammengestellt haben, erhalten sie ein Angebot per E-Mail, das sie im Anschluss noch ändern können. Bei Vertragsabschluss erhält Mymoria eine Vollmacht und die Mitarbeiter kümmern sich um die passgenaue Umsetzung.
Mymoria verspricht absolute Kostentransparenz
Damit möchte Mymoria den Kunden vor allem zwei Dinge bieten: Den Planungsprozess erleichtern und mehr Kostentransparenz schaffen.
Der Anlass für dieses Geschäftsmodell war ein Sterbefall im Freundeskreis von Björn Wolff. Als er sah, wie umständlich und anstrengend es war eine Bestattung zu planen, war ihm klar: Das geht besser!
So hält Wolff mit seiner Kritik an klassischen Bestattungsunternehmen auch nicht hinterm Berg: „Reden wir mal Tacheles. Wenn man in die Situation eines Sterbefalls kommt, dann will man nicht zum Bestatter, man muss! Da haben wir den ersten wichtigen Optimierungspunkt: Bei uns steht der Kunde im Fokus. Die Kunden haben von vornherein alle Informationen, die sie benötigen und können sich von zu Hause aus informieren, ohne jemandem gegenüber sitzen zu müssen und eventuell Entscheidungen unter Druck zu treffen.“
Ein weiterer Kritikpunkt von Wolff ist die mangelnde Kostentransparenz bei Bestattungsunternehmen. Genau deshalb ist Mymoria so aufgebaut, dass Kunden den Gesamtpreis stets einsehen können.
Ein Angebot, das vielen zusagt, erklärt Björn Wolff. „Unsere Kunden schätzen es, dass sie bei Mymoria komplette Bestattungen online planen können und bei Bedarf zusätzlich zu jeder Zeit mit jemandem am Telefon sprechen können. Sie wollen eben nicht zu einem Bestatter in einen Laden oder in ein Büro gehen und auch keinen Bestatter mit Prospekten zu Hause empfangen.“
Wer will, kann deshalb bei Mymoria die Bestattung komplett anonym planen. Dennoch bietet das Team ebenfalls eine Telefonberatung an. Auch persönliche Treffen lassen sich theoretisch vereinbaren, auch wenn das kaum ein Kunde in Anspruch nimmt. Schließlich ist es viel einfacher und bequemer, alles online von zu Hause aus zu planen.
Gerade für Angehörige, die nicht am gleichen Ort leben wie die Verstorbenen, sei dies eine große Hilfe, betont Wolff.
Trauerfeier per Livestream
Das digitale Angebot von Mymoria hört aber nicht bei der Online-Planung der Bestattung auf. Kunden können auch beispielsweise per Bitcoin bezahlen, digitale Kondolenzbücher erstellen lassen und sogar die Trauerfeier per Livestream übertragen.
Makaber? Ganz und gar nicht, findet Björn Wolff. „Was soll daran makaber sein? Und wir haben längst nicht alles digitalisiert, wir streben nach vielen weiteren Verbesserungen, die unseren Kunden zugutekommen. Im nächsten Schritt werden wir das Thema Bestattungsvorsorge komplett neu aufrollen und Menschen zu diesem wichtigen Thema den Zugang erleichtern – online, versteht sich.“
Dahinter steckt auch das Bestreben, mehr über das Tabuthema Tod zu sprechen, sagt Wolff. „Wir machen bei unserer täglichen Arbeit die Erfahrung, wie wenig Menschen darüber wissen und wie viele Fragen sie eigentlich dazu haben. Sie wollen darüber reden, wenn Sie die Möglichkeit haben. Ich glaube, durch die Weltkriege mit viel zu viel Tod und unseren medizinischen Fortschritt – man stirbt nicht mehr zu Hause, sondern im Krankenhaus – haben wir den natürlichen Umgang mit dem Tod verlernt. Der ist aber so wichtig und gehört zum Leben dazu. Das wollen wir ändern und unsere Waffe ist das Wort.“
Im Falle von Mymoria ist damit natürlich auch eine Online-Debatte über die sozialen Medien gemeint. Dafür hat das Start-up auch schon einen Hashtag parat: #wirsprechendrueber.
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