Stundenhotels haben einen anzüglichen Ruf. Ein Unternehmen aus Spanien möchte dies ändern. Es nennt sich Byhours und bietet auf einer Online-Plattform Hotelzimmer auf Stundenbasis als „Microstays“ an. Diese Kurzaufenthalte sollen Reisenden mehr Flexibilität und fairere Preise bieten. Kann das funktionieren? Wir haben das Angebot getestet.
Möchtet ihr nicht mal unsere Plattform für Microstays ausprobieren? Als diese Anfrage in die Redaktion herein flatterte, habe ich zugegebenermaßen erstmal gestutzt. Denn hinter dem Begriff „Microstay“ steckt im Kern das Buchen von Hotelzimmern auf Stundenbasis.
Moment mal, Stundenhotels, sind das nicht diese etwas anzüglichen Établissements, die man für ein paar wilde Stunden mietet?
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Laut Wikipedia werden Stundenhotels vor allem mit Prostitution in Verbindung gebracht und gelten ihrer „Ruf nach als unhygienisch.“
Doch um es gleich zu sagen: Byhours, das Unternehmen, das uns diese Anfrage geschickt hat, hat natürlich weder etwas mit Freiern noch mit ekeligen Badezimmern zu tun.
Tatsächlich möchte das Unternehmen mit Sitz in Barcelona mit dem Schmuddelruf der stundenweisen Übernachtungen aufräumen und hat mit seiner Onlineplattform eher so etwas wie das Stundenhotel 2.0 ins Leben gerufen.
Warum 24 Stunden zahlen, wenn man nur 5 übernachtet?
Byhours geht es in erster Linie darum, Reisenden eine neue Buchungsoption zu bieten. Nehmen wir einmal an, ihr habt um 03.00 Uhr einen Flug und müsst aus einem anderen Ort zum Flughafen anreisen.
Wenn ihr in einem Hotel übernachtet und beispielsweise um 20 Uhr eincheckt, müsst ihr das Zimmer meist für eine volle Übernachtung buchen. Auch wenn ihr im Endeffekt nur fünf Stunden darin verbringt.
Genau deshalb bietet Byhours Hotelzimmer in Form von Stundenpaketen an. Ihr könnt ein Zimmer für drei, sechs oder zwölf Stunden buchen. Der Zeitpunkt für den Check-in und Check-out richtet sich dabei nach euren Bedürfnissen.
Das sei flexibler und auch fairer im Preis, sagen Christian Rodríguez und Guillermo Gaspart, die Byhours 2012 gegründet haben.
Byhours macht aus Stundenhotels „Microstays“
Weil sie mit diesem Konzept natürlich gar nichts mit den typischen Stundenhotels zu tun haben, mögen sie diesen Begriff auch nicht sehr gerne. Ihr Angebot nennen sie lieber „Microstays“. Die Gründer sind sich sicher, damit ein völlig neues Konzept entwickelt zu haben, wie sie gegenüber Mobility Mag erklären.
„Das Konzept der Microstays ist einzigartig und unterscheidet sich von den Capsule Hotels in Asien und den Motels in Lateinamerika. Keine Hotel-Etablissements auf der Welt bieten die Möglichkeit oder haben die Software-Tools, um flexible Check-In Zeiten – 24 Stunden möglich – und stündliche Reservierungen für das breite Publikum anzubieten. Insofern haben wir das Konzept neu kreiert und den Trend international gestartet.“
Plattform in Deutschland gestartet
Die Microstays von Byhours lassen sich aktuell in über 3.000 Hotels und 50 Ländern buchen – und seit neuestem auch in Deutschland. Hier können Reisende aktuell Mikroaufenthalte in 340 Hotels buchen.
Ich war natürlich neugierig, wie die Plattform funktioniert und wie Hotels das Angebot finden und habe deshalb über Byhours einen Sechs-Stunden-Microstay im Dorint an den Westfalenhallen in Dortmund gebucht.
Die Buchung: Unkompliziert, aber mit ein paar Überraschungen
Wer ein Hotelzimmer über Byhours bucht, kann dies entweder über die Webseite oder die App des Unternehmens tun. Der Prozess ist insgesamt sehr unkompliziert. Wie bei anderen Hotel-Buchungsportalen auch, wählt ihr dafür zunächst einen Ort, ein Datum und ein Hotel.
Das Besondere ist nun, dass ihr anschließend angeben könnt, für wie viele Stunden ihr das Zimmer reservieren möchtet.
Während die Plattform prinzipiell drei, sechs und zwölf Stunden als Optionen anbietet, liegt es letztlich am Hotel selbst, welche Stundenpakete euch tatsächlich zur Verfügung stehen.
Das Dorint-Hotel in Dortmund bietet zum Beispiel nur Buchungen für drei und sechs Stunden an. Alles darüber hinaus wird vom Hotel als ganztägige Reservierung eingestuft. Das erfahre ich allerdings erst später. Beim Buchen sieht es für mich so aus, als könnte ich das Halbtags-Paket lediglich an den von mir angegebenen Terminen nicht reservieren.
Das liegt daran, dass Byhours zwar die Plattform grundsätzlich mit allen möglichen Optionen anbietet, die Hotels, die ihre Zimmer einstellen, dann aber selbst entscheiden, wie sie das umsetzen möchten und können.
Das bedeutet: Es kann euch durchaus passieren, dass nicht jedes Hotel sämtliche Pakete anbietet und ihr dann doch die gewöhnliche Übernachtung buchen müsst.
Es stehen nicht immer Zimmer für Byhours-Gäste zur Verfügung
In meinem Fall habe ich also ein Zimmer für sechs Stunden am Nachmittag reserviert. Dabei merke ich, dass auch die Check-in-Zeiten nicht bei allen Hotels rund um die Uhr verfügbar sind. In einigen Hotels kann ich morgens nicht einchecken, bei anderen funktioniert es nachts nicht.
„Im Dorint richtet sich dies danach, wie der jeweilige Tag im Hotel ausgebucht ist“, erklärt mir eine Reservierungsmitarbeiterin als ich schließlich um 12 Uhr einchecke.
Das Einchecken für den Microstay läuft übrigens ebenfalls reibungslos. Ein Blick auf den Computer reicht, um mich als Byhours-Gast zu identifizieren und mir meinen Zimmerschlüssel zu überreichen. Auch beim Auschecken gibt es keine Probleme. Ich frage mich, wie das eigentlich koordiniert wird, wenn Gäste zu allen möglichen Uhrzeiten ein- und auschecken.
Hat das Hotel für Byhours, wie für andere Buchungsportale auch, ein festes Zimmer-Kontingent? Nein, klärt man mich im Dorint auf. Das gebe es bei ihnen nicht. Die Zimmer, die für Byhours zur Verfügung stehen, richten sich immer danach, wie die Auslastung am jeweiligen Tag im Hotel ist. Wenn das Hotel zum Beispiel an einem Tag komplett ausgebucht ist, können Gäste in dem Fall einfach keine Microstays buchen.
Auch das sollten Reisende also beachten. Selbst wenn Byhours mit einem Hotel zusammenarbeitet, ist also nicht garantiert, dass man die Zimmer immer stundenweise buchen kann.
Was haben Hotels davon?
So wird auch klar, welchen Vorteil Hotels von diesem Angebot haben. Für sie sind Microstays eine Möglichkeit, leerstehende Zimmer effizienter zu füllen.
Darüber hinaus helfe Byhours den Hotels dabei, das Konzept der Microstays bekannter zu machen. „Wir bieten eigentlich bereits Mikroaufenthalte an“, erklärt man mir im Dorint, „aber die meisten Gäste wissen gar nicht, dass Hotels ein solches Angebot haben.“
Eine Plattform wie Byhours helfe dabei, dies bekannter zu machen. Das Dorint in Dortmund hat seine Kooperation mit Byhours im Oktober 2018 begonnen. In knapp zwei Monaten haben fast 20 Reisende einen Microstay gebucht. Zuvor waren es im Schnitt lediglich zwei bis drei solcher Buchungen pro Monat.
Wer bucht eigentlich einen Microstay?
Doch wer bucht eigentlich ein Hotelzimmer für so wenige Stunden und warum? Gibt es tatsächlich so viele Menschen, die zu merkwürdigen Zeiten einen Flug haben und die Nacht zuvor im Hotel übernachten?
Das Angebot richtet sich vor allem an Geschäftsreisende, die lediglich für einige Stunden in eine Stadt anreisen. Viele von ihnen haben oft ein paar Stunden Leerlauf zwischen Terminen, zwischen Flügen oder bevor ihr Zug abfährt. In dieser Zeit möchten viele von ihnen sich etwas entspannen, kurz die Beine hochlegen, ein paar Stunden schlafen, duschen oder vielleicht auch einfach ganz in Ruhe arbeiten.
Das leuchtet mir ein und erklärt ebenfalls, warum die Mehrheit der Hotels von Byhours im Vier-Sterne-Bereich liegen und meist an Flughäfen oder neben einem Messegelände zu finden sind.
Doch es gibt auch andere „Stundengäste“. „Wir hatten einmal eine Ärztin, die das Angebot genutzt hat“, berichtet eine Reservierungsmitarbeiterin im Dorint-Hotel. „Diese war nach einer Nachtschicht so müde, dass sie einfach ein paar Stunden schlafen wollte.“
Auch das kann ich noch nachvollziehen. Weniger nachvollziehen kann ich andere Anwendungsbeispiele, die Byhours für die Mikroaufenthalte nennt. Zum Beispiel, dass Menschen aus der gleichen Stadt sich in einem Hotel stundenweise für etwas #metime einquartieren.
Wenn sich ein Pärchen ein paar romantische Stunden in einem schicken Hotel machen möchte, bucht es doch im Normalfall das Zimmer für die ganze Nacht und will nicht nach sechs Stunden wieder auschecken?
Wer sich wiederum nach einem harten Arbeitstag ein bisschen Wellness gönnen möchte, braucht dafür ebenfalls kein eigenes Hotelzimmer. Stattdessen können Besucher bei den meisten Hotels einfach eine Tageskarte fürs Spa buchen. Das ist meist sehr viel günstiger als das Zimmer.
Kaum Preisunterschied zwischen Übernachtung und Microstay
Und in meinem Fall? Ich habe die meiste Zeit damit verbracht zu arbeiten und habe mir zum Schluss das Hotel-Spa gegönnt. Doch hätte ich dies auch ohne die Einladung von Byhours getan? Wahrscheinlich nicht.
Arbeiten tue ich ohnehin lieber am eigenen Schreibtisch, oder, wenn ich mal Abwechslung brauche, im Café oder Coworking-Space. Das Wellness-Paket fand ich zwar sehr schön, hätte ich aber in meiner eigenen Stadt definitiv ohne das Zimmer gebucht.
Vor allem, weil mein sechsstündiger Microstay von rund 80 Euro lediglich 15 Euro günstiger war als eine Übernachtung. Bei dem geringen Preisunterschied lohnt sich in dem Fall meiner Meinung nach der Mini-Aufenthalt nicht. Selbst für etwas persönliche Wohlfühl-Zeit hätte ich dann sicherlich einfach die ganze Nacht gebucht.
Doch vielleicht bin ich auch einfach nicht kreativ oder sparfüchsig genug und es gibt viele Menschen, die dieses Angebot, genauso kurz wie Byhours es anbietet, nutzen möchten.
Grundsätzlich ist es aber begrüßenswert, dass es für Reisende einfach eine weitere Option gibt. Ob man von dieser Gebrauch macht, sei jedem selbst überlassen.
Fazit: Interessantes Angebot, aber größtes Manko ist Verfügbarkeit
Mein Fazit: Auch wenn ich wohl nur in Ausnahmefällen davon Gebrauch machen würde, bietet Byhours für einige Reisende ein durchaus interessantes Angebot.
Das größte Manko ist für mich aber, dass es keine 100 prozentige Garantie dafür gibt, dass das gewünschte Hotel genau das Stundenpaket zu genau der Zeit verfügbar hat, die man möchte.
Einerseits erklärt sich dies natürlich aus dem Hotelalltag heraus. Andererseits ist eine Plattform für Microstays nur dann wirklich langfristig interessant, wenn man das Angebot auch garantiert wahrnehmen kann.
Wie ist es bei euch: Habt ihr schon mal einen solchen Microstay gebucht oder wärt ihr generell dafür zu haben?
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