Ein möglicher Betrug der ganz besonderen Sorte: Eine weltbekannte Influencerin bietet ein Webinar an, hält aber ihr Versprechen nicht ein. Der Fall wirft Fragen auf: Wie schaffen es Brands und Webinar-Teilnehmer, einen Bogen um schwarze Influencer-Schafe zu machen?
Du gehst zu einer Party und keiner ist da. Was sich wie ein schlechter Traum anhört, ist jetzt 500 Followern einer bekannten Influencerin geschehen.
Zum Hintergrund: Mit ihren 860.000 Instagram-Anhängerin ist Aggie Lal kein kleines Lichtlein am Social-Media-Himmel. Stolz bietet sie ihr Webinar mit dem geschmeidigen Titel „How to grow your Instagram“ für ebenso stolze 500 US-Dollar an.
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Aggie Lal preiste ihr Angebot als exklusiv und intim an. Ganze zwölf Wochen sollte ihr Kurs dauern und Einblicke in ihr Media Kit, ihre Kommunikationsstrategie gewähren sowie etliche Tutorials in Bildbearbeitung und Fotografie enthalten. Und sollte der Kurs nicht das halten, was er versprach, würden die Teilnehmer ihr vorab gezahlten Betrag zurückerhalten. Das Angebot klang seriös – offenbar seriös genug für 500 Teilnehmer.
Influencer Fraud: Zu schön, um wahr zu sein?
Doch leider kam es zu alldem gar nicht. Zumindest nicht in Gänze. Bereits in Woche Eins forderte Lal ihre Teilnehmer auf, weitere Teilnehmer für den Kurs aus dem eigenen Bekanntenkreis zu gewinnen – ohne Gegenleistung.
Laut einer anonymen Teilnehmerin wuchs bei den übrigen wegen dieser Aufforderung das Misstrauen, ebenso über die qualitativ überschaubaren Webinar-Inhalte. Als einige der Teilnehmer ihr Geld zurückverlangten, stellte sich die Influencerin quer – und ließ sich anschließend im Webinar nicht mehr blicken.
Mit dem Hinweis, ihre Ehe sei zerbrochen, sie würde nun eine längere Auszeit nehmen und eine WLAN-Verbindung sei nicht herzustellen, warteten die übrigen Teilnehmer auf die Fortsetzung des Online-Kurses. Dies hielt Aggie Lal jedoch nicht davon ab, in der Zwischenzeit gut gelaunt bildgewaltige Schnappschüsse von ihren Trips um die Welt zu posten.
Influencer-Fraud: Eine Entschuldigung und alle Fragen offen
Am 13. Dezember ging Lal nun auf die Vorwürfe ein und versprach eine Aufklärung bzw. eine vollständige Rückzahlung der Kursgebühr:
Ob sich dieser Betrug und die damit verbundenen Vorwürfe nun in Luft auflöst oder nicht: Ein schlechtes Licht wirft der Fall auf Webinare von Online-Meinungsmachern auf jeden Fall.
Auch wenn der globale Influencer-Marktwert im kommenden Jahr 2019 mehr als doppelt so hoch sein wird wie 2017, sind die Praktiken einiger Influencer verwerflich. Wie misst man wahrheitsgetreu den Erfolg von diesen Meinungsmachern? Und kann man dadurch Rückschlüsse auf ihre Kompetenz und Seriosität ziehen?
Ob die Zahlen zu Reichweite und Engagement jener Instagram-Stars jedoch tatsächlich der Wahrheit entsprechen, wird sich zeigen, wenn Instagram die Verbannung von Like- und Follow-Apps umsetzt und die davon profitierten Accounts abstraft bzw. sperrt. Es bleibt zu hoffen, dass dadurch der Markt ein wenig transparenter und authentischer wird als bisher.
Influencer: Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind notwendig
Dass Influencer unser Kaufverhalten beeinflussen, hat nun auch PricewaterhouseCoopers (PwC) in einer aktuellen Studie belegen können. Nach ihr kauften 29 Prozent der deutschen Befragten ab 16 Jahren ein Produkt, das einer oder mehrere digitale Meinungsmacher angepriesen hatten.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass der Faktor Vertrauen im Influencer-Marketing besonders bei Älteren ein entscheidendes Kriterium darstellt – eine Eigenschaft, die unsere Influencerin Aggie Lal vermissen lässt.
Ob sie den unzufriedenen Webinar-Teilnehmern die Kosten zurückzahlt, wird sich hoffentlich bald aufklären. Es wird spannend sein, wie Marken und Unternehmen künftig versuchen werden, die Zusammenarbeit mit Influencer zu verändern.
Unilever beispielsweise hat in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit Influencern beendet, die gefälschte Follower gekauft haben. Ein Schritt in die richtige Richtung – denn nur so gewinnen Unternehmen an Glaubwürdigkeit. Und damit sinkt auch hoffentlich die Zahl von Influencer-Frauds.
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