Als das Google Pixel 3 und Google Pixel 3 XL vorgestellt wurden, schien es so, als würde Google uns damit sagen wollen, dass Hardware völlig unwichtig und uninteressant ist:
Ich tippe hier die Infos nur ab um beschäftigt auszusehen. Meine Spec-Liste bis jetzt: „Tolles Display, Tolle Lautsprecher, Tolles Design“ #MadebyGoogle
— Ümit Memisoglu (@UmihitoTV) October 9, 2018
Bei einem Pixel ist das in gewisser Weise auch wahr, denn Google ist primär eine Software-Firma und Software ist das was Google am besten kann. Gerade bei einem Smartphone macht es Sinn eine optimierte Software zu liefern, denn auch ein Smartphone mit der besten Hardware kann unglaublich schlecht sein, wenn die Software nicht stimmt und da gibt es auf dem aktuellen Smartphone-Markt noch immer viele Beispiele.
Mit diesem Fokus hat Google ein eigentlich fantastisches Smartphone geschaffen und auch Dinge, die beim Pixel 2 kritisiert wurden, wie das Display, wurden korrigiert. Jedoch gibt es auch einige Designentscheidungen sowie einige Hardwareelemente, die man hätte besser machen können. Wo das Google Pixel 3 XL völlig überzeugt und wo es noch einiges besser machen muss, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
[toc]Google Pixel 3 XL – Spezifikationen
Display |
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Prozessor |
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Arbeitsspeicher | 4 GB RAM |
Interner Speicher | 64/128 GB Speicher, nicht erweiterbar |
Kamera hinten | 12.2 MP, f/1.8, 28mm (weit), 1/2.55″, 1.4µm, OIS, dual pixel PDAF |
Kamera vorne | 8 MP, f/1.8, 28mm (weit), PDAF 8 MP, f/2.2, 19mm (ultraweit), kein AF |
Betriebssystem | Android Pie 9.0 |
Akku | 3430 mAh 10 Watt kabelloses Laden |
Verbindungen |
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Sensoren |
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Audio | Type C, keine Klinkenbuchse |
Gewicht | 184 Gramm |
Größe | 76,7 x 158 x 7,9 mm |
Weitere Details |
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Google Pixel 3 XL – Klare Designsprache in Design und Software
Auf dem ersten Blick sieht die Rückseite des Pixel 3 XL super aus. Es ist schlicht und wirkt elegant. Selbst die weiße Version mit dem farbigen Power Button gefällt mir sehr, wo ich bei anderen Smartphones kein Fan davon bin. Das liegt zum Teil an der neuen Glasrückseite, die teilweise Matt beschichtet ist. Der „frosted finish“, sieht gut aus, fühlt sich sehr gut (und schön weich) an und hilft dabei Fingerabdrücke zu vermeiden. Die Designsprache hat sich hier nicht geändert, sondern verbessert und man kann nach wie vor das Pixel sehr leicht von anderen Smartphones unterscheiden. Dazu ist es jetzt sogar wasserdicht mit IP68 Zertifizierung.
Selbst die Software spiegelt diese Designsprache wieder mit einfachem Design, dem eigenen Google Sans Font und den schönsten Live-Wallpapern, die es auf einem Smartphone gibt und tollen flüssigen Übergängen in das Always on Display beim ausschalten des Displays. So wirkt alles wie aus einem Stück gegossen und es macht Spaß das Gerät im Alltag zu nutzen. Der Pixel Launcher ist einer der besten und übersichtlichsten Launcher auf Android mit minimalen Design. Mehr von der Software und den besonderen Features seht ihr in unserem ausführlichen Tipps und Tricks Video. Einzig die aufgezwungene Gestensteuerung mit der Pixel Pill stört ein wenig. Ich wünschte man hätte dem Nutzer hier die Wahl gelassen, denn die Gestensteuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Es gibt aber noch einige Kleinigkeiten die mich stören: Der Bug mit den sich überlappenden Symbolen beim hochswypen (sichtbar im Video) wurde noch immer nicht gefixt, die Songerkennung funktioniert manchmal nur nach mehreren Neustarts und das ausblenden der Notch ist umständlich und deaktiviert das Display komplett, sodass Statussymbole nach unten verschoben werden und nicht wie bei anderen Herstellern noch angezeigt werden.
Von vorne betrachtet, habe ich gemischte Gefühle. Wo das Display jetzt qualitativ echt top ist und sicher mit einem Samsung oder iPhone mithalten kann, ist das Design sehr eigenwillig. Die unteren beiden Ecken des Displays sind nicht symmetrisch zu den oberen Ecken, die Lautsprecher vorne sind unterschiedlich groß, sodass man die Lautsprecher auch für mehr Display an die Seite hätte packen können, die Notch ist unnötig groß und viel zu auffällig und Videos sind beim abspielen wegen Kinn und Navigationsleiste nicht einmal mittig zentriert. Vielleicht liegt es auch genau daran, dass der noch immer recht gute Sound der Lautsprecher nicht ganz so gut ist beim Pixel 2 XL. Entweder tut man zwei gleichwertige Lautsprecher nach vorne und lässt den Rand unten und oben bleiben, oder man nimmt eine unscheinbarere Notch, verschiebt den Lautsprecher auf die Unterseite und hat mehr Display vorne. Die Notch, so wie sie ist, macht gar keinen Sinn. Hier ist das so als wollte man mehr Display vorgaukeln, balanciert es aber irgendwie so aus, dass man am Ende genauso viel hat, wie mit Stirn und Kinn. Klar, es gibt größere Probleme auf der Welt, aber die Vorderseite hätte weniger komisch aussehen können. Von vorne muss das Smartphone nämlich nicht unbedingt besonders aussehen. Man gewöhnt sich zwar einigermaßen leicht dran, aber sobald man sich ein anderes Smartphone anschaut, fällt das komische Design des Google Pixel 3 XL doch wieder auf.
Google Pixel 3 XL – Wireless Charging und Google Home mit dem Pixel Stand
Mit der Glasrückseite bekommt das Google Pixel 3 XL auch kabelloses Laden als neues Feature dazu. Eine Leistung von 10 Watt ist hier möglich. Das kommt zwar nicht an die 15 Watt von Huawei heran, aber ist dennoch schneller als der Durchschnitt. Diese Funktion wird mit dem neuen Pixel Stand, der separat für eine UVP von 79 Euro erhältlich ist kombiniert. Hiermit lässt sich das Smartphone Laden und gleichzeitig zu einem Google Home mit Display machen, womit man beim Laden die Funktionalität erweitert. Damit ist Wireless Charging nicht nur „nice to have“, sondern bringt auch einen Mehrwert. Die Umsetzung ist sehr gelungen und wenn ich nach Hause komme, lege ich es direkt auf den Pixel Stand um nicht nur Google Home in seiner Funktionalität zu erweitern, wo ein Display ist echt praktisch ist, sondern auch um meine Smart Home Geräte zu steuern. Dafür bietet es einfache und intuitive Steuermöglichkeiten, wo man mit dem Sprachassistenten alleine manchmal Frustmomente erlebt. Ich wünschte das würde auch mit anderen Smartphones funktionieren, aber es ist exklusiv dem Pixel vorbehalten.
Google Pixel 3 XL – Hardware könnte aktueller sein
Intern kommt das Google Pixel 3 und Google Pixel 3 XL mit dem Snapdragon 845, wo eigentlich schon die 855 vor der Tür steht, was aber nicht wirklich schlimm ist, da dieser ordentlich Leistung und eine gute Akkueffizienz mitbringt. Wenn man bedenkt, dass sogar das Pixel 2 mit dem 835 noch mit aktuellen Smartphones mithalten kann und teilweise sogar besser performt, sieht man auch hier dass Google lieber auf einen möglichst optimierten Chip setzt und diesen noch weiter mit Software optimiert. Weniger beeindruckend ist der eingebaute Arbeitsspeicher von nur 4 GB. Klar, aktuell läuft alles sehr flüssig, aber trotz guter Optimierung ist das auf lange Sicht nicht viel, wenn man bedenkt, dass andere aktuelle Android-Smartphones schon seit fast zwei Jahren mehr Arbeitsspeicher anbieten. Auch die Tatsache, dass es noch eine 64 GB Version gibt finde ich schade, denn man hätte auch ruhig für denselben Preis die 128er Version anbieten können. Bei einem nicht erweiterbaren Speicher finde ich 64 GB viel zu wenig. Wenig Arbeitsspeicher und interner Speicher funktioniert vielleicht mit iOS, aber nicht so gut mit Android.
Am Ende unterscheidet es sich gar nicht mal so sehr vom Pixel 2 XL (bis auf das Display), denn der Großteil der Software wird auch auf das Pixel 2 XL gebracht.
Google Pixel 3 XL – Kamerakönig des Jahres 2018
Bei der Kamera setzt das Google Pixel 3 XL mal wieder auf einen einzigen 12,2 MP Sensor mit f/1.8 Blende, der es auch diesmal schafft die Multikamera-Konkurrenz alt aussehen zu lassen. In vieler Hinsicht ist es sogar zu gut für ein Smartphone, denn Dynamikumfang dank HDR+, Farben, Schärfe, Kontrast und Portrait-Effekt überzeugen schlicht mit jedem Foto und das ohne selbst bearbeiten zu müssen. So ist es kein Wunder, dass das Google Pixel 3 bzw. Google Pixel 3 XL wie der Vorgänger mal wieder eindeutig der Kamerakönig in unserem Blindtest wurde, da dessen Bilder der Community am besten gefallen. Unten seht Ihr einige Fotos und mehr findet Ihr in unserem 7 Smartphones Blindtest-Artikel. Für Leute, die Ihre Fotos gerne bearbeiten ist ein Huawei Mate 20 Pro ein mächtiges Gadget, aber für Schnappschüsse ist das Google Pixel 3 / Google Pixel 3 XL idiotensicher, bzw. perfekt und auch Features wie der fünffachzoom und Nachtmodus kommen schon einigermaßen an Huawei heran, wobei der chinesische Hersteller da noch deutlich die Nase vorn hat. In unserem Tipps und Tricks Video seht Ihr einige weitere Funktionen der Kamera.
Vorne hat sich ein wenig mehr getan, denn nun haben wir hier eine Dualkamera. Einen 8 Megapixel Weitwinkelsensor mit f/1.8 und ein 8 MP Ultraweitwinkelsensor mit f/2.2. Auch bei Selfies überzeugt das Google Pixel 3 voll und ganz bei Tag und Nacht im Bezug auf Hauttöne, Dynamikumfang und Details. Der Portrait-Modus hat noch immer die beste Qualität unter allen Smartphones und funktioniert sogar gut mit dem Ultraweitwinkel, der es erlaubt mehr ins Bild zu bekommen.
Google Pixel 3 XL – Top Video, schlechtes Mikro
Im Bereich Video ist das Google Pixel 3 / Google Pixel 3 XL einer der besten Videosmartphones mit sehr guter Stabilisierung. Leider fehlt hier 4k mit 60 FPS, obwohl es technisch eigentlich möglich wäre. Viel schlimmer ist jedoch, dass Tonaufnahmen mit dem integrierten Mikrofon leider viel zu schlecht sind. Zumindest im Vergleich zur Qualität der Videos, zur Konkurrenz und zum Preis. Als ich das Intro für das Huawei Mate 20 Pro Tipps und Tricks Video aufgenommen hatte, war ich schockiert, wie das Pixel 3 XL klingt. Hätte ich das früher gemerkt und hätte keinen Zeitmangel gehabt, hätte ich das definitiv mit einem anderen Gerät neu aufgenommen. Videos mit der Frontkamera sind auch super, aber leider ist der Ultraweitwinkelsensor nicht stabilisiert, weshalb man für Vlogs z.B. mit dem Ultraweitwinkel noch einen Gimbal braucht, was sehr schade ist. Ich hoffe dass Google mit dem Pixel 4 diesen stabilisiert und auch auf der Rückseite einführt, denn für Videoaufnahmen ist dieser wirklich sehr nützlich und gibt einem mehr Flexibilität.
Hier könnt ihr euch den Ton des Google Pixel 3 XL am Anfang und am Ende einmal anhören:
Google Pixel 3 XL – Schwacher Akku?
Ein wenig enttäuscht bin ich von dem 3430 mAh Akku des Google Pixel 3 XL, denn am Ende des Tages bleibt weniger als noch beim Pixel 2 XL. Manchmal geht der Akku schneller leer ohne dass ich etwas besonderes oder anspruchsvolles gemacht habe. Am Ende eines langen Arbeitstages, wo beim Pixel 2 XL noch ca. 30% übrig blieb, erreicht das Pixel 3 XL bereits den kritischen Bereich und muss aufgeladen werden. Es ist zwar nicht schlecht, aber mit Blick auf die Konkurrenz etwas schwach. Ich hoffe, dass ein Update dies verbessern kann, aber wie realistisch das ist, kann ich nicht einschätzen. Wenigstens geht aber das Laden recht zügig, sodass man von 0 auf 100 in etwa 1h 30 min kommt.