Lange hat es in der Gerüchteküche gebrodelt, nun ist es offiziell. Waymo hat seine erste kommerzielle fahrerlose Flotte gelauncht. Startet damit das Rennen der Unternehmen um das große Geld mit der Technologie?
Keine laute Fanfare, keine riesige Live-Show, kein großes Medienevent. Waymos Start seiner kommerziellen Robotertaxis in Arizona verlief fast schon verdächtig still und leise. So könnte man fast übersehen, was für ein bedeutender Meilenstein das für die fahrerlose Technologie ist.
Robotertaxis von Waymo müssen sich erstmal bewähren
Seit zehn Jahren – so lange wie kein anderes Unternehmen – forscht Googles fahrerlose Einheit Waymo an der Technologie. Die autonomen Fahrzeuge sind über 10.000 Testmeilen in etwa 25 US-Städten auf öffentlichen Straßen gefahren. Experten schätzen, dass Waymo eine Milliarde US-Dollar in das Programm gesteckt haben muss.
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Und nun, wo Waymo zum ersten Mal Geld mit der Technologie verdient? Verhaltene Freude. Denn Waymo weiß natürlich, dass sich die Robotertaxis erstmal in der Praxis bewähren müssen. Jetzt erst wird sich zeigen, ob autonome Fahrzeuge das halten können, was Unternehmen und Wissenschaftler sich erhoffen: eine völlig neue Form der Mobilität ermöglichen und Einnahmen generieren.
Denn wer so viel wie Waymo in eine Technologie investiert hat, der hofft natürlich am Ende auf das große Geld. Das gibt es aber natürlich nur, wenn sich die fahrerlosen Taxis in Arizona bewähren.
„Good afternoon, Waymo-Rider“
Seit dem 5. Dezember fahren sie unter dem Namen Waymo One in vier Vororten der Stadt Phoenix in einem Umkreis von rund 160 Kilometern.
Die Robotertaxis von Waymo bestellt man natürlich per App, genau wie andere Ridehailing-Angebote wie Uber oder Lyft. Auch der Preis ist vergleichbar: Sowohl bei Waymo One als auch bei Lyft zahlt man für eine Strecke von knapp fünf Kilometern weniger als acht US-Dollar.
Ganz anders als bei Uber oder Lyft kommt das Fahrzeug von Waymo One allerdings dann von alleine angefahren. Anfangs sitzt zwar noch ein Sicherheitsfahrer hinterm Steuer. Dieser soll aber wirklich nur in Notsituationen eingreifen.
Im Innenraum sehen Fahrgäste zwei Monitore, die in den Rückseiten der Vordersitze eingebaut sind. Darin können sie ihre Route verfolgen und per Touchscreen ebenfalls einen externen Waymo-Mitarbeiter kontaktieren, falls sie Fragen haben.
Während der Fahrt „spricht“ das Fahrzeug mit den Insassen: Fahrgäste werden zum Beispiel mit einem freundlichen „Good afternoon, Waymo-Rider“ begrüßt und die Manöver werden vorher angekündigt.
Eine Reporterin von Reuters hat den Service bereits getestet. Ihre Bilanz: Insgesamt eine gute Erfahrung und der Fahrer musste kein einziges Mal das Lenkrad anfassen. Doch es gab auch noch Probleme. An einigen Stellen fuhr das Auto sehr ruckartig an und das Tempo war auch langsamer als bei einem menschlichen Fahrer.
Dies ist eine Kritik, die Waymo für seine fahrerlose Flotte schon oft bekommen hat. Denn während die Waymo-Flotte extrem vorsichtig fährt, sind menschliche Fahrer auf ein derart bedächtiges Fahrverhalten nicht immer eingestellt. Im besten Fall ist der Autofahrer, der hinter dem Robotertaxi fährt, nur verärgert. In der Praxis kann das aber auch zu Aufffahrunfällen oder zäh fließendem Verkehr führen.
Waymo hat beteuert, dass genau dieses Feedback sehr wichtig ist und man an diesen Kinderkrankheiten arbeiten möchte. Andere Fahrgäste wiederum scheint das langsame Tempo nicht zu stören, sie fühlen sich dadurch sicherer.
Der Druck für die Konkurrenz steigt
Waymo möchte seine Robotertaxis vorerst nur in Arizona testen. Doch der Druck für die Konkurrenz steigt. Denn es gibt zwar andere Unternehmen, die kommerzielle fahrerlose Autos in den USA testen. Dazu gehören Lyft, Drive.ai, Optimus Ride und May Mobility. Doch die Fortschritte sind langsam, der Wettbewerb überschaubar.
Waymos Einstieg in den Markt, könnte das Ganze beleben und – so hoffen Experten – die Entwicklungen weiter vorantreiben. Tatsächlich vermuten einige, dass Waymo aus technischer Sicht etwas zu früh ins kommerzielle Geschäft mit den fahrerlosen Autos eingestiegen ist.
Doch andere große Unternehmen wie General Motors und Ford stehen ebenfalls schon in den Startlöchern und wollen ihre kommerziellen Robotertaxis in den kommenden Jahren starten. Hätte Waymo länger gewartet, so die Einschätzung, hätte das Unternehmen seinen Vorsprung verlieren können.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Konkurrenzkampf nicht auf Kosten der Sicherheit und der Fahrgäste geht.