Bahnbrechende Innovation beginnt häufig mit kleinen Unternehmen, die auf große Ideen stoßen. In manchen Fällen ist es aber genau umgekehrt. Im Falle der E-Bikes war es sogar ein sehr großes Unternehmen, das auf eine simple Idee kam. Die Rede ist von Bosch, einer 400.000 Mitarbeiter starken Firma, die bereits seit über einem Jahrhundert ein führender Hersteller von Automobiltechnologie ist.
In diesem Beitrag erzählen wir euch die Geschichte, wie sich Bosch in die E-Bike-Branche verirrte.
Auf der LA CoMotion habe ich mich mit Claudia Wasko, Vice President und General Manager bei Bosch eBike Systems Americas, unterhalten. Sie verriet mir, warum sich Bosch plötzlich mit elektrischen Fahrrädern beschäftigt.
Kennt ihr die Erzählung von den Siebenmeilenstiefeln? Laut dieser Legende kann der Träger mit nur einem Schritt ganze sieben Meilen zurücklegen. Vor ungefähr einem Jahrzehnt wollte der Bosch-Ingenieur Peter Kimmich dieses Märchen für E-Bikes zur Wirklichkeit machen.
Um dieses Ziel zu erreichen, musste er die technischen Probleme lösen, mit denen E-Bikes zu kämpfen hatten und Bosch davon überzeugen, das Projekt zu unterstützen.
Lange Zeit sahen elektrische Fahrzeuge etwas merkwürdig aus und waren nicht unbedingt ein Verkaufsschlager. Sie litten unter Überhitzungsproblemen, kurzen Akkulaufzeiten und kamen nicht gut mit Steigungen klar. Häufig ging an den Fahrrädern etwas kaputt, was natürlich weder die Käufer noch die Händler erfreute. Bei vielen E-Bikes hatte man außerdem das Gefühl als hätte der Motor die Kontrolle und nicht der Fahrer.
Wasko gibt zu, dass sie damals keines dieser E-Bikes gekauft hätte. „Sie waren einfach uncool“, sagt sie. Ausgelöst wurde die Entwicklung des Bosch-E-Bikes durch ein Fahrzeugteil, nämlich den Motor einer Servolenkung. Dieser Motor unterstützt Autofahrer beim Lenken, indem er die vom Fahrer aufgebrachte Kraft verstärkt.
Autohersteller kauften zu dieser Zeit weniger Servomotoren ein, als Bosch vorhergesehen hatte.
Ein weiterer Fahrradenthusiast unter den Bosch-Ingenieuren kam auf die Idee, die Lithiumbatterien für Boschs Elektrowerkzeuge als Energiequelle für E-Bikes zu verwenden. Am Ende bedienten sich die beiden Ingenieure der riesigen Werkzeugkiste von Bosch, um ihr E-Bike zu entwerfen.
Das nächste Puzzleteil war ein Drehmomentsensor. In einem Auto erkennt dieser Sensor, ob die Last auf einem der Sitze von einer Person oder einer Einkaufstasche stammt. So entscheidet das System, ob der Sicherheitsgurtalarm aktiviert werden muss oder nicht. Im E-Bike wir der Sensor dazu verwendet, um Steigungen zu erkennen und dem Fahrer zusätzliche Unterstützung zu bieten. Bei frühen E-Bikes konnte es hin und wieder zu Rucklern kommen, aber mit Boschs Sensorsystem fühlt man sich fast wie auf einem herkömmlichen Fahrrad – Bosch bezeichnet das als „Rückenwindgefühl“.
Als schließlich alle Einzelteile bereit lagen, konnte sich Bosch um die Konstruktion seines E-Bikes kümmern. Die Bauteile ließen sich aber nicht einfach an einem herkömmlichen Fahrradrahmen befestigen. Gleichzeitig hatte Bosch keinerlei Erfahrung, was die Konstruktion von Fahrrädern angeht. Es musste also ein Partner her. Wasko begab sich deshalb auf die Suche nach Unternehmen, die Konzepte für das Bosch-Fahrrad entwerfen konnten.
Im Jahr 2010 stellte Bosch seine Innovation auf der Fahrradmesse Eurobike vor und insgesamt präsentierten dort vierzehn Unternehmen ihre E-Bike-Prototypen.
Die Polizei in LA verwendet E-Bikes!
Auf der LA CoMotion – einer Konferenz zur Zukunft der Mobilität, die in Los Angeles veranstaltet wird – präsentierte die LAPD (Los Angeles Police Department) ihr eigens konstruiertes E-Bike für den Polizeieinsatz.
Charlie Beck, Chief der LAPD, hatte sich zuerst mit mehreren anderen Fahrradherstellern unterhalten, bevor er sich für das System von Bosch entschloss. Die Gründe für seine Wahl waren die hohe Zuverlässigkeit der Elektroräder und die fehlerfreien Testfahrten. Als Nächstes begab er sich auf die Suche nach einem Partner, der ein E-Bike für den Polizeieinsatz konstruieren konnte. Bosch stellte dem Polizeichef eine Reihe von OEM-Partnern vor, aus denen schließlich Bulls USA als Favorit hervorging. Nach neunmonatiger Zusammenarbeit war „The Sentinel“, das eigens nach den Designvorstellungen der LAPD konstruierte E-Bike, bereit für die Straße.
Ein Fahrrad für den Polizeieinsatz muss andere Anforderungen erfüllen als beispielsweise ein Rad für Fahrradenthusiasten. So muss es zum Beispiel sehr robust sein. Außerdem muss es schnell genug sein, um selbst mit schwerer Polizeiausrüstung ein Auto verfolgen zu können. Auch die Sitzhöhe musste für das Polizeirad speziell angepasst werden, damit der Fahrer mit seinem Ausrüstungsgürtel besser absteigen und die Waffe griffbereit halten kann.
Im August waren bereits zwanzig dieser E-Bikes auf den Straßen von Los Angeles unterwegs und die Reaktion der Öffentlichkeit war ausgesprochen positiv. Die Fahrräder wurden zum Gesprächsstarter Nummer eins und helfen dabei, die Beziehungen zu den Anwohnern der Stadt zu verbessern. Seitdem spielen viele Polizisten der LAPD mit dem Gedanken, der Fahrradpolizei beizutreten.
Die E-Bikes verbesserten aber nicht nur die Beziehung zu den Einwohnern der Stadt. Polizisten mit E-Bikes konnten im Vergleich zu Polizisten mit herkömmlichen Fahrrädern ganze zweihundert Prozent mehr Strafzettel verteilen.
„Dank des Elektromotors können die Polizisten länger unterwegs sein und dabei größere Strecken zurücklegen, wodurch sie auf Streife ein wesentlich größeres Gebiet abdecken können“, sagt Wasko. „Mit dem E-Bike können sie an enge Orte und in Menschenmengen gelangen. Sollte ein Notruf eingehen, kann der Polizist einfach den Turbomodus aktivieren und Geschwindigkeiten von bis zu 45 Stundenkilometern erreichen – auf flachem Terrain ist das vergleichbar mit den Spitzensportlern der Tour de France; sie sind dabei vierzehn bis sechszehn Stundenkilometer schneller als der durchschnittliche Radfahrer!“
View this post on Instagram
In der Regel legen die Polizisten pro Tag eine Strecke von über 96 Kilometern zurück, wobei sie ihr E-Bike während ihrer Schicht kein einziges Mal aufladen müssen. Vollständig geladen ist der Akku in nur zwei Stunden, das E-Bike lässt sich also auch in der Mittagspause aufladen; im Notfall kann sogar der Akku ausgetauscht werden.
Was halten die Polizisten davon?
Sergeant Gordon Helper, der für die LAPD Central Division arbeitet, ist bereits seit dem Jahr 2000 Teil der LAPD-Fahrradpolizei und sagt: „Die neuen E-Bikes haben am Ende der Schicht immer ein paar Prozent übrig. die Akkulaufzeit ist also überhaupt kein Problem.“
Als er eines Tages mit dem E-Bike unterwegs war, erhielt er einen Notruf bezüglich einer Person, die mit einem Messer bewaffnet war. Dank seines Elektrorads war er in der Lage, umgehend auf den Notruf zu reagieren.
„Ich fuhr mit meinem E-Bike von der Central Station aus los, bei helllichtem Tag und starkem Verkehrsaufkommen“, sagt Helper. „Obwohl ich alle Ampeln und Straßenschilder beachtet habe, konnte ich in unter vier Minuten zum Einsatzort gelangen. Der Streifenwagen braucht im Schnitt sieben Minuten.“
Laut Helper spürt man auf dem Fahrrad nicht einmal das Gewicht der fünfzehn Kilogramm schweren Polizeiausrüstung. Dank der E-Bikes konnte er auf „alle Notrufe schnell und effizient reagieren.“
Er erzählte außerdem von einem Vorfall, bei dem eine seiner Kolleginnen von einem Auto angefahren wurde. Trotz schwerer Schäden am Hinterrad fiel sie nicht von ihrem E-Bike und blieb unversehrt. Eine Gruppe von Fahrradkurieren war so beeindruckt von diesem Anblick, dass sie anfingen, ihr zuzujubeln, als sie sich von ihrem Unfall erholte.
Bulls USA filmte außerdem ein kurzes Video, in dem Sergeant Helper über seine Erfahrungen mit „The Sentinel“ erzählt.
In den Vereinigten Staaten setzen acht weitere Polizeibehörden die E-Bikes von Bosch ein. In Los Angeles prahlten die Polizisten der LAPD mit ihrer neusten Investition sogar vor dem LA Fire Department, die nicht anders konnten, als ein wenig neidisch zu reagieren.
Bosch ist überzeugt, dass seine Antriebssysteme dazu beigetragen haben, das E-Bike-Geschäft voranzutreiben. In den USA verdoppelten sich zwischen 2016 und 2017 die Verkaufszahlen von E-Bikes und erreichten dabei eine Summe von 77 Millionen US-Dollar. In weiten Teilen Europas sind E-Bikes sogar noch beliebter. In Deutschland zum Beispiel sind fast 20 Prozent der verkauften Fahrräder elektrisch, und Experten gehen davon aus, dass diese Zahl auf ein Drittel ansteigen wird. Außerdem wird erwartet, dass die E-Bike-Verkäufe bis zum Jahr 2025 ein jährliches Wachstum von 6,3 Prozent verzeichnen werden.
Wir haben uns mit Bulls USA in Verbindung gesetzt und nach einem Testmodell ihrer E-Bikes für
Normalverbraucher gefragt, die ebenfalls auf der Bosch-Plattform basieren. Bleibt also dran, um herauszufinden, ob wir mit den Polizisten der LAPD einer Meinung sind!
Dieser Beitrag wurde von Bosch gesponsert, alle Gedanken und Ideen sind immer noch meine eigenen.