Kann ein elektrischer Multikopter schneller Leben retten als ein herkömmlicher Helikopter? Um das herauszufinden haben die ADAC Luftrettung und Volocopter eine Machbarkeitsstudie gestartet.
Bei einem Notfall ist vor allem eins wichtig: Es muss schnell gehen. Notfalleinsätze per Luft gehören daher seit Jahrzehnten zu jedem Rettungsdienst dazu. Die ADAC Luftrettung möchte nun den Rettungshubschrauber auf die nächste Stufe heben – und testet dafür die Elektroflugzeuge von Volocopter.
Lufttaxis können mehr als Großstäder durch die Gegend fliegen
Volocopter ist ein Start-up aus Bruchsal, das elektrisch betriebene Fluggeräte für den urbanen Raum entwickelt. Volocopters Maschinen sind aber nicht nur emissionsfrei und lautlos, sie können ebenfalls senkrecht starten und können. Die VTOL-Technologie bedeutet, dass man keine großflächige Start- oder Landebahn benötigt. Die Fluggeräte könnten somit theoretisch von Häuserdächern aus abheben, ähnlich wie Hubschrauber.
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Das große Ziel von Volocopter ist es, diese Lufttaxis vollautonom betreiben zu können. Erste Tests führt das Unternehmen dazu bereits in Dubai.
Die neue Kooperation mit der ADAC Luftrettung zeigt aber, dass die Technologie mehr kann, als Großstädter on-demand durch die Gegend zu fliegen.
Die ADAC Luftrettung erhofft sich, dass dadurch der Arzt im Notfall schneller zum Patienten gelangen kann. Ganz plakativ gesagt: Es geht um Menschenleben.
Luftrettunsseinsätze simulieren
Dafür hat Volocopter die Hubschrauber speziell umgebaut. Bevor die Volocopter aber im Notfall zum Einsatz kommen, soll die Technologie in einer Machbarkeitsstudie getestet werden. Dafür wurden zwei Modellregionen ausgewählt, Dinkelsbühl in Bayern und das Land Rheinland-Pfalz.
Dabei möchte das Institut für Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität München ab Frühjahr 2019 Luftrettungseinsätze mit Volocoptern am Computer simulieren.
Die Machbarkeitsstudie ist insgesamt auf eineinhalb Jahre ausgelegt und soll 500.000 Euro kosten.
Für die ADAC Luftrettung ist diese Studie ein großer Meilenstein. Vor 50 Jahren gehörte sie zu den ersten, die Notfalleinsätze per Luft testeten. Die Kooperation mit Volocopter sei dabei der nächste logische Schritt, sagt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung: „Es ist nur folgerichtig, dass wir jetzt die ersten sind, die die Luftrettung in Deutschland mit neuen Technologien in die Zukunft führen.“
Rettungsdienste testen unbemannte Fluggeräte
Die ADAC Luftrettung ist aber nicht der einzige Rettungsdienst, der mit neuen Technologien in der Luft experimentiert. Das Deutsche Rote Kreuz testete zum Beispiel im vergangenen Jahr in einem Pilotprojekt auf der Insel Usedom einen „Rettungskopter“.
Diese unbemannte Drohne hatte eine Kamera an Bord und konnte damit Schwimmer in Not entdecken und selbstständig eine Schwimmhilfe abwerfen. Damit könnten lebenswichtige Minuten überbrückt werden, bis die Rettungskräfte selbst vor Ort sind.
Die Deutschen Lebens-Rettung-Gesellschaft arbeitet ebenfalls schon ansatzweise mit Drohnen, vor allem, um Vermisste zu finden. Drohnen können schneller zu einem Ort gelangen und haben außerdem einen besseren Überblick in schwer zugänglichem Gelände. Für solche Einsätze testet auch die Polizei in Deutschland bereits an mehreren Orten die Technologie.
Die DLRG-Drohnen können aber nicht nur Menschen auf dem Wasser finden. Sie können außerdem bis zu drei Meter tief ins Wasser „blicken“.
Ein weiteres mögliches Einsatzgebiet solcher unbemannten Fluggeräte wäre die Lieferung von Medikamenten und Blutkonserven an abgelegene Orte.
Schon jetzt werden durch den Einsatz von Multikoptern wie Volocopter und ferngesteuerte Drohnen Menschenleben gerettet. Das Technologieunternehmen Da-Jiang Innovations Science and Technology (DJI) hat zum Beispiel ermittelt, dass in 18 verschiedenen Szenarien 59 Menschenleben durch Drohnen gerettet werden konnten.
Droht Chaos im Luftraum?
Andererseits könnte die steigende Anzahl von unbemannten Fluggeräten neue Probleme mit sich bringen. Neben allgemeinen Sicherheitsbedenken und neuen potenziellen Unfallgefahren, bräuchte man auch neue Regulierungen, um ein Chaos in der Luft zu vermeiden.
Das gilt insbesondere für Fluggeräte im Rettungseinsatz, die ihre Drohnen in bestimmten Umständen auch außerhalb der Sichtweite von Piloten fliegen lassen dürfen.
Ganz soweit ist die ADAC Luftrettung aber noch nicht. Sie möchte die Multikopter von Volocopter bemannt testen. Das klingt zwar nicht so spekatkulär wie unbemannte Drohnen, wäre aber eine Weltneuheit.