Wenn wir nach einem neuen Smartphone suchen, dann sind heutzutage überwiegend Hersteller wie Apple, Samsung, Huawei und Co. unsere Marken der Wahl. Während von diesen Unternehmen so gut wie jedes Gerät aktuell in China gefertigt wird, haben Firmengründer, internationale Konzerne, Regierungen und Telekommunikationsfirmen inzwischen das Potenzial eines weiteren Marktes entdeckt: Afrika. Die Folge ist, dass im mobilen afrikanischen Hardwaremarkt ein regelrechter Wettbewerb ausgebrochen ist.
Das übergreifende Ziel ist die Entwicklung eines Smartphone aus Afrika für Afrika. Dazu sollen günstige, internetfähige Geräte mit einem auf den afrikanischen Markt zugeschnittenen Betriebssystem entstehen. Der Fokus liegt dabei auf der Verfügbarkeit von Social Media-Apps und einer möglichst langen Akkulaufzeit. Aktuell haben bereits einige Parteien ein solches Endgerät geplant oder schon im Handel. Dazu gehören der afrikanische Telekommunikationsanbieter MTN, das Start-up Onyx Connect und die beiden Länder Ägypten und Kenia.
Zwar wächst der afrikanische Markt eher langsam (44 % im Vergleich zu 66 % weltweit im letzten Jahr), aber eigene Geräte hier zu fertigen und zu verkaufen könnte trotzdem ein kluger Schachzug sein. Der Grund ist, dass das mobile Endgerät für viele Afrikaner nicht nur ein Gegenstand zur Kommunikation ist, sondern auch als Geldbeutel und als zentraler Zugriffspunkt zur Onlinepräsenz von vielen Bildungseinrichtungen dient. Hier bereits heute eine breite Nutzerschaft aufzubauen, könnte sich in der Zukunft richtig lohnen. Noch ist aber unklar, ob ein Wettbewerb zwischen den Ländern und den verschiedensten Unternehmen zum Erfolg führen kann.
Weiterlesen:
- Afrika: Äthiopien sendet seinen ersten Satelliten in die Umlaufbahn
- Afrika investiert Milliarden und baut sich ins 21. Jahrhundert
- Spioniert China bald mit seinen Methoden Bürger in Afrika aus?
- KI-Forschung muss auch in Afrika vorangetrieben werden
Die einzelnen Länder wollen aber mit gutem Beispiel vorangehen und möglicherweise ab sofort für die eigenen Beamten nur noch afrikanische Geräte zulassen, um die eigene Industrie zu fördern. Dadurch, dass aber der chinesische Markt einen riesengroßen Einfluss auf die Fertigung hat, bleibt das Geld nicht ausschließlich im eigenen Land hängen. Die ägyptische Firma SICO hat zwar beispielsweise ein Gerät names Nile X hergestellt, das ganze konnte aber nur durch Kooperationen mit chinesischen Technologieunternehmen passieren.
Mark Kaigwa, der Gründer des aus Nariobi stammenden Forschungsunternehmens Nendo, nimmt den Visionären, die sich ein eigenes landesinternes Ökosystem erträumen aber schnell den Wind aus den Segeln. Grundsätzlich sollten nicht nur die eigenen Firmen in die Pflicht genommen werden, wenn es darum geht, eine mobile Infrastruktur aufzubauen. Der Markt sollte eher geöffnet und durch die Schaffung eines regulatorischen Umfelds dann neue Geschäftsmodelle entwickelt und getestet werden. Wenn alles gut geht, könnten dadurch langlebige Partnerschaften zwischen Herstellern und der öffentlichen Seite entstehen.
Eine Sache ist aber deutlich wichtiger, als das Rennen um das beste afrikanische Smartphone. Und zwar, dass der Kontinent an der vierten industriellen Revolution teilnimmt und möglicherweise im weiteren Verlauf zum Exporteur von Endgeräten wird.
Via Quartz Africa