In 10 Jahren wird Bosch alle seine Produkte mit Machine-Learning- bzw. KI-Funktionen ausstatten, oder zumindest diese Technologien in die Entwicklung der Produkte einbeziehen. Diese Aussage wurde auf der Bosch AI CON in Renningen oft wiederholt.
Die Konferenz diente dazu, einige der klügsten Köpfe in Sachen KI aus akademischen und unternehmerischen Kreisen zusammen zu bringen. Darunter befanden sich unter anderem Mitarbeiter von Porsche, Graphcore und natürlich Bosch. Die Vorträge bestanden zu gleichen Teilen aus ethischen Debatten über die Zukunft der Branche und detaillierten wissenschaftlichen Forschungsberichten.
Bosch liegt mit seiner Aussage nicht falsch – KIs werden in Zukunft auf so gut wie alles einen Einfluss haben. Natürlich wäre es eine Übertreibung zu behaupten, dass in jedem Produkt eine KI stecken wird; schließlich wäre das in vielen Fällen entweder sinnlos oder sogar unerwünscht. Mit dem zweiten Teil dieses Statements hat Bosch aber Recht; alle Vorgänge haben das Potential, durch KI verändert und optimiert zu werden. Hierzu zählen einerseits natürlich Herstellungsprozesse wie die Qualitätskontrolle, die sich mithilfe von KI relativ einfach verbessern ließe. Schon jetzt werden viele Produkte bei der Herstellung durch eine Software per Kamera auf Mängel überprüft. Bosch hat in dieser Hinsicht aber größere Ambitionen.
Eine Maschine, die mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist, besitzt grundlegende menschliche Eigenschaften. Hierzu zählen Dinge wie Spracherkennung, Planung, Geräusch- und Objekterkennung sowie die Fähigkeit zu Lernen und Probleme zu lösen.
Beim Machine Learning handelt es sich um einen simplen Weg, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen.
Auf den ersten Blick lässt sich nicht immer leicht feststellen, wie Produkte durch KI-Technologien profitieren könnten. Aber wenn es um die Herstellung geht, sieht man schnell, wie sich dieser Prozess durch künstliche Intelligenzen optimieren ließe.
Als ich die AI CON18 betrat, traf ich auf viele verschiedene Beispiele für die Anwendung von Machine Learning und KI.
Bosch zeigte ein selbstfahrendes Auto, das sich die so genannte semantische Segmentierung zu Nutze macht. Das bedeutet, dass das Fahrzeug in der Lage ist, mit nur einer einzelnen Kamera das autonome Fahren der Stufe 2 zu beherrschen. Stufe 2 ist zwar nicht unbedingt eindrucksvoll, aber es ist durchaus beeindruckend, dass Bosch hierfür nur eine Kamera benötigt. Das Auto führt dabei fünfzig mal weniger Berechnungen durch als andere Systeme, was die Reaktionszeit und die erforderliche Rechenleistung reduziert.
Semantische Segmentierung war für mich ein völlig neues Schlagwort. Bevor es weitergeht, möchte ich kurz näher darauf eingehen, da es als eines der Hauptprobleme der Bildverarbeitung gilt.
Bei der semantischen Segmentierung wird mithilfe von Vorhersagen für jeden Pixel ein Label bestimmt. So wird jeder Pixel mit der Kategorie seines umgebenden Objekts bzw. seiner Region gekennzeichnet.
Im rechten Teil des Bildes könnt ihr euch ein Beispiel ansehen. Mithilfe der semantischen Segmentierung konnte der Computer feststellen, dass alle Gebäude rot, die Straßen lila und Straßenmarkierungen gelb sind. Das Interessante an der Demonstration von Bosch: das Ergebnis war präziser und sicherer, obwohl weniger Informationen verwendet wurden.
Bosch zeigt, was mit bestehender Kameratechnologie möglich ist, wenn man sie mit KI-Funktionen kombiniert.
In der Ausstellungshalle gab es eine KI, die in der Lage war, in Echtzeit Kunst zu erschaffen. SoundSee ist ein Sensorsystem, das nächstes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS zum Einsatz kommen wird. Außerdem gab es zwei Raspberry-Pi-betriebene Autos, die dazu dienten, Besuchern aller Kenntnisstufen das Konzept des Machine Learnings zu erklären. Auch ein intelligenter Rasenmäherroboter namens Indego S+ war Teil der Ausstellung.
Zwar unterschieden sich diese Produkte grundlegend in ihren Funktionen und Fähigkeiten, sie nutzen jedoch alle Machine Learning und KI-Funktionen.
Indego S+ zeigt, wie intelligent Roboter sein können
Roboter-Rasenmäher sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich Roboter mithilfe von KI-Funktionen noch intelligenter machen lassen. „SmartMowing“ analysiert Temperatur und Niederschlag, um automatisch den besten Zeitpunkt fürs Rasenmähen zu ermitteln. Noch effizienter wird die automatische Rasenpflege durch „MultiArea“, bei dem ihr verschiedene Bereiche rund um euer Zuhause mähen könnt, sowie „SpotMow“, mit dem sich kleinere Bereiche gezielt mähen lassen.
Die Köpfe hinter der Kameratechnologie haben ganz andere Probleme, als die Entwickler eines autonomen Autos. Dennoch lässt sich leicht erkennen, dass so gut wie jede Technologie, die mit einer Kamera ausgestattet ist, von KI-Funktionen profitieren könnte.
Auf der AI CON18 beschäftigte man sich mit der Frage, wie wir in Sachen KI den nächsten Schritt machen können; dabei ging es nicht nur um die ethischen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, sondern auch um die Frage, wie wir die Lücke zwischen Wissenschaft, Startups und Unternehmen wie Bosch schließen können.
Michael Bolle CTO & CDO bei Bosch hielt einen Vortrag mit dem Titel „Unternehmensforschung trifft auf akademische Forschung“, um sich mit dieser Frage zu befassen:
„How do you combine and open exchange with the academic world with the economic interests of @BoschGlobal ?“ #AICON18 pic.twitter.com/DwjbBcRWW8
Die Herausforderungen auf diesem Gebiet können nicht von Unternehmen alleine bewältigt werden – und das würden wir auch gar nicht wollen. Ein offener Dialog, bei dem der Austausch von Informationen im Mittelpunkt steht, ist der Schlüssel zu sinnvollem Fortschritt.
Die Botschaft, dass Offenheit und Transparenz im Vordergrund stehen müssen, wurde während der Konferenz von allen Bosch-Referenten betont. So begann die Ausstellung mit dem folgenden Statement von Bosch-Chef Volkmar Denner:
„KI sollte nur auf der Grundlage der von der Gesellschaft festgelegten Rahmenbedingungen handeln. Wir glauben, dass KI-Technologien sicher, zuverlässig und transparent sein müssen.“
Bosch plant, die AI CON nächstes Jahr zu wiederholen. Weitere Informationen findet ihr hier: Bosch.AI.com
Außerdem soll auf der AI CON 2019 erstmals der Bosch AI Young Researcher Award vergeben werden, der dazu dient, den Nachwuchs auf diesem Gebiet zu fördern. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert.
Bosch sponserte meinen Besuch auf der AICON18 und diesen Beitrag mit meinen Erfahrungen, die ich als Besucher dort sammeln konnte. Alle Ideen sind jedoch meine eigenen.