90 Meter – so lang ist der erste Solarweg in Köln. Eine sehr kurze Strecke und doch zeigt sie, wie die Straße der Zukunft in Deutschland aussehen könnte.
In dieser Woche wurde der erste Solarweg bei Köln offiziell eröffnet. Genau genommen ist der Solarweg in Erftstadt, 30 Minuten mit dem Auto von Köln entfernt. Zur Eröffnung kam aber sogar Bundesumweltministerin Svenja Schulze in den Ort angereist.
So viel Tamtam um 90 Meter sind ein Zeichen dafür, wie spannend die Technologie für Deutschlands Straßen sein könnte.
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In der kurzen Strecke steckt viel Technologie
Denn auf diesen kurzen 90 Metern Solarweg spielt sich sehr viel ab. Zum einen wurden die Module einfach auf den existierenden Asphalt aufgeklebt. Teure und langwierige Bauarbeiten waren also nicht nötig.
Sollte man den Weg in Zukunft abmontieren müssen, lässt sich der Belag wie herkömmlicher Asphalt wegfräsen und ist außerdem zu 95 Prozent recyclingfähig.
Der Solarweg besteht aus 150 Solarmodulen (geschätzte Haltbarkeit: 20 bis 25 Jahre), die pro Jahr 16.000 Kilowattstunden Strom ins örtliche Netz einspeisen können. Das ist in etwa so viel, wie insgesamt vier Vier-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen.
Da die Solarzellen auch von Autos und sogar LKWs befahren werden können, könnten sie damit theoretisch auch Elektrofahrzeuge induktiv aufladen.
Darüber hinaus schlucken die Solarmodule Verkehrslärm und verhindern durch ihre Bauweise Aquaplaning. Durch ihre Widerstandswärme können sie sogar Eis zum Schmelzen bringen, sodass kein Winterdienst nötig wird.
In Zukunft könnte der Solarweg sogar noch mehr leisten. Als smarter Solarteppich könnte er Daten zum Verkehr sammeln, mit Ampeln kommunizieren oder Glatteiswarnungen herausgeben und so insgesamt den Verkehrsfluss verbessern und für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen.
Vier Jahre Forschung, viele Hürden und noch mehr Geld
Die Idee zum Solarweg in Köln stammt vom Ingenieur, Maschinenbauer und Journalisten Donald Müller-Judex. Vor gut zehn Jahren war Müller-Judex drei Tage lang im Allgäu unterwegs, auf der Suche nach einem freien Dach für Solarzellen.
Freie Dachflächen fand er zwar nicht, dafür aber fiel ihm auf, dass die sonnenbeschienenen Straßen eigentlich eine ideale Fläche für Solarzellen wären.
Die Idee ließ ihn nicht mehr los und so gründete er 2014 die Berliner Firma Solmove. Gemeinsam mit zwei Fraunhofer-Instituten, der RWTH Aachen, dem Forschungszentrum Jülich sowie der Universität Bayreuth arbeitete er vier Jahre lang an der Umsetzung seines Traums – dem Solarweg.
Das war gar nicht so leicht. Denn der Solarweg musste zum einen Verkehrsbelastungen, zum Beispiel von schweren Lastwagen standhalten, genauso wie schwieriger Witterung.
Ein weiteres Problem war die hohe Spannung des Solarwegs. Eigens dafür entwickelt Solmove einen Konverter, der die Spannung auf ungefährliche 30 Volt herunterbringt.
Schließlich war all das nicht billig. Donald Müller-Judex investierte sehr viel eigenes Geld in das Projekt.
Kein Wunder, dass er nach so vielen Mühen, die Eröffnung „seines“ Solarwegs mit der Mondlandung vergleicht.
Die Zukunft der Solarstraße hängt auch vom Preis ab
In der Tat zeigt der kleine Solarweg bei Köln, wie die Straßen der Zukunft aussehen könnten. Müller-Judex glaubt zum Beispiel, dass ähnliche Solarteppiche auf deutschen Autobahnen insgesamt 20 Millionen Elektroautos mit Energie versorgen könnten.
Doch ob dieses Konzept wirklich zukunftsfähig ist, hängt auch vom Preis ab. Die Kosten für den Solarweg sind aktuell viel zu hoch, um es auf langen Strecken auszuweiten. Doch Müller-Judex zeigt sich zuversichtlich, dass er die Kosten auf 250 Euro pro Quadratmeter senken kann.
Wie er dies genau realisieren kann, möchte der Ingenieur und Gründer sich nun im Ausland genauer anschauen. So hat er mehrere Reisen nach China und in die USA geplant, wo es bereits ähnliche Projekte gibt.