Wenn ein Buch* den Titel „Scheitern ist scheiße“ trägt und der Untertitel lautet: „Von der Klugheit, unternehmerische Fehler zu vermeiden“, dann fasziniert mich das sofort. Denn nicht nur ist Scheitern ein Problem, welches in Deutschland sehr negativ angesehen wird. Es findet auch im unternehmerischen Umfeld extrem häufig statt. Kann das Buch helfen, die Anzahl an unternehmerischen Fehlern zu verringern? Eine Rezension.
Worum geht es?
Die Autoren Michael Reiß, Jochen Schencher und Sven Fischbach schreiben in ihrem Vorwort, dass „maßgeblich für den längerfristigen Erfolg einer Unternehmung neben einem marktgerechten und wirtschaftlich erfolgreichen Angebot vor allem die Reflexionsfähigkeit und damit die Qualität des strategisch denkenden Unternehmers ist.“
Es geht also darum, einem möglichen unternehmerischen Scheitern durch vorheriges Nachdenken entgegen zu wirken. Aufgrund von diversen Untersuchungen weiß man, dass unabhängig von der jeweiligen Phase der Unternehmenstätigkeit oder der Größe des Unternehmens oftmals vergleichbare unternehmerische Fehler gemacht werden.
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Die Autoren stellen die Frage und beantworten diese im Laufe des Buches, wie man derartige Fehler in den verschiedenen Phasen einer Unternehmung vermeiden kann.
Die Systematik
„Scheitern ist scheiße“ ist klar gegliedert. Zuerst werden die Bereiche dargestellt, in denen unternehmerische Fehler passieren können.
Dann erläutern die Autoren die Ursachen der Fehler und unterteilen diese in die beiden Bereiche „Einstellung des Unternehmers“ und „Fehler bei der Unternehmenskonzeption“. Das gefällt mir sehr gut.
Denn in der Tat hängen viele Fehler, die zu einem Scheitern eines Unternehmens führen, mit der Einstellung der Unternehmenslenker hinsichtlich Problemen zusammen. Diese deutlich aufzuzeigen und anhand von Beispielen zu verdeutlichen, schafft hier notwendige Klarheit.
Und auch der zweite Bereich ist extrem wichtig. Denn insbesondere bei Gründern ist oftmals eine gewisses „Kleben am Business-Plan“ und eine Überschätzung der Wichtigkeit eines Business-Plans zu erkennen.
Die Autoren stellen demgegenüber dar, was eigentlich der Sinn und Nutzen eines Business-Plans in der Praxis ist und für wen er geschrieben wird. Die Deutlichkeit, mit der das gemacht wird, liefert großen Nutzen – insbesondere für junge Unternehmer und Gründer.
Anschließend werden dann die Erfolgsfaktoren aufgezeigt, die zur Fehlervermeidung führen können. Hier geht es insbesondere um notwendige Planung, richtige Konzeption und bewusste Entscheidungen.
Als letztes stellen die Autoren – in meinen Augen etwas zu kurz – die drei Säulen dar, auf denen ein erfolgreiches Unternehmen steht:
- Wissen
- Einstellung
- Kapital
Zum Abschluss gibt es dann noch einen kurzen Abriss der einzelnen „Hüte“, die ein Unternehmer als solcher aufhaben muss, also in welche Rollen er schlüpfen muss. Das kann der Visionär sein, der Techniker oder der Verkäufer. (Es gibt aber noch mehr, wie die Autoren korrekt feststellen.)
Ein lesenswertes Buch
Ich mag Bücher, die nicht nur eine gute Systematik erkennen lassen und diese verfolgen, sondern die auch noch einen brauchbaren Inhalt haben. Das ist leider nicht immer so. „Scheitern ist scheiße“ schafft das. Wie schon oben dargestellt, gibt es einen nachvollziehbaren, und meiner Erfahrung nach treffenden Aufbau.
Darüber hinaus gibt es viele Kleinigkeiten, die dem Leser beim Verständnis helfen. So ist jedem Kapitel von „Scheitern ist scheiße“ eine kurze Zusammenfassung vorangestellt, in der die Schwerpunkte des Kapitels und die Lerninhalte zusammengefasst werden. Der Leser weiß also, was ihn erwartet.
Und was den Inhalt angeht, so ist dieser eine ausgezeichnete Darstellung der Probleme, die auf einen Unternehmer zukommen können – insbesondere was seine Einstellung gegenüber Problemen angeht.
Diese Probleme sind auch nicht von den Autoren ausgedacht oder bestehen nur in der Theorie, sondern werden mit Statistiken und Untersuchungen belegt. Sehr gut!
Der kritische Blick
Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Punkte, deren Fehlen mir aufgefallen ist. Vielleicht werden diese in der fünften Auflage – richtig gelesen, das Buch ist bislang schon in vier Auflagen erschienen – ergänzt, was meiner Ansicht nach das Buch noch runder machen würde.
Zum einen geht das Buch nicht auf einen Aspekt ein, der meiner Ansicht als ein wichtiger Grund für das Scheitern bekannt ist. Das gilt insbesondere für Neugründungen und Start-ups. Nämlich die Frage, ob eine Gründerin oder ein Gründer überhaupt das Zeug zum Unternehmer hat.
Dies ist viel mehr als eine technische Frage. Dies ist eine Frage der Einstellung, die vor einer Gründung geklärt werden sollte. In „Scheitern ist scheiße“ ist mit Einstellung die Frage gemeint, wie sich ein Unternehmer gegenüber unternehmerischen Problemen verhält – das ist ein anderer Fall!
So stellt sich beispielsweise die Frage, ob ein potentieller Gründer beispielsweise Entscheidungen treffen kann und wie er mit Druck umgeht. Diese Aspekte bleiben in dem Buch komplett außen vor.
Sodann hätte ich mir umfangreichere Ausführungen zu den Themen „Führung“ und „Umgang mit Mitarbeitern“ gewünscht. Die Autoren schreiben selbst, dass diese Themen extrem wichtig sind. Die Ausführungen sind dann aber sehr überschaubar und in meinen Augen nicht ausreichend.
Und schließlich hätte ich mir mehr Beispiele gewünscht. Insbesondere die Ausführungen zu den Erfolgsfaktoren bleiben teilweise abstrakt. Gerade hier wären doch Beispiele zur Verdeutlichung extrem hilfreich gewesen.
Fazit zu „Scheitern ist scheiße“
Empfehle ich das Buch? Auf jeden Fall. Denn die Autoren bemerken völlig zutreffend, dass man Probleme des Scheiterns nur dann angehen kann, wenn man überhaupt weiß, welche Probleme auftreten können.
Der Leser sollte nur berücksichtigen, dass die Autoren mit ihrer Betrachtung dann beginnen, wenn das Unternehmen schon vorhanden ist. Die Gedanken, die man sich im Vorfeld einer Gründung schon machen sollte, werden nicht oder nicht ausreichend behandelt.
Dafür jedoch gibt es andere Lektüre. Und vielleicht ergänzen die Autoren ihr Werk ja noch und bringen mehr Beispiele. Dann legt es zwar an Umfang zu, der Wert für Gründer würde aber um ein Vielfaches ansteigen. Obwohl es jetzt schon gut ist.
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