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OnePlus 6T im Test – Viel Hype um Nichts

geschrieben von Ümit Memisoglu

Das OnePlus 6T kommt morgen in den Handel. Es ist ein gutes Smartphone, das aktuell von den Medien (vielleicht etwas zu sehr) gelobt wird und mit einem insgesamt guten Preis-Leistungsverhältnis daherkommt. Wenn ich jemandem aktuell ein Smartphone empfehlen würde, der/die nicht 1000 Euro ausgeben will und sich mit dem Begnügen kann, was er/sie bekommt, würde ich das 6T noch empfehlen können.

Ein Grund ist, dass mit dem Erscheinen des 6T das OnePlus 6, wie bei OnePlus üblich, nicht mehr produziert wird. Das OnePlus 6 wäre meine eigentliche Empfehlung gewesen, denn es wäre am Ende aufgrund der sinkenden Preise der bessere Deal. Weil die Preise jetzt wieder durch „Verknappung“ steigen, bzw. sich weiterhin oben halten, könnte man genauso gut das 6T kaufen.

ABER: Obwohl das OnePlus 6T am Ende ein gutes Smartphone ist: Wirklich begeistern kann ich mich dafür nicht. Ich bin sogar eher enttäuscht, denn auch wenn es mit leichten Verbesserungen daherkommt, ist es in gewisser Weise auch etwas schlechter. Ein halbes Jahr ist in der Smartphone-Welt mittlerweile eine halbe Ewigkeit und so hätte ich beim OnePlus 6T diesmal etwas mehr erhofft, als das, was wir nach einer langen Hype-Phase bekommen haben. Im Grunde könnte man meinen ziemlich positiven OnePlus 6 Test lesen, während man folgende Specs im Kopf ersetzt:

Smartphone: OnePlus 6 OnePlus 6T
Display: 6,28 Zoll 6,41 Zoll
Speicher: 64 /128 GB 128 / 256 GB
Akku: 3300 mAh 3700 mAh

Das Display des OnePlus 6T ist minimal größer, was nicht wirklich auffällt, aber qualitativ ist es genau gleich. Es hat mehr Basisspeicher, wo damals schon 128 GB hätte drin sein müssen, denn 64 GB war auch dann nicht mehr zeitgemäß. Das Einzige, was man als besonders gut bezeichnen könnte, ist vielleicht der 400 mAh größerere Akku, wo die Vergrößerung meiner Meinung nach nicht unbedingt Priorität hatte, denn das OnePlus 6 ist schon eines der Smartphones, die unter den Smartphones des Jahres 2018 am längsten durchhalten. Bei den Verbesserungen kann ich also nicht wirklich von Verbesserungen sprechen, sondern nur von kleinen Tweaks. Früher war das vielleicht mal okay, aber in einem aktuell so übersättigten Markt, vor allem in diesem Preisbereich als Konkurrenz zu den 1000 Euro Flaggschiffen, wo OnePlus seit dem ersten OnePlus eigentlich hin will, hätte wirklich mehr passieren müssen. Dazu später mehr.

Was ist wirklich neu beim OnePlus 6T?

Neu ist beim OnePlus 6T der Fingerabdrucksensor, der nicht mehr hinten am Gehäuse, sondern im Display versteckt ist und so cool es auch trotz spürbar langsamerer und leicht unzuverlässigerer Erkennung ist, ist es für mich kein wichtiges Kaufkriterium, denn sobald ich das Gerät aus der Tasche hole entsperrt die Gesichtserkennung das Gerät, bevor ich überhaupt das Display berühren kann und auch sonst bringt es mir keinen Mehrwert, denn es ist eher eine Sache der Präferenz, ob man den Sensor vorne oder hinten haben will und ob einem Geschwindigkeit wichtig ist.

Außerdem ist die Notch jetzt mit der Tröpfchen-Notch kleiner geworden. Wir erinnern uns an den gelöschten Tweet von damals:

OnePlus 6 Notch Carl Pei

Damals hieß es nach heftiger Kritik der Fanbase, auf die OnePlus bisher gehört hatte, bzw. wo OnePlus noch immer damit wirbt, dass sie es tun: „Lernt die Notch zu lieben“. Darauf gab es noch mehr Kritik und es endete nicht nur in einem gelöschten Tweet, aber auch mit der Notch, die die Fans gar nicht wollten. Man versuchte daraufhin die Entscheidung zu rechtfertigen, indem man sagte, warum die Notch des OnePlus 6 doch besser ist als alle anderen Notches. Ich persönlich finde die Notch nicht schlimm, aber möchte sie als Überleitung für Dinge Nutzen, wo man Fans der Marke ignoriert, denn dieses untypische Verhalten fällt dieses Jahr bei OnePlus besonders auf.

OnePlus 6T

„Mögt ihr den Klinkenanschluss?“. Fragte man die Fans noch im März. Eine Umfrage, die auch 2017 schon durchgeführt wurde. Mit 19.374 Stimmen allein auf Twitter und einem Ergebnis von 88% für ja, könnte das Ergebnis nicht eindeutiger ausfallen. Bei den restlichen 12% wird es sich mit Sicherheit nicht um USB-C Liebhaber handeln (diese gibt es bestimmt nicht), sondern um Leute, die Bluetooth-Kopfhörer nutzen, denn USB-C ist nicht nur unpraktisch, sondern alle Kopfhörer klingen damit genau gleich, wie ich besonders gut bei 1000 Euro Kopfhörern feststellen konnte. Auch über Bluetooth hört sich der Sound lange nicht so gut an, wie über die 3,5 mm Klinke.

Beim Launch des OnePlus 6 war man noch sehr stolz darauf das Gerät mit Kopfhöreranschluss zu präsentieren und machte sich über die Konkurrenz lustig. Man springe nicht auf aktuelle Trends, wenn man nicht sicher ist, dass man etwas Gutes bieten kann oder die Fans dagegen sind (wie bei der Notch, die wohl besser als die Notches der Konkurrenz ist). Trotzdem ist der Anschluss jetzt mit dem OnePlus 6T verschwunden. Toll.

Aber das ist noch nicht alles. Schlimmer finde ich (und ich glaube diesmal betrifft es nicht nur die Core-Fans), dass es beim OnePlus 6T keine Benachrichtigungs-LED mehr gibt. Jetzt könnte man sagen: Ja, mit Always on Display etc. braucht man das ja nicht unbedingt etc. Und ja, dem würde ich normalerweise zustimmen, weil damit für Ersatz gesorgt wäre, aber das Problem mit dem Ambient Display beim OnePlus 6T ist noch immer, dass dieser nur angezeigt wird, wenn man auf das Display tippt oder das Gerät anhebt. Wenn man sich also nicht aktiv mit dem Smartphone beschäftigt, wird man wichtige Benachrichtigungen verpassen, sobald das OnePlus 6T entweder Stumm geschaltet ist, oder man kurz nicht im Zimmer war, wo das Smartphone herumliegt.

Was hat sich nicht geändert bzw. hätte von einem Upgrade profitiert?

OnePlus 6T

Hier einmal einige Dinge, die das OnePlus 6T von aktuellen Flaggschiffen unterscheidet:

  • Bei den Lautsprechern scheinen Stereo-Lautsprecher ein No-Go für OnePlus zu sein. Gerade bei so einem großen Gerät wie das OnePlus 6T, was viele Leute sicher auch für Entertainment nutzen werden, klingt der Sound eines einfachen Mono-Lautsprechers auf der Unterseite stark unbalanciert.
  • Das OnePlus 6T ist weiterhin nur „wasserdicht für den Alltag“. Zum einen ist das eine nichtssagende Formulierung, zum anderen nützt mir das nichts, wenn doch ein Tröpfchen eindringen sollte, da ich nicht mit dem Datenblatt kommen kann und auf die IP Zertifizierung verweisen kann.
  • Obwohl mittlerweile fast jedes Flaggschiff kabelloses Laden eingeführt hat, kommt das OnePlus 6T weiterhin ohne diese Möglichkeit daher. Selbst Xiaomi und andere Hersteller bieten das mittlerweile an. An den Kosten kann es nicht liegen.

Dazu kommt noch die Kamera des OnePlus 6T: Nachdem mir die Kamera des OnePlus 6 als gute Mittelklasse aufgrund des Qualitätssprungs gefallen hatte, hatte ich mich sehr auf die Verbesserungen des neuen Kamera-Algorithmus gefreut, den man mit Absicht nicht künstliche Intelligenz genannt hat, welcher aber Ähnliches bieten sollte wie andere Hersteller. Enttäuscht war ich nur etwas, als ich merkte, dass die Bilder sich nicht von Bildern der Kamera des OnePlus 6 unterscheiden. Sie sind nur minimal weicher und minimal anders getönt. Wenn man sie nicht genauer betrachtet, fällt der Unterschied nicht einmal auf. Das ist jetzt nicht so schlimm, aber man hätte sich nach dem Marketing und der Präsentation mehr erhofft. Der neue Nachtmodus mit zwei Sekunden Langzeitbelichtung aus der Hand bleibt leider auch hinter den Erwartungen zurück. Im Grunde wird das Bild künstlich aufgehellt und schärfer gestellt, was oft dazu führt, dass zum einen Lichtquellen überbelichtet werden, das Bild anfängt leicht zu rauschen und durch das Nachschärfen die unschönen Details deutlicher hervorgehoben werden. Mit dem was Huawei oder Google machen hat das nichts zutun. Am Ende ist die Kamera des OnePlus 6T zwar noch gut genug, aber nichts neues.

 

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Ümit Memisoglu