Websters definiert das Wort folgendermaßen:
1 : Die Einführung von etwas Neuem
2 : Eine neue Idee, Methode oder Erfindung: Neuerung
Innovation ist zum Mantra vieler Unternehmen und Geschäftsführer geworden. Ironischerweise war der Begriff „Innovation“ ursprünglich kein Kompliment, sondern ein Vorwurf.
Der kanadische Historiker Benoit Godin weiß mehr über die Geschichte des Begriffs.
Das Wort „Novation“ wurde erstmals in Rechtstexten des dreizehnten Jahrhunderts erwähnt und stand dort nicht für eine Erfindung, sondern eine Vertragserneuerung oder -übernahme.
Das Europa des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts war stark von der Religion geprägt und doktrinäre Innovation war verpönt.
Innovation wurde häufig negativ betrachtet und mit Puritanismus und Papismus assoziiert.
Godin zitiert einen extremen Fall aus dem Jahre 1636, als Henry Burton – ein englischer Puritaner – Flugblätter veröffentlichte, in denen er die Kirche der Innovation anklagte. Er erwähnte dabei den Bibelvers 24,21: „Mein Kind, fürchte den Herrn und den König und menge dich nicht unter die Aufrührer.“ (Im Englischen werden die „Aufrührer“ als „diejenigen, die nach Veränderung streben“ bezeichnet.)
Am Ende wurde jedoch Burton angeklagt, der wahre „Innovator“ zu sein. Zur Strafe schnitt man ihm die Ohren ab und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft.
Im neunzehnten Jahrhundert war die industrielle Revolution in vollem Gange und man konzentrierte sich verstärkt auf den Begriff „Erfindung“, vor allem im technologischen Sinne. Es entstand die Verbraucherkultur, immer mehr Patente wurden angemeldet und die Regierungen förderten die Gründung von Forschungs- und Entwicklungszentren.
Wann wurde „Innovation“ mit Wissenschaft und Industrie in Verbindung gebracht?
Laut Godin fand diese Differenzierung im Jahre 1939 durch den österreichischen Wirtschaftswissenschaftlers Joseph Schumpeter statt. Er definierte „Erfindung“ als einen Akt intellektueller Kreativität, der ohne Rücksicht auf seine mögliche wirtschaftliche Bedeutung durchgeführt wird. Eine „Innovation“ findet dagegen statt, wenn ein Unternehmen mithilfe einer Erfindung sein Geschäftsmodell weiterentwickelt.
Die Bedeutung des Begriffs lautete nun also: „die Markteinführung einer neuen Technologie“. Laut Godin hatte dieser Bedeutungswandel unter anderem mit der staatlichen Förderung von Forschungs- und Entwicklungszentren und Stiftungen zu tun.
Seit den 50er bis 70er Jahren werden Innovationen als Prozesse verstanden. Theoretische Forschung liefert eine Grundlage, aus der schließlich Anwendungsmöglichkeiten abgeleitet werden, aus denen schlussendlich Konsumgüter entstehen. Das ist zum Teil der Grund, weshalb wir heute das Wort „Innovation“ in Verbindung mit neuen Features und Funktionen verwenden.
Sind wir wirklich innovativer geworden?
Die Zeitschrift „The Atlantic“ fragte Tyler Cowen, einen Wirtschaftswissenschaftler der George Mason University, nach der Antwort auf diese Frage.
Er behauptet, dass wir in Sachen Innovation eine Trockenperiode erreicht haben. „Die Leute klopfen sich viel zu gerne auf die eigene Schulter“, sagt er. „Die Amerikaner sind davon überzeugt, sie seien die großen Erfinder. In Wirklichkeit haben sie aber in vielen Bereichen versagt. Außerdem lässt sich einiges an sozialer Toleranz beobachten – die Menschen halten diese vermeintlichen „Innovationen“ für technologische Durchbrüche. Das vermittelt ihnen den vagen Eindruck, dass die Dinge besser werden.“
Das Internet stellt eine riesige Innovation dar und seit seiner Erfindung nutzen wir es, um andere Branchen weiterzuentwickeln.
Wir müssen die Art und Weise verbessern, wie wir über Innovation sprechen
Wir verwenden das Wort, um auf Neuerungen und neuartige Features hinzuweisen. Wir müssen jedoch erkennen, dass solche technischen Innovationen keine große Wirkung mehr haben.
Während meiner Reise nach Seoul besuchte ich das Samsung Innovation Museum und wurde daran erinnert, dass die Entdeckung der Elektrizität und die Erfindung der Glühbirne einst als Innovationen bezeichnet wurden. Die Nacht zum Tag zu machen halte ich für echte Innovation. Die Integration eines Fingerabdrucksensors in das Display eines Smartphones ist zwar cool, als Innovation würde ich das aber nicht bezeichnen.
Cowen weist darauf hin, dass immer häufiger die Rede von Innovation ist, echte Innovationen aber rückläufig sind – es findet zu viel Schulterklopferei statt. Der Begriff „Innovation“ wird viel zu häufig in den Mund genommen – und ganz ehrlich, Webseiten wie Mobile Geeks sind schuld daran. Auch wir bezeichnen Neuheiten als Innovationen, um simple Updates und Verbesserungen interessanter wirken zu lassen.
Die bittere Wahrheit ist, dass der Journalismus einen besseren Reportagestil entwickeln muss, um mit der Tatsache fertig zu werden, dass echter Fortschritt nicht mehr so leicht zu erreichen ist. Vor allem, weil tatsächliche Fortschritte in schwer zu zeigenden Bereichen stattfinden, die nicht unbedingt sexy sind – wie beispielsweise IoT, Smart City, KI und in der Automobilbranche … zugegeben, der letzte Punkt ist doch ein wenig sexy. Wir müssen anfangen, uns mit Standards und Ökosystemtrends zu befassen, um Innovationen zu erkennen. Außerdem müssen wir den Begriff „Innovation“ wieder im Zusammenhang mit Erfindungen verwenden, damit er erneut an Bedeutung gewinnen kann.
Dieser Beitrag wurde von meinem Besuch im Samsung Innovation Museum in Seoul inspiriert und ist Teil unserer Artikelreihe zum Thema Innovation.
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