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Kommentar zum #Rolexgate: Politikerin Chebli spaltet die Twitter-Gemeinde

Rolexgate, Chebli
Stein des Anstoßes: Ein Facebook-User postete diese Fotomontage der Politikerin. Die Reaktionen darauf kamen prompt. (Foto: Screenshot / Facebook)
geschrieben von Philip Bolognesi

Berechtigte Kritik an einer Politikerin oder (schon wieder) eine als Shitstorm getarnte Neiddebatte? Nachdem ein vier Jahre altes Bild der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli im Netz die Runde machte, erntete die 40-Jährige zunächst Hass und Hetze. Anschließend kippte jedoch die Stimmung in der Causa Rolexgate. Eine Einordung und ein Kommentar.

Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli ist seit Dezember 2016 Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales.

2014 wurde sie zur Vize-Sprecherin des Auswärtigen Amtes ernannt, im Zuge dessen man von ihr Pressefotos anfertigte. Darauf erscheint sich lächelnd mit verschränkten Armen – und mit einer silbernen Uhr am linken Handgelenk; einer Rolex im Wert von 7.300 Euro.


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Publik machte das ein Facebook-User, der eine Fotomontage samt Anzeige der Uhr postete mit dem Zusatz: „Alles was man zum Zustand der deutschen Sozialdemokratie 2018 wissen muss^^.“

Die erste Reaktion zu Rolexgate: Hass, Missgunst und Neid

Wie zu erwarten, folgte die Reaktion der Hater auf Facebook und Twitter sofort. Zu lesen waren Kommentare, die in fraglicher Weise Politiker auf der einen und Bürger auf der anderen Seite stellten. Sie stellten in Frage, ob ein Politiker als Vertreter des Volkes überhaupt Luxusgüter erwerben dürfe.

Die Stimmung im Social Web kippt

Nach den ersten Kommentaren, die von Empörung, Unverständnis und Hass geprägt waren, schlug die Stimmung im Rolexgate zugunsten der 40-jährigen SPD-Politikerin um. Gleichzeitig sprangen ihr auch bekannte Politiker wie FDP-Chef Lindner zur Seite.

Rolexgate: Chebli bleibt vorerst bei Facebook offline

Nun hat die SPD-Politikerin ihren Facebook-Account deaktiviert. Der Grund: Laut ihren Aussagen haben sich dort Nazis und Extremisten aufgehalten und ausschließlich Hass- und Hetz-Post dagelassen – unabhängig davon, über welche Inhalte Chebli sprach und postete.

Dabei nimmt sie auch das soziale Netzwerk in die Pflicht: Sie beklagt, dass Facebook nicht schnell genug reagiert habe, um Herr der Lage zu werden. Alleine könne sie dies nicht bewältigen.

Kommentar: Shitstorms und Neiddebatten

So schnell sich ein Shitstorm auch niederschlägt, so schnell ist er auch wieder verschwunden. Hier wäre eine gewisse Distanz zu empfehlen, bis sich die Gemüter beruhigt haben und die Meinungslandschaft ausgeglichen ist.

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, lieben Menschen Gerüchte, spannende Neuigkeiten und auch Gelegenheiten, eine Debatte zwischen „die da oben“ und „wir da unten“ zu führen. Jene sind stets schneller als die Fraktion der abgeklärten und gelassenen User, die mit einer gewissen Übersicht auf Debatten reagieren.

Leider ändert dies nichts an der Tatsache, dass in den sozialen Netzwerken sehr schnell sichtbar wird, wer sein eigenes Bild weltlicher Zusammenhänge bereits in der Schublade lagert.

Und meist sind es diejenigen User, die im persönlichen Gespräch schmallippiger argumentieren, als wenn sie sich bei Twitter häufig anonym ohne Klarnamen verbal weit aus dem Fenster lehnen.

Zu beobachten ist, dass sich im Laufe einer Diskussion die Meinung und deren Intensität immer weiter steigert. Jeder Schreiberling und Twitter-User will meist noch eine verstärkte Meinung kundtun und seinen Vorredner übertreffen.

Zweifelsohne kann man im Fall der Berliner Politikerin Chebli von einem Shitstorm sprechen. In anderen Fällen sollten wir jedoch berechtigte Kritik einfach aushalten, unsere Lehren daraus ziehen oder unberechtigte Kritik ignorieren.

Unsachliche Kritik, die nicht darauf aus ist, sachliche Argumente auszutauschen, stammt meist von Usern, denen nicht wirklich bewusst ist, was sie von sich geben.

Das Netz ist ein Abbild unserer Gesellschaft mit all ihren Schattenseiten. Gefühlt werden die Ereignisse nicht extremer. Reißerische Headlines sowie neidvolle und empörende Kommentare lassen sie aber so erscheinen. Ob dies mit einer angespannten politischen und gesellschaftlichen Stimmung zusammenhängt?

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Über den Autor

Philip Bolognesi

Philip Bolognesi war von 2018 bis 2020 in der Redaktion von BASIC thinking tätig. Er hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist zertifizierter Social-Media-Manager. Zuvor hat er als freiberuflicher Online-Redakteur für CrispyContent (Serviceplan Berlin) gearbeitet und mittelständische Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation beraten. Ihn trifft man häufig im Coworking-Space Hafven in Hannover.

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