Die Deutsche Fußball Liga (DFL) geht beim Thema E-Sports weiter voran. In dieser Saison können die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga in FIFA 19 erstmals direkt gegeneinander antreten. Dabei spielen sie den „Deutschen Club-Meister im eFootball“ aus. Wie der exakte Modus aussieht, ist noch unklar. Welche Ansätze gibt es für Fußball-Klubs und -Ligen, an FIFA-Wettbewerben teilzunehmen?
Lange hatte sich die DFL mit Stellungnahmen zum Thema E-Sports zurückgehalten. Der DFB hatte sich zunächst kritisch geäußert, dann aber mit dem Kompromiss „eSoccer“ geworben.
Die DFL spricht nun von „eFootball“ – und legt also ebenfalls den Fokus auf Fußball-Simulationen. Die Grundlage bildet der Austausch mit Klub-Vertretern.
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Bislang treten E-Sportler für elf Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga zu Wettbewerben an. Dabei ist der Umgang mit E-Sports noch vielfältig – grob können wir differenzieren in:
- Pioniere, zum Beispiel Schalke 04, VfL Wolfsburg
- Experimentierfreudige, zum Beispiel 1. FC Köln, Hertha BSC
- Beobachter, zum Beispiel Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach
- Skeptiker, zum Beispiel FC Bayern, Borussia Dortmund
Unabhängig von den jeweiligen Ambitionen sind alle Klubs auf relevante Wettbewerbe angewiesen. Welche Wettbewerbsformen gibt es und wo lässt sich die Ankündigung der DFL einordnen?
1. E-Freundschaftsspiele in der Sommerpause
Beispiel: FC Schalke Esports Cup
Um die Sichtbarkeit ihrer Teams zu verbessern, veranstalten einige Klubs eigene Turniere. Eingeladen sind die Teams anderer Fußball-Klubs, eine Qualifikation ist nicht notwendig.
Vergleichbar sind diese Turniere mit Freundschaftsspielen im klassischen Fußball. Teilweise werden Fußballspiele mit FIFA-Turnieren kombiniert.
Zwar werden die Partien unter anderem via Twitch gestreamt, die Zuschauerzahlen im Stadion sind gering. Ebenso sind die Preisgelder vergleichsweise irrelevant. Diese Art von Turnieren ist nicht in FIFA 19 integriert und normalerweise nicht für Amateure zugänglich.
2) ESL und Co.: Gaming-Profis ohne Fußball-Fokus
Beispiel: ESL-Meisterschaft
Die Electronic Sports League (ESL) organisiert seine Wettbewerbe nicht gemeinsam mit EA Sports. Mit der ESL-Meisterschaft existiert allerdings ein großes FIFA-Turnier in Deutschland.
Durch eine offene, erste Phase treffen Deutschlands beste FIFA-Spieler auf die talentiertesten Spieler im Lande. Die dritte Division der ESL-Meisterschaft wird in Form von Qualifikationsturnieren ausgetragen.
An diesen Turnieren kann jeder teilnehmen, um sich dann am Ende in der Relegation um einen Platz in der zweiten Division in der neuen Saison zu bewerben. In der ersten Division konkurrieren zehn Spieler um vier Plätze beim Final-Event. Diese Spieler sind entweder
- unabhängige Gamer
- Team-Mitglied eines Profi-Klubs
- Team-Mitglied einer anderen Organisation
Sponsor Wüstenrot präsentiert das Event, bei dem ebenfalls die Finals in „CS:GO“, „League of Legends“ sowie „Player Unknown’s Battlegrounds“ ausgetragen werden.
Für FIFA 18 betrug der Preis-Pool in der Sommersaison 10.000 Euro. Dennoch ist der Wettbewerb für Einzelspieler grundsätzlich prestigeträchtig. Fußball-Klubs stehen nicht im Fokus.
3) Alle unter einem Dach beim Weltverband?
Beispiel: FIFA eWorld Cup, PES League World Tour
Von November 2017 bis Juli 2018 veranstalteten EA und die FIFA eine Serie von Qualifikationsturnieren. Dort konnten Gamer um einen Platz im FIFA eWorld Cup gegeneinander antreten.
Zudem existierten offizielle Liga-Qualifikationsturniere für bereits existierende Teams und professionelle Gamer, die sich einen Platz erobern können. Im Anschluss an die Qualifikation minimierten die FIFA und EA die Teilnehmerzahl auf 128 Spieler, die an den FIFA 18 Global Series Playoffs teilnehmen durften.
Je 64 Spieler konkurrierten auf Playstation 4 und Xbox One um ein Preisgeld von 250.000 Dollar. Die letzte Station der Global Series Tour stellte anschließend das FIFA eWorld Cup Grand Final dar.
Einen ähnlichen Modus verfolgen die UEFA Champions League und Konami. Der Sieger der PES League World Finals erhielt 36.000 Dollar.
4) Nationale Ligen: Offenes Modell
Beispiel: Virtuelle Bundesliga
Bereits im Jahr 2012 hatte die DFL mit der Tag Heuer Virtuelle Bundesliga (VBL) als erste professionelle Fußballliga überhaupt einen FIFA-Wettbewerb ins Leben gerufen. Die DFL und EA Sports organisieren die VBL offiziell gemeinsam. Der Wettbewerb ist sogar im Spiel integriert.
Fußball-Klubs können indirekt mit einzelnen Gamern teilnehmen. Das Turnier ist ebenfalls für Amateure offen. Seit der Einführung freut sich die VBL der DFL zufolge über mehr als 150.000 Teilnehmer.
5) Nationale Ligen: Geschlossenes Modell
Beispiel: E-Divisie, eMLS Cup
Neben der DFL haben einige nationale Fußballligen eigene FIFA-Wettbewerbe eingeführt. Sie alle verfolgen unterschiedliche Ansätze.
Differenzieren können wir speziell zwischen dem Spielmodus sowie dem Bezug zur klassischen Fußball-Liga. In Portugal und Spanien besteht nur ein loser Bezug zu La Liga beziehungsweise zur Liga NOS.
In der spanischen „Virtual Football Organisation“ haben sich einige spanische Klubs zusammengeschlossen. Auch E-Sports-only-Teams sind Teil der Liga. Interessanterweise spielen die Gamer elf gegen elf.
Eine engere Verknüpfung weisen die niederländische E-Divisie sowie die australische E-League auf. Die Ligen dienen als Ebenbild der Fußball-Ligen. Das heißt:
- identische Teams
- identische Spieltage
- Auf- und Abstiege abhängig von Fußball-Liga
Offen bleibt zunächst, welchen Ansatz die DFL mit FIFA 19 und seinen Nachfolgern vorantreiben wird. Vermutlich liegt der Fokus wie in der VBL auf FIFA. Pro Evolution Soccer wird in der Pressemitteilung allerdings nicht konkret verneint.
Dass der Wettbewerb für Teams ohne Fußball-Hintergrund stattfindet, kann wohl ausgeschlossen werden. Auch ein Modus elf gegen elf ist unwahrscheinlich. Spannend ist noch die Frage, wo die DFL den Wettbewerb ausstrahlen wird. Ernsthafte Kandidaten für TV und Streaming sind vermutlich Sky, Sport1 sowie Twitch.
Und: Bleibt die Virtuelle Bundesliga in ihrer bisherigen Form erhalten? Falls ja, würde die DFL für FIFA 19 sowohl ein offenes als auch ein geschlossenes Modell anbieten können.