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Landwirtschaft der Zukunft: In Colorado wird ganzjährig angebaut

Credit: Daliah Singer
geschrieben von Felix Baumann

Gerade in diesem Jahr hat es die deutsche Landwirtschaft ziemlich erwischt. Durch die heißen Sommermonate musste ein Großteil der Ernte vernichtet werden und Millionenbeträge bezahlt werden. In Pagosa Springs in Colorado wird nun gezeigt, wie man das Beste aus allen Jahreszeiten herausholen kann. Und das sogar nachhaltig!

Die kleine Stadt im zentral gelegenen Bundesstaat hat das Problem, dass der Frühling zwar recht heiß ist, aber nur an bis zu 80 Tagen im Jahr kein Frost herrscht. Dafür liegt eine Sache im Überfluss vor: geothermische Energie. Um die Schwächen der Region mit ihren Stärken zu verbinden, haben sich Freiwillige, die Stadt und das Projekt „Geothermal Greenhouse“ für zunächst fünf Jahre zusammengeschlossen, um das bei Touristen beliebte Reiseziel in eine ganzjährige, nachhaltige Lebensmittelproduktion zu verwandeln.

Heute ist Pagosa Springs für das einzigartige Vorgehen bereits im westlichen Teil der Vereinigten Staaten bekannt. Das liegt vor allem daran, dass die Nutzung der geothermischen Energie inzwischen zu einem komplett neuen Geschäftsfeld geworden ist.

Fährt man also durch das Gebiet, fallen einem drei zusammengehörende, futuristisch aussehende Gewächshäuser mit je 13 Metern Durchmesser auf. Diese machen fast einen fremdkörperartigen Eindruck, da sie einen starken Kontrast zu den alten Häusern mit ihren kleinen Vorgärten bilden.

Die Gewächshäuser sehen so aus, als wären sie vom Himmel gefallen (Credit: Daliah Singer)

Das erste Gewächshaus („Education dome“) wurde 2016 erbaut und ist das Einzige, das aktuell in Betrieb ist. Freiwillige pflegen und pflanzen hier jeden Tag aufs Neue. Um etwas über Pflanzen zu lernen oder einfach ihre Mathematik- und Wissenschaftskenntnisse zu erweitern, haben bereits mehr als 300 Studenten den Ort besucht. Auch die breite Öffentlichkeit hat an zwei Tagen pro Woche die Möglichkeit, das Gewächshaus zu besichtigen.

[mg_blockquote cite=“Sally High (Expertin)“]Everything we do is [focused on] teaching sustainable agriculture to the next generation and growing food year-round – which is pretty special[/mg_blockquote]

Der „Education Dome“ funktioniert dabei nach folgendem Prinzip: Geothermische Flüssigkeit kommt aus den örtlichen Brunnen (hier wurde eine Vereinbarung mit Pagosa Springs getroffen) und wird in das Gewächshaus gepumpt. Hier wartet ein Wärmetauscher und nutzt die gespeicherte Energie, um den Wasserkreislauf des Gewächshauses zu erhitzen. Gerade in kalten Monaten wird das erhitzte Wasser dann durch den Boden gepumpt, um eine durchgehende Temperatur von 14 Grad (kalte Tage) bis 32 Grad (heiße Tage) zu gewährleisten. Die geothermische Flüssigkeit wird abschließend wieder in die Natur geleitet. Über den gesamten Prozess wird kaum Wasser verschwendet und den Bauern wird ermöglicht, das ganze Jahr über Lebensmittel anzubauen.

Das zweite Gewächshaus mit dem Namen „Community Gardens“ soll noch dieses Jahr in Betrieb gehen und nach dem gleichen Prinzip betrieben werden. Der Unterschied ist, dass hier Einwohner, Gemeinschaften und Organisationen wie bspw. die örtliche Tafel dort ihren Bedarf anbauen und ernten können.

Der Dritte im Bunde ist das Gewächshaus „Innovation“ und soll 2019 eröffnet werden. Im Vergleich zu den anderen Häusern soll hier eine wasserbasierte Landschaft entstehen und neben dem Anbau von Pflanzen auch die Zucht von Fischen ermöglichen. Das entstehende System ist dabei symbiotisch, da die Fischabfälle die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen und diese wiederum das Wasser filtern. Daher wird hier auch der Zutritt stark kontrolliert.

[mg_blockquote cite=“Sally High“]Our geothermal resource is underused and undervalued[/mg_blockquote]

Mit diesem zukunftsfähigen Konzept wird gezeigt, wie wichtig die Nutzung von lokal verfügbaren Ressourcen ist. Den gerade im Bereich der Landwirtschaft, der in den nächsten Jahren mit dem Klimawandel zu kämpfen hat, sind neue Lösungen durchaus gefordert.

Via BBC

Über den Autor

Felix Baumann

Felix Baumann ist seit März 2022 Redakteur bei BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er 4 Jahre für den Online-Blog Mobilegeeks, der 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Felix in einem IT-Unternehmen und beschäftigt sich daher nicht nur beim Schreiben mit zukunftsfähigen Technologien.