Seit mehr als einem Jahr schreibt Carsten Lexa bei BASIC thinking über die Themen Start-ups, Gründung und Recht. Was viele nicht wissen: Carsten ist selbst Gründer. Zum Jubiläum haben wir uns mit ihm über seine Geschichte, seine Fehler und seine Erfahrungen gesprochen.
„10 Fehler bei der Gründung eines Unternehmens – und wie du sie vermeidest„: Als am 24. August 2017 der erste Beitrag von Carsten Lexa auf BASIC thinking erschienen ist, konnten vermutlich weder er noch wir vorhersehen, dass in nur einem Jahr 50 weitere Beiträge hinzukommen sollten.
Seit mehr als zehn Jahren ist Carsten Lexa als Anwalt tätig. Doch er war bereits selbst mehrfach als Gründer aktiv. Was er daraus gelernt hat und was er sich von der Politik in puncto Digitalisierung wünscht, hat Carsten Lexa uns im Interview verraten.
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BASIC thinking: Carsten, wie kam es dazu?
Carsten Lexa: Das ist eine lustige Geschichte. Mit einem Freund, der wie ich Jura studierte, habe ich während des juristischen Referendariats beschlossen, ein Unternehmen zu gründen. Wir haben Webseiten für Kunden gebaut – noch mit „Dreamweaver“ als Basis und manuellen Eingriffen in den Webseiten-Code.
Das muss man sich mal vorstellen – zwei Jurastudenten bauen Webseiten! Das lief anderthalb Jahre ganz ordentlich, aber dann mussten wir uns entscheiden – Jurist werden oder das Unternehmen weiterführen?
Wir haben uns entschieden, Juristen zu werden. Aber Unternehmer zu sein, das hat mich nicht losgelassen. Ich habe deshalb etwas später ein weiteres Business gestartet im Entertainment-Bereich und schließlich meine eigene Kanzlei.
Warum hast du dich gegen die Karriere als Angestellter entschieden und hast deine eigenen Projekte verfolgt?
Ich wollte immer meinen eigenen Weg gehen und eigene Entscheidungen treffen. Ich war insbesondere nicht so gut, Anweisungen, die in meinen Augen sinnlos waren, Folge zu leisten. Insbesondere dann nicht, wenn es hieß: „Das machen wir halt so!“, ich den Sinn es so zu machen aber nicht gesehen habe.
Außerdem probiere ich gerne etwas Neues aus und das kann man sehr gut machen, wenn man seine eigenen Projekte macht. Es gibt halt zwei Nachteile: Es gibt nicht viele, die man beschuldigen kann, wenn es daneben geht – eigentlich nur einen selbst. Und man sollte nicht so viel Angst vor dem Scheitern haben.
Das heißt, dass du keine Angst hattest, als du deine eigene Kanzlei im Jahr 2005 gegründet hast?
Naja, ein bisschen Angst war natürlich schon da. Ich würde lügen, wenn ich hier etwas anderes sagen würde. Aber ich hatte zum einen viel Vertrauen in mich selbst – man sagt mir ein gewisses Selbstvertrauen nach.
Zum anderen hatte ich mir den Markt in Würzburg und Mainfranken angesehen und kannte deshalb die Chancen. Zudem hatte ich am Anfang Unterstützung, insbesondere von meiner Familie, zwei Anwaltskollegen und natürlich besonders von meiner damaligen Verlobten, meiner jetzigen Frau.
Achja – und ich wollte wissen, ob es klappt mit der Selbständigkeit.
Ratschläge, Fehler und Tipps
In deinen Artikeln berichtest du regelmäßig, dass es bei einer Gründung vieles zu beachten gilt. Welchen Ratschlag hättest du bei deinen Gründungen gerne rückblickend gehabt?
Höre nicht so sehr auf die Personen, die in deinem eigenen Geschäftsfeld tätig sind, wenn du etwas Neues machen willst. Diese Kollegen können nämlich Innovationen meistens nicht würdigen, weil diese halt neu sind.
Ich habe lange Zeit immer über die Bedenken meiner Kollegen nachgegrübelt, wenn ich eine neue Idee hatte. Denn „die haben ja viel mehr Erfahrung als ich“. Das stimmt – aber eben nicht mit den Innovationen, denn diese sind ja für sie neu.
Obwohl es hier und da kleine und größere Probleme gab, führst du nun erfolgreich deine Kanzlei. Welches Learning war für dich in all den Jahren das wichtigste für dich?
Ich würde drei Aspekte ansprechen wollen: Zum einen, dass es immer einen Weg gibt. Man muss halt manchmal gedanklich einen Schritt zurückgehen, um ihn zu erkennen.
Dann ist es hilfreich, nicht nur in seinem eigenen Geschäftsbereich zu bleiben (bei mir in also im Anwaltsbereich), sondern über den Tellerrand zu blicken und zu schauen, wie man Elemente aus anderen Bereichen für den eigenen nutzen kann. Das kann zu tollen Innovationen führen.
Und schließlich kommt es auf persönliche Beziehungen an. Deshalb sollte man es nicht vernachlässigen, sich mit Leuten persönlich zu treffen. Das müssen übrigens nicht nur potenzielle Kunden oder Geschäftspartner sein.
Oh, einen weiteren Aspekt kann ich vielleicht noch als Ergänzung ansprechen: Sich selbst nicht zu wichtig nehmen.
Und welchen Fehler würdest du am liebsten verschweigen?
Ohje, muss ich wirklich darauf antworten? Es gab schon ein paar. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich habe meine Frau immer mal wieder mit meinen Ideen überfahren, insbesondere weil ich normalerweise von diesen so begeistert bin. Hier bräuchte ich manchmal etwas mehr Fingerspitzengefühl.
Die deutsche Gründer-Szene
Eines der größten Probleme der deutschen Gründer-Szene ist, dass hierzulande eher geschwiegen statt geredet wird – sowohl über Erfolge als auch über Misserfolge. Was muss passieren, dass sich dieser Zustand verändert?
Ich glaube, dass in zwei Bereichen Verbesserungen dringend notwendig sind: Zum einen sollte dafür gesorgt werden, dass ein Scheitern nicht gleich den Weltuntergang bedeutet. Zum anderen sollten unternehmerische Erfolge stärker und nachhaltiger herausgestellt werden.
Ein Unternehmen zu gründen, ist grundsätzlich eine riskante Sache. Wir sollten in Deutschland Unternehmensgründer nicht über Gebühr bestrafen, wenn diese scheitern.
Vielmehr sollten Gründer Unterstützung erfahren – insbesondere in der Öffentlichkeit –, damit sie es mit einer neuen Idee versuchen, wenn sie einmal gescheitert sind. Genau das brauchen wir doch: Pioniere, die etwas Neues versuchen!
Und was das Herausstellen von unternehmerischen Erfolgen angeht: Erfolg wird in Deutschland grundsätzlich nicht gerne herausgestellt – im Gegensatz zu Ländern wie beispielsweise den USA oder Australien.
Während man in den USA auf Erfolg stolz ist, führt Erfolg in Deutschland rasch zu Neid. Hier ist ein Bewusstseinswandel dringend erforderlich.
Wenn es gelingt, Unternehmer dazu zu bringen, an Veranstaltungen und Kampagnen als erfolgreiche Vorbilder teilzunehmen und über ihren Erfolg (und über ihre Misserfolge) zu sprechen, kann so eine neue Generation von unternehmerischen Talenten inspiriert werden.
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang einerseits die Politik und andererseits die Digitalisierung?
Ich glaube, dass wir ein besseres Bild von Unternehmern in der Öffentlichkeit brauchen – und zwar insbesondere in der Politik und wie sich Politiker über Unternehmer äußern.
Das, was Unternehmer leisten, sollte viel mehr herausgestellt werden: die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Innovationen, der finanzielle Beitrag in Form von Steuern. Das alleine aber reicht nicht.
Diese Darstellung muss glaubhaft sein und nachdrücklich. Und sie muss mit deutlichen Worten verteidigt werden gegen die Angriffe, die immer wieder gegen Unternehmer und das Unternehmertum laufen. Schließlich sollten Politiker echtes Interesse an Unternehmern und deren Sorgen und Nöten zeigen.
In manchen Bereichen klappt das gut. Mir fällt hier spontan der „Know-How-Transfer“ der Wirtschaftsjunioren Deutschland ein. Dabei können junge Unternehmer und Führungskräfte eine Woche lang einen Politiker im Bundestag begleiten. Dieses Projekt stößt auf großes Interesse bei den Abgeordneten. Inzwischen gibt es ähnliche Projekte in einigen Bundesländern.
Zugleich erinnere ich mich an einen großen Empfang in Würzburg, bei dem der Gastgeber jeden Funktionär und Vorstand oder Geschäftsführer einer sozialen Einrichtung, der anwesend war, mit Namen und Funktion begrüßte.
Die Unternehmer jedoch, von denen auch einige anwesend waren, wurden nur allgemein mit „die versammelten Vertreter der Wirtschaft“ begrüßt. Warum? Übrigens wurden beispielsweise Unternehmer-nahe Organisationen wie die Wirtschaftsjunioren gar nicht erwähnt. In meinen Augen sehr traurig, aber wohl typisch – zumindest in der Region, in der ich lebe.
Ich glaube, dass die Digitalisierung große Chancen bietet, zum einen was Kommunikation angeht, zum anderen was Hilfestellungen für Gründer angeht.
Was sich Carsten Lexa wünschen würde
Mit einem Digitalrat und einer Staatsministerin für Digitalisierung zeigt die Bundesregierung erstmals, dass sie sich für die Digitalisierung interessiert. Wenn du dir – als Gründer, Anwalt und Digital-Interessierter – etwas wünschen dürftest: Was wäre das?
In Bezug auf die Staatsministerin und die Digitalisierung wünsche ich mir, dass die Regierung die Digitalministerin mit Kompetenzen und einem eigenen Budget ausgestattet, damit sie selbst Entscheidungen treffen und auch gleich umsetzen kann.
Des Weiteren würde ich es gerne sehen, wenn bei ihr alle Belange hinsichtlich Digitalisierung gebündelt werden. Mir ist dabei bewusst, dass das bedeutet, dass sie ein mächtiges Ministerium erhält.
Zugleich würde es eine neue Verteilung der Kompetenzen bei den übrigen Ministerien erfordern. Diese müssten Kompetenzen abgeben. Denn die Digitalisierung wirkt sich nahezu auf alle Bereiche des Lebens aus und das gilt natürlich auch für die politischen Bereiche.
Das ist wohl nicht sehr wahrscheinlich, aber ich durfte mir ja was wünschen …
Im Hinblick auf Gründer würde ich mir ein größeres Interesse an ihren Belangen wünschen. Dazu gehört weniger Bürokratie in der Startphase, unkompliziertere finanzielle Unterstützung und mehr Interesse an Gründern von Seiten der Politiker. Das bezieht sich insbesondere darauf, wie man mehr Gründungen initiieren kann und wie man Gründern das Leben in Deutschland einfacher macht.
Bezüglich des Digitalrats wünsche ich mir, dass er nicht nur als „Feigenblatt“ dient, sondern dessen Empfehlungen auch wirklich umgesetzt werden. Da es ja dazu noch keine Erfahrungen gibt, bin ich mal guter Hoffnung, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.
Vielen Dank für das Gespräch, Carsten!
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