Alles begann mit drei Luftmatratzen, drei Freunden und einer verrückten Idee. Heute ist daraus Airbnb geworden, eine der erfolgreichsten Sharing-Plattformen der Welt. Zum 10. Geburtstag von Airbnb blicken wir deshalb auf die Erfolgsgeschichte des Unternehmens zurück.
„Lass uns hier einfach ein paar Luftmatratzen hinstellen und für ein paar Dollar vermieten.“ So wollten sich Brian Chesky und Joe Gebbia ein Taschengeld dazuverdienen, um sich nach ihrem Umzug nach Kalifornien das teure Leben in San Francisco leisten zu können.
Mit dieser so simplen Idee oder, mit den Worten von Brian Chesky, mir der „schlechtesten Idee, die jemals funktioniert hat“, begann das, was wir alle als Airbnb kennen.
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Morgen, am 11. August 2018, wird Airbnb zehn Jahre alt. Wir nehmen diesen runden Geburtstag zum Anlass, um auf die Erfolgsgeschichte der Sharing-Plattform zurückzublicken.
Arbeitslos oder Unternehmer? Das ist Ansichtssache
Wir schreiben das Jahr 2007. Zwei Freunde, Brian Chesky und Joe Gebbia, beschließen nach dem Studium zusammen nach San Francisco zu ziehen. Sie teilen sich dort ein Loft.
Brian Chesky hat zu diesem Zeitpunkt 1.000 US-Dollar auf dem Konto. In San Francisco angekommen stellt er fest, dass sein Anteil an der WG-Miete 1.200 US-Dollar beträgt. Er kann sich also die Miete nicht leisten. Was tun?
Chesky und Gebbia stellen fest, dass zum gleichen Zeitpunkt, die Industrial Design Conference in San Francisco stattfindet und eine kurze Internetsuche zeigt ihnen, dass alle Hotels komplett ausgebucht sind.
Warum also für diese Zeit nicht ein Zimmer an die Konferenzbesucher vermieten? Das Problem dabei ist, dass Brian Chesky und Joe Gebbia weder ein Extra-Zimmer noch ein zusätzliches Bett haben. Doch sie haben drei Luftmatratzen.
Dazu legen sie noch ein Frühstück obendrauf und so wird aus der Luftmatratze (air mattress) und dem Frühstück (breakfast) „AirBed & Breakfast“.
Die Hotelnot ist offenbar groß und die beiden finden schnell drei „Mieter“ für ihr Angebot. Bis dahin glauben sie noch, dass das eine Schnapsidee ist, mit der sie aber immerhin ihre eigene Miete bezahlen können.
Sie denken zu diesem Zeitpunkt noch, dass es eigentlich viel schlauer sei, eine Plattform für die WG-Suche zu starten. Mehrere Monate arbeiten sie an dieser Idee, bis sie merken – die Idee hatten schon längst andere vor ihnen.
Frustriert fährt Chesky über die Weihnachts-Feiertage nach Hause und als seine Familie ihn fragt, was er eigentlich in Kalifornien so mache, wägt er kurz ab. Zwischen „Ich habe keinen Job.“ und „Ich bin Gründer.“ entscheidet er sich für die zweite Antwort.
Während er seiner Familie nun von Airbedandbreakfast erzählt, merkt er, dass die Idee vielleicht doch nicht so schlecht ist wie anfangs gedacht.
Zurück in Kalifornien machen sich Chesky und Gebbia erneut an die Arbeit. Im Februar 2008 stößt ihr Freund Nathan Blecharczyk dazu, der ihnen hilft, am 11. August 2008 eine Webseite mit dem Namen „Airbedandbreakfast.com“ zu launchen.
Startkapital? Lass uns Cornflakes verkaufen!
An dieser Stelle sollte man vielleicht erwähnen, dass sich Brian Chesky und Joe Gebbia an der Rhode Island School of Design kennenlernten. Als Design-Studenten hatten sie bis zu ihrer Luftmatratzen-Idee mit Unternehmensgründung rein gar nichts am Hut.
Doch ihr Design-Hintergrund brachte ihnen offenbar einen entscheidenden Vorteil: Sie können wunderbar um die Ecke denken.
So überrascht es dann vielleicht nicht mehr ganz so sehr, wie sie ihr erstes Startkapital für Airbedandbreakfast sammeln. Gemeinsam mit Nathan Blecharczyk, der nun Teil des Gründerteams war, entwickeln sie eine Sonderedition von Zerealien-Boxen.
Da in den USA zu dieser Zeit gerade der Präsidentschaftswahlkampf zwischen Barack Obama und John McCain stattfindet, designen sie zwei Versionen dieser Schachteln – die „Obama O’s“ und die „Cap ’n McCains“.
Innerhalb von zwei Monaten haben sie all ihre Schachteln zu einem Stückpreis von 40 US-Dollar verkauft und bekommen so über 30.000 US-Dollar Startkapital zusammen.
Airbedandbreakfast wird zu Airbnb
Diese Kreativität beeindruckteschließlich auch den Unternehmer und Investor Paul Graham, der die drei Gründer im Januar 2009 in seinen Inkubator „Y Combinator“ einlädt.
Hier bekommen sie ein professionelles Training und 20.000 US-Dollar Kapital. Graham erhält im Gegenzug Anteile am Unternehmen.
Dieses Geld nutzen Chesky, Gebbia und Blecharczyk, um eine Promo-Tour in New York City zu starten und dort ihre Geschäftsidee potenziellen Investoren vorzustellen – mit Erfolg.
Bereits im März 2009 hat die junge Plattform 10.000 Nutzer und über 2.500 Listings. Darunter finden sich nicht mehr nur Betten in Wohnungen, sondern auch Häuser, Privatinseln, Tipis und sogar Iglus.
Das Unternehmen ist erwachsen geworden und aus Airbedandbreakfast wird nun offiziell Airbnb.
Das erste Büro ist das Schlafzimmer der Gründer
Ein Jahr später hat Airbnb 15 Angestellte. Allerdings können sich die Gründern immer noch kein Büro leisten. Das erste Office von Airbnb ist daher das Schlafzimmer von Brian Chesky im Loft der Freunde.
Chesky zieht in der Zwischenzeit in eine andere Wohnung, die er natürlich über Airbnb mietet.
Damit beginnt eine intensive Wachstumsphase von Airbnb. Das Unternehmen zieht einen Investor nach dem anderen an Land und ist mittlerweile eine internationalen Plattform mit Nutzern aus der ganzen Welt.
Im Februar 2011 verkündet das Unternehmen, dass sie die millionste Übernachtung vermittelt haben. Nur knapp ein Jahr später sind es schon fünf Millionen.
Im Mai 2011 kann Airbnb mit dem Schauspieler Ashton Kutcher einen bedeutenden Investor und Markenbotschafter für sich gewinnen.
Spätestens jetzt ist klar: Airbnb musste man als Unternehmen ernst nehmen.
Die Expansionsphase
Denn noch im gleichen Monate beginnt Airbnb seine internationale Expansion. Dazu gehören Übernahmen mehrerer Konkurrenten, darunter auch des deutschen Unternehmens Accoleo.
Noch im Mai 2011 eröffnet Airbnb sein erstes internationales Büro in Hamburg. Im Oktober 2011 folgt bereits das zweite in London.
Doch die Expansion ist nicht nur räumlich. Airbnb erweitert ebenfalls sein Geschäftsmodell. So startet Airbnb „Neigborhoods“, einen Online-Reiseführer mit lokalen Tipps für 23 Städte.
Darüber hinaus beginnt Airbnb nun auch am Markenimage zu feilen. Im November 2012 macht die Plattform von sich reden als es nach dem Hurricane Sandy freie Unterkünfte für die Hurricane-Opfer anbietet.
2015, als die Obama-Administration den Reisebann nach Kuba lockert, gehört Airbnb zu einem der ersten US-Unternehmen, die dort ihr Geschäft aufnehmen.
So ein schnelles Wachstum geht jedoch nicht ohne Kritik einher. Denn Airbnb hat mit seinem Konzept nicht nur ein neues Angebot, sondern ein neues Problem geschaffen – den urbanen Kampf um Wohnraum.
Airbnb wird zum Störenfried
Denn anstatt Wohnungsraum zu vermieten, gehen Wohnungsbesitzer vermehrt dazu über, Zimmer für das lukrativere Airbnb-Geschäft freizuhalten. Das machen aber nicht nur private Wohnungsbesitzer so, auch kommerzielle Immobilienunternehmen verdienen kräftig an diesem Modell.
Die Konsequenz: Wohnraum wird knapper, die Mieten und Immobilienpreise steigen, zum Teil mit dramatischen Folgen für die lokale Bevölkerung, die sich eine Wohnung in ihrer eigenen Stadt wegen Airbnb nicht mehr leisten können.
Mehrere Städte in den USA schaffen daher neue Regelungen, die das Problem durch Auflagen für kurzzeitige Vermietungen lösen sollen.
In Deutschland und Österreich werden die Proteste gegen das Geschäftsmodell ebenfalls lauter. Vor allem in Berlin und Wien hat Airbnb geradezu einen Häuserkampf ausgelöst.
So beginnen auch in Europa begannen Städte mit Gesetzen gegen die Airbnb-Vermietungen vorzugehen. In Berlin dürfen zum Beispiel Wohnungen über Airbnb nur für einen längeren Zeitraum und unter ganz bestimmten Vorgaben vermietet werden. Diese Regelung ist allerdings seit Mai 2018 wieder gelockert worden.
Doch Airbnb hat auch an anderer Front zu kämpfen. Die Federal Trade Commission hatte ein Untersuchungsverfahren gegen Airbnb eingeleitet und in New York muss das Unternehmen wegen mehrerer Verstöße gegen das Wohngesetz hohe Strafen zahlen.
Die New York Times deckt schließlich auf, dass dahinter vor allem die Hotel-Lobby steckt.
Doch egal wer nun was verschuldet hat, die Kritik zeigt vor allem eins: Airbnb ist ein disruptives Milliardengeschäft, dass Städte und ganze Branchen verändert.
Wohin geht die Reise?
Trotz aller Kritik ist Airbnb aus der Reiseindustrie nicht mehr wegzudenken. Airbnb findet sich aktuell in 191 Ländern und in 81.000 Städten.
Seitdem das Unternehmen 2016 erstmals schwarze Zahlen schrieb, wird der Wert von Airbnb aktuell auf 31 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Für die weitere Zukunft scheinen die Gründer große Pläne zu haben. Das Airbnb-Portfolio scheint sich stets zu erweitern. So wurde vor Kurzem Airbnb Plus für verifizierte Unterkünfte ins Leben gerufen und Airbnb Concerts ist ebenfalls als lokale Konzerterfahrung neu dazugekommen.
Es gab kurzfristige Überlegungen zu einem Börsengang und Brian Chesky kündigte im Mai 2018 an, Airbnb denke darüber nach eine eigene Fluglinie zu gründen.
Langweilig wird es um Airbnb also nicht und man darf gespannt sein, wie sich Airbnb in den kommenden zehn Jahren entwickeln wird.
Bis dahin: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Airbnb!