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Tipps für Gründer: So formst du ein starkes Team

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Durch ein starkes Team sicherst du den Erfolg deines Unternehmens. (Foto: Pixabay.com / Free-Photos)
geschrieben von Carsten Lexa

Was macht ein erfolgreiches Gründer-Team aus? Wie lassen sich eventuelle Konflikte im Voraus vermeiden? Und welche Eigenschaften sollten Gründer mitbringen? Antworten und hilfreiche Tipps zur Bewältigung dieser Fragen und Aufgaben habe ich für dich gesammelt.

Gründungen im Team sind in der Regel erfolgreicher als Solo-Gründungen. Das ist nicht meine subjektive Einschätzung, sondern ist inzwischen durch diverse Studien belegt.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Gründer-Teams bündeln Kompetenzen, haben zusammen ein größeres Netzwerk mit mehr Kontakten und können Stress und Belastungen gemeinsam besser bewältigen.

Was aber macht ein erfolgreiches Gründer-Team aus und was kann man tun, um dem Scheitern eines Start-ups durch Probleme im Gründer-Team vorzubeugen?

Erfolg kommt in unterschiedlichen Ausprägungen

Was ein erfolgreiches Gründer-Team ausmacht, ist schwer zu beantworten. Jedes Gründer-Team mit den Hintergründen, Motivationen und Fähigkeiten der jeweiligen Gründer ist einzigartig. Jede Branche anders.

Es ist ja nicht einmal abschließend geklärt, was überhaupt unternehmerischer Erfolg bei Start-ups bedeutet. Manche Gründer suchen langfristiges Wachstum. Manche wollen einen schnellen Exit und wieder andere wollen die Welt aus den Angeln heben.

Meiner Ansicht misst sich der Erfolg eines Gründer-Teams nicht anhand des Erfolgs des Unternehmens, der Anzahl der verkauften Produkte oder des eingesammelten Geldes. Auch die Zeitspanne, die das Start-up übersteht, ist in meinen Augen nicht ausschlaggebend.

Ich bin vielmehr der Ansicht, dass für den Erfolg des Teams der Blick nach innen gerichtet werden muss. Ein Gründer-Team ist meiner Meinung nach erfolgreich, wenn die Gründer im Team die drei wesentlichen Aufgaben eines Start-ups abdecken können, eine gemeinsame Vision verfolgen und ausreichend kommunizieren.

Die wesentlichen Bereiche in einem Start-up

Welche drei Aufgaben hat nun ein Start-up, für die die Gründer verantwortlich sind? Zum einen müssen die Gründer verstehen, was die Zielgruppe braucht und wie das Produkt den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht.

Dann müssen sie sicherstellen, dass das Produkt entsprechend hergestellt werden kann und auch hergestellt wird. Schließlich müssen sie dafür sorgen, dass Geld verdient wird. Damit müssen die Gründer in einem Team drei Rollen besetzen können.

Es braucht jemanden, für den die Kunden im Mittelpunkt stehen. Dieser muss dafür sorgen, dass die Kunden ein Produkt bekommen, das sie begeistert.

Diese Person versteht sich auf den Umgang mit Kunden, kann mit ihnen sprechen und Bedürfnisse und Wünsche der Kunden nicht nur einholen, sondern daraus auch Rückschlüsse auf das Produkt und eventuelle Produktänderungen ziehen.

Dann braucht es jemanden, für den das Produkt im Mittelpunkt steht. Diese Person muss das Produkt entwickeln, sich dazu mit den entsprechenden Techniken auskennen und Lösungen erarbeiten.

Schließlich braucht es ein Team-Mitglied, für das das Start-up im Mittelpunkt steht. Diese Person denkt strategisch, plant und hat die Finanzen im Blick. Es schmiedet die Allianzen, spricht mit Investoren und verbessert das Geschäftsmodell.

Es ist durchaus möglich, dass eine Person mehr als eine Rolle einnimmt. Problematisch wird es jedoch, wenn eine Rolle gar nicht, dafür andere mehrfach besetzt sind.

Mir kommen da gerne Gründungen mehrerer Techniker in den Sinn, die mir zwar alle die besonderen Spezifikationen eines neuartigen Produkts erklären können, aber es nicht schaffen, mir zu erzählen, wie das Produkt zu den Kunden kommt oder wer überhaupt die Kunden sind.

Die gemeinsame Vision

Weiter brauchen die Gründer in einem Team eine gemeinsame Vision. Also etwas, an dem sich alle aufrichten können, an das alle denken, wenn sie morgens aufwachen und an das sie denken, wenn sie abends einschlafen.

Problematisch wird es, wenn ein Gründer eigene Ziele verfolgt, die nicht mit den Zielen der anderen Gründer übereinstimmen oder sogar mit deren Zielen kollidieren.

Es geht aber noch um mehr. Die Vision ist es, die den Mitarbeitern, den Investoren und den Kunden kommuniziert wird. Insbesondere wenn Gründer einzeln über ihr Start-up sprechen, sollte eine konsistente Darstellung vorliegen.

Denn die Vision zirkuliert ja nicht nur innerhalb des Gründer-Teams, sondern auch außerhalb der Grenzen des Start-ups. Von dort kommt sie wieder zurück ins Team. Ist die Vision als das Fundament des Start-ups nicht stark genug, können sich schnell Risse auftun.

Es ist natürlich klar, dass nicht alle Gründer gleich sind. Es handelt sich um unterschiedliche Individuen. Aber es sollte doch in Bezug auf das Start-up etwas geben, das alle zusammenbringt. Außerdem braucht es einen Wert, der als Motivation für die Anstrengungen und Mühen reizt.

Die notwendige Kommunikation

Gründer in einem Team haben viel zu besprechen. Nicht nur werden alle neue Erfahrungen im Rahmen der Gründung machen. Sie werden auch einzeln Informationen – zum Beispiel in Bezug auf Mitarbeiter, Kunden, das Produkt oder Wettbewerber – erhalten, verarbeiten und weitergeben. Auch das beeinflusst ein Start-up.

Wichtig wird es deshalb sein, die erforderliche Transparenz zu schaffen und zu lernen, die emotionalen und sachbezogenen Aspekte der eigenen und der Kommunikation der Team-Kollegen zu verstehen.

Auf alle Details hinsichtlich Kommunikation an dieser Stelle einzugehen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Auf jeden Fall müssen Gründer lernen zu verstehen, welche Wirkungen ihre Äußerungen – verbal oder non-verbal – entfalten, welches Level an Kommunikation erforderlich ist und wie sie es schaffen, dass sich alle gleichermaßen abgeholt fühlen. Dabei sollte niemand seinen Charakter verändern müssen.

Hierbei spielt Wertschätzung für den anderen eine große Rolle. Investoren und Mentoren, wenn sie erfahren genug sind, merken übrigens meistens sehr schnell, wenn es im Team hakt. Wohl dem Team, das in der Lage ist, Ratschläge in dieser Richtung anzunehmen und umzusetzen.

Wie verbessert man die Schlagkraft in einem Gründer-Team?

Ich habe versucht, vorstehend die meiner Ansicht nach maßgeblichen Faktoren zu beschreiben, die ein Gründer-Team auf die Erfolgsspur bringen. Mir ist bewusst, dass diese Beschreibungen bei weitem nicht ausreichend sind. Es gibt sehr wahrscheinlich weitere Faktoren, die man besprechen müsste.

Letztendlich ist jedes Team individuell und muss auch einzeln betrachtet werden. Die drei von mir genannten Faktoren gehören aber sicherlich zu den maßgeblichen.

Was kann man nun tun, um ein Gründer-Team so gut wie möglich aufzustellen? Ich empfehle, dass Gründer die folgenden Punkte angehen.

1. Aufgaben und Rollen identifizieren

Die Gründer sollten identifizieren, wer was im Team kann und wer welche Rollen und Aufgaben übernimmt. Außerdem müssen die Gründer klären, wo sie Hilfe benötigen. Wichtig ist, dass die Gründer hier ehrlich sind und notfalls bereit sind, externe Hilfe anzunehmen.

Ich helfe derzeit Gründern eines Start-ups in Kanada, die auf meinen Rat hin – nachdem sie schon zwei Jahre zusammen arbeiteten – Persönlichkeitsprofile haben anfertigen lassen, weil Anzeichen erkennbar waren, dass ein paar der Gründer nicht mit den ihnen zugedachten Rollen zurechtkamen.

2. Das übergeordnete Ziel definieren

Was ist das übergeordnete Ziel, das die Gründer mit dem Start-up verfolgen? Was ist die Existenzberechtigung des Start-ups aus der Sicht der Gründer? Viele Gründer gehen über diesen Punkt schnell hinweg. Oftmals wissend, dass sie derzeit keine ausreichenden Antworten geben können.

Die Vision zu finden und die gemeinsamen Ziele herauszuarbeiten, kann anstrengend und schmerzhaft sein. Manchmal müssen harte Konsequenzen gezogen werden. Es ist aber wichtig, dass alle Gründer auf der gleichen Seite stehen und ein geschlossenes Bild abgeben.

3. Der richtige Kommunikationsstil

Wie schafft man einen besseren Kommunikationsstil? Ich denke nicht, dass ich der Experte auf diesem Gebiet bin. Aber es wird sicherlich helfen, wenn die Gründer einen Mechanismus finden, der die Sachebene und die persönliche Ebene im Hinblick auf Kommunikation trennt.

Kritik sollte sich beispielsweise stets auf die Sache und nicht auf eine Person beziehen. Desweiteren braucht es größtmögliche Transparenz. Es ist leicht zu sagen: „Ich kann das schon. Vertraut mir einfach!“

Letztendlich geht es aber für alle Gründer um ein gemeinsames Ziel. Da ist zwar Vertrauen wichtig, aber jeder Gründer muss sich seinen Verantwortlichkeiten stellen und die Konsequenzen seines Handelns tragen.

Hilfreich ist dabei ein regelmäßiger Jour Fix – vielleicht sogar mit einem externen Moderator, in dem die relevanten Punkte besprochen werden. Dafür braucht es klare Regeln. Jeder Gründer weiß so, was ihn erwartet.

4. Ergebnisse schriftlich festhalten

Ich bin ein großer Freund von Papier. Das ist nämlich geduldig und man kann es zum Schreiben benutzen. Gründer können die Regeln für den Jour Fix aufschreiben, die Rollen der Gründer notieren, eine Agenda aufsetzen, Zuständigkeiten festhalten und Konsequenzen und Tasks notieren.

Letztendlich verhindern die Gründer so, dass sich niemand mehr an etwas Besprochenes erinnert, wenn es gebraucht wird. Und es zwingt einen dazu, die teilweise unpräzisen Gedanken zu ordnen und so zu formulieren, dass andere sie auch verstehen.

Fazit

Was ein Team erfolgreich macht, ist schwer in allgemeine Worte zu fassen. Letztendlich jedoch scheint es um Gemeinsamkeiten zu gehen, um ein gemeinsames Wollen.

Sabrina Spielberger von Digidip hat es in einem Interview mit mir wunderbar beschrieben: „Man muss sich in den anderen ein Stück weit wiederfinden.“ Denn dann macht das „Unternehmen Start-up“ Spaß und die Hindernisse und Probleme sind nicht ganz so schlimm.

Passen die Fähigkeiten der Gründer, ihre Vision und ihre Kommunikation zusammen, ist zwar noch nicht sicher, ob sie auch Erfolg mit ihrem Unternehmen haben werden. Aber es wird mit Sicherheit für sie leichter, erfolgreich zu werden.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.