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Wie Klonen den Polosport verändert

geschrieben von Nicole Scott

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als im Jahr 1996 Dolly das Schaf erfolgreich geklont wurde. Aus Science-Fiction wurde damals Wirklichkeit und mittlerweile findet das Klonen von Tieren auch im Polosport Anwendung.

Im Artikel „Send in the Clones“, der kürzlich im Rhapsody-Magazin erschien, schildert der Autor, welch drastischen Einfluss das Klonen auf den Polosport hat.

Wenn ihr – genau wie ich – nicht viel über Polo wisst, hier ein paar Hintergrundinformationen. Der Sport wird vom Argentinier Adolfo Cambiaso dominiert, der bereits mit 22 Jahren anfing, sich in der Szene einen Namen zu machen. Mittlerweile wird er als einer der besten Polospieler der Welt angesehen.

Cambiaso leitet das Team „La Dolfina“ und hält aktuell den Weltrekord bei der prestigereichen „Triple Crown Championship“, wo er mit seinem Team in den vergangenen fünf Jahren 13 von 15 Turnieren gewinnen konnte. Bei den Tortugas und Palermo Opens erzielte er sogar fünf Siege in Folge.

Im Jahr 2017 schoss Cambiaso in Tortuga sieben Tore und sein Pferd „Cuartetera B05“ wurde zur besten Stute des Turniers gekürt. Cuartetera B05 ist ein wunderschönes Tier mit braunem Fell und einem weißen Streifen auf dem Kopf – und sie ist eine exakte genetische Kopie von Cambiasos ursprünglicher Cuartetera.

Seit wann klont Cambiaso seine Pferde?

Auf den ersten Blick scheint diese Story einem Science-Fiction-Buch entsprungen zu sein. Der Poloprofi hat ein Team aus erstklassigen Wissenschaftlern zusammengestellt, um mit ihrer Hilfe die Züchtung von Polopferden zu revolutionieren. Bei den Spielen in Tortuga im Jahr 2016 spielte sein gesamtes Team mit sechs Cuartetera-Klonen – und sie sahen exakt gleich aus; alle waren sie braun und hatten einen weißen Streifen im Gesicht.

„Mit einem gesamten Team von geklonten Pferden in Richtung Ruhm zu reiten war für Cambiaso der Höhepunkt einer Reise, auf der er bereits seit einem ganzen Jahrzehnt unterwegs war.“, schreibt der Autor des Artikels Frederick Bernas.

Im Jahr 2006 musste Cambiasos liebstes Pferd „Aiken Cura“, aufgrund eines gebrochenen Beins eingeschläfert werden. Er sammelte zuvor einige Hautzellen und ließ diese einfrieren.

Das Klonen von Tieren war bereits damals Realität. Schon seit 2003 gibt es geklonte Nutztiere, nur hatte es noch niemand mit teuren Poloponys versucht.

Im Jahr 2009 wendete sich der amerikanische Unternehmer und Polo-Enthusiast Alan Meeker an Cambiaso. Er hatte mitbekommen, dass der Polospieler seine Pferde klonen möchte. Meeker wollte dagegen seinen Reitstall vergrößern und die Tiere für Gewinn weiterverkaufen. Die beiden wurden Geschäftspartner und versuchten Aiken Cura im Klonlabor „ViaGen“ in Texas zu klonen. Ein Jahr später wurde eines der ersten geklonten Cuarteteras bei einer Auktion für sagenhafte 800.000 US-Dollar versteigert – der höchste Preis, der jemals für ein Polopferd bezahlt wurde.

Ernesto Gutierrez – der Käufer des Klons – hatte für Cambiaso und Meeker ein noch besseres Geschäftsmodell im Sinn. Er wollte ein hochmodernes Klonlabor ins Leben rufen, das sich die Nachfrage in der Poloszene zu Nutze macht, ohne dabei Kontrolle über das eigene Vermögensgut, also das geklonte Tier, zu verlieren. Gutierrez stieg als dritter Geschäftspartner in das Unternehmen ein und im Jahr 2010 wurde in Argentinien das Labor „Crestview Genetics“ eröffnet.

Crestview ist mittlerweile eines der führenden Klonlabore und arbeitet seitdem nicht nur für Cambiaso, sondern auch für andere Polospieler und Pferdezüchter. Der Preis für ein geklontes Pferd beträgt ungefähr 120.000 US-Dollar.

Der Polosport und das Klonen

Two of Adolfo Cambiaso’s cloned horses

Das Klonen von Tieren ist noch immer eine relativ neue Wissenschaft. Die von Crestview genutzte Methode basiert auf der Transplantation von Zellkernen somatischer Zellen und wurde vom Molekularbiologen Dr. Adrian Mutto entwickelt, der außerdem der Leiter des Labors ist.

Um ein Tier zu klonen, werden die Zellkerne gefrorene Körperzellen des Spendertiers in speziell präparierte Eizellen implantiert. Die Zellkerne der Eizellen werden zunächst mit einer mikroskopisch kleinen Spritze entfernt und anschließend durch die DNA des Spendertiers ersetzt. Ein Elektroschock erweckt den Embryo dann zum Leben.

Nach sieben Tagen wird der modifizierte Embryo in eine Stute eingepflanzt. Bei jedem Klonvorgang werden ungefähr 200–300 Eizellen verarbeitet, aber nur ein Drittel schafft es bis in diese Phase. Wenn alles nach Plan läuft, kommt 11 Monate später das geklonte Fohlen zur Welt. Bei jedem Klonvorgang verlaufen nur 10 Schwangerschaften erfolgreich ab.

Wieso sorgt gerade der Polosport für Innovation auf diesem Gebiet?

La Dolfina plays a match at the Campo Argentino de Polo in Buenos Aires

Im Polo gibt es keinerlei Regulierungen, was die Verwendung von geklonten Tieren angeht. Diese Praxis steht in starkem Kontrast zum Pferderennsport; dort ist das Klonen nämlich verboten.

Im Pferderennsport können sich die Besitzer sicher sein, dass ihre besten Pferde einen Gewinn einbringen werden. Das liegt vor allem an den strikten Vorschriften für die Zucht der Tiere. Beim Polo sieht die Sache anders aus. Nachdem im ersten Weltkrieg viele Pferde starben, wurde das Führen von Zuchtbüchern im Polosport nämlich aufgegeben.

Die Federal Cloning Association begrüßt die Verwendung von geklonten Tieren. Laut des Verbands „kann das Klonen von Tieren das Angebot von guten Ponys vergrößern, wovon der Sport nur profitieren kann.“

Aber was könnte schieflaufen?

Was momentan im Polosport passiert, wird als „handwerkliches“ Klonen bezeichnet. Mit den verwendeten Methoden lässt sich nämlich noch keine Massenproduktion durchführen.

Wenn ein gesamtes Poloteam die DNA eines einzigen Pferdes verwendet, sorgt das dafür, dass der Genpool schrumpft. Eine Handvoll geklonter Tiere könnte dafür sorgen, dass in zukünftigen Klongenerationen negative Charakteristiken nach und nach immer markanter werden.

All das könnte durchaus ein Ende für die Evolution des Sports bedeuten. Beim Züchten der Tiere geht es schließlich darum, Jahr für Jahr bessere Tiere zu züchten.

Und natürlich ist auch die ethische Debatte rund um das Thema Klonen ein wichtiger Kritikpunkt.

Was kommt als Nächstes?

Clones at Auction

Die Zweifler, die nicht verstehen konnten, warum jemand so viel Zeit und Geld in eine unerprobte Wissenschaft stecken würde, ließ Cambiaso mit seinem Erfolg verstummen. Jetzt nutzt er seine Aiken Cura-Klone, um neue Polopferde zu züchten. Als Nächstes möchte er ein Rennpferd klonen und damit eine neue Generation von Polopferden züchten.

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Nicole Scott