5:0! Das erste Spiel nach der WM-Eröffnungsfeier endete spektakulär. WM-Gastgeber Russland setzte sich klar gegen Saudi-Arabien durch. Dabei hatten die Saudis kurz zuvor Deutschland an den Rand einer Blamage gebracht. Für Sensationen werden die „grünen Falken“ bei der WM 2018 vermutlich nicht mehr sorgen. Dennoch: Die Nation könnte in den nächsten Jahren für Furore im Weltfußball sorgen.
„Wir waren wie Pioniere“, so David Woodfield zu The i Paper. Woodfield war 1979 Trainer der saudi-arabischen Nationalmannschaft. „Sie hatten nur ein Stadion. Die Klubs hatten Sandplätze.“
Woodfield und weitere britische Trainer folgten dem technischen Direktor Jimmy Hill damals nach Saudi-Arabien. „Wir hatten eine Nationalmannschaft und entwickelten dann U21-, U18- und U16-Mannschaften“, erinnert er sich. Die Briten brachten die Expertise, die Saudis das Geld. Eine unschlagbare Kombination? Nicht ganz. Die eher langfristigen Pläne von Woodfield & Co. stießen auf wenig Gegenliebe.
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Vier Jahrzehnte später spielt Saudi-Arabien bei der WM 2018. Die WM-Gruppe A ist keine dieser „Todesgruppen“. Nach der 0:5-Niederlage gegen Gastgeber Russland ist die Hoffnung auf ein Weiterkommen gering. Ebenfalls gering ist erfahrungsgemäß die Geduld der Verbands-Bosse. Ex-Nationaltrainer Edgardo Bauza wurde nach zwei Monaten entlassen. Ob sich Juan Antonio Pizzi viel länger hält, ist fraglich.
Die großen Hoffnungen ruhen ohnehin auf keinem Fußball-Trainer. Im Fokus stattdessen: Kronprinz Mohammed bin Salman.
Saudi-Arabien investiert in den Sport
Bin Salman hat die Vision 2030 als weitreichende Agenda zur Diversifizierung der saudischen Wirtschaft ausgerufen. Und die Sportförderung stellt eine wichtige Säule dar. The i Paper zitiert Simon Chadwick, Professor für Sports Enterprise an der Salford University. Chadwick: „In den letzten vier oder fünf Jahren hat Saudi-Arabien begonnen, sich mit den Realitäten einer Post-Öl und -Gas-Zukunft auseinanderzusetzen. Das Land hat beschlossen, in den Sport zu investieren, und ein wichtiger Bestandteil ist der Fußball.“
Die Beispiele der Vereinigten Arabischen Emirate und Katar haben Saudi-Arabien offenbar motiviert. Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan gilt als reichster Mann im Fußball. Als Hauptanteilseigner war er finanziell maßgeblich für den Aufstieg von Manchester City verantwortlich. Katar wiederum wird die WM 2022 veranstalten und unterstützt massiv Paris Saint-Germain. Ein ähnliches Prestige wünscht sich offenbar auch Saudi-Arabien.
Staatlich finanzierte Fußballklubs möchte die Regierung privatisieren. Und auch an Geld soll es nicht mangeln. Die nationale Ölgesellschaft Saudi Amarco plant den Börsengang. Und hinter dem 25-Milliarden-Dollar schweren Klub-WM-Vorschlag an die FIFA stecken offenbar saudische Investoren.
Lernen von Kahn, ManU & Co.?
Auch in der Region lässt Saudi-Arabien seine Muskeln spielen. Es ist eine von 14 Nationen, die den südwestasiatischen Fussballverbandes (SWAFF) ins Leben gerufen haben. Generell sollen Kooperationen helfen, mit LaLiga, aber auch mit Manchester United. Stürmer Mohammad Al Sahlawi trainierte drei Wochen lang mit den „Red Devils“. Solche Maßnahmen erscheinen sinnvoll, zumal mit Flügelstürmer Fahad Al-Muwallad (UD Levante) nur ein Spieler höheres Niveau gewohnt ist.
Auch aus Deutschland kommt Unterstützung. Oliver Kahn hat die Torhüter der Saudis mit seiner Firma Goalplay auf die WM 2018 vorbereitet. Kahn: „Meine Aufgabe besteht darin, diesen Prozess zu steuern und meine Erfahrungen einzubringen“. Der „Titan“ kümmert sich zudem um die Ausbildung von Nachwuchstorhütern und Torwarttrainern.
Was kann nun noch schief gehen? Nationalcoach erklärte Pizzi in einem Interview mit Arab News, dass „Fitness, Diät und Ernährung sowie allgemeine Professionalität“ verbessert werden müssten. Ob das bei der WM 2018 schon klappt? Vermutlich nicht. Aber dank großer Ambitionen könnte Saudi-Arabien in den nächsten Jahren für Furore im Fußball sorgen.