Was machen wir nur mit unserem Facebook? Einerseits ist vielen von uns das weltumspannende Netzwerk lieb und teuer geworden, andererseits fürchten wir uns – völlig zurecht – vor dem Datenmonster, das wir auch noch selbst groß gefüttert haben. Es könnte uns töten.
Es begab sich aber in jenen Tagen des Jahres 1987, dass eine Verordnung vom Kaiser Kohl ausging, es solle eine Volkszählung im ganzen bundesrepublikanischen Reich vorgenommen werden. Da machten alle sich auf, um sich in die Listen eintragen zu lassen, ein jeder in seinem Ort.
Alle? Nein, ein gar nicht so kleiner Haufen Datenbewegter protestierte aufs heftigste gegen den Datendurst des Staates, der Name, Wohnsitz, Erwerbsstatus, Schulabschluss und bevorzugtes Verkehrsmittel wissen wollte.
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Wenn wir dagegen stellen, was Facebook (und selbstredend auch Google, Amazon, Apple) von uns an Daten gesammelt haben, war die Volkszählung ein warmer Witz. Tatsächlich kennen uns die Giganten der Technologiewelt besser als wir uns selbst.
Die völlig unregulierte Datensammlung und vor allem die IT- und KI-gestützte Verarbeitung dieser Daten und die damit verbundene Vollsuche nach Korrelationen bringt es mit sich, dass Facebook und Co. unser Einkaufs-, Wahl- und Sozialverhalten vorhersagen können.
Sensationeller, wenngleich bedrückender Buchtipp zum Thema: Schlecky Silberstein: Das Internet muss weg.
Facebook bestimmt, wie es uns geht
Achtung: Ich meine damit nicht solche dämlichen Wenn-Dann-Effekte, dass mir auf dem ganzen Internet permanent Rasenmäher-Werbung gezeigt wird, weil ich gerade bei Amazon einen Rasenmäher gekauft habe.
Und ich meine auch nicht jene Werbeformen, bei denen ich mich frage, warum sie mich treffen. Denn manchmal ist es schon sehr daneben.
Doch wenn Facebook ernst macht, wird es ernst. Denn deren komplexer und dynamischer Algorithmus entscheidet, was ich auf dem Netzwerk sehe. Und was ich auf dem Netzwerk sehe, bestimmt, wie es mir geht. Dahinter stecken einfache psychologische Prinzipien der Anpassung an unsere Umgebung.
Wenn du lang genug mit Idioten spielst, wirst du selbst einer. Wenn du mit Jammerlappen wischst, geht der Optimismus verloren. Unter Erfolgsmenschen wirst du zum Optimisten.
Dabei ist die DNA von Facebook schrecklich schlicht: Es geht immer darum, dem Einzelnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Ihm also das zu zeigen, was ihn wirklich interessiert. Das gilt für Werbung, das gilt für Beiträge von Seiten und für Beiträge von „Freunden“.
Warum sollte Facebook dich töten?
Was heißt das jetzt konkret? Bist du gut drauf, schickt dir der Algorithmus aufmunternden, positiven Content. Das wird deine Stimmung aufhellen. Der Algorithmus wertet nicht, er hat keine Moral, doch er potenziert.
Wenn du Frust-Content bekommst, wird sich deine Stimmungslage nachweisbar eintrüben. Wenn also Facebook deine Stimmung beeinflussen kann, wie theoretisch ist es dann, dass Facebook dich in Depressionen stürzen und zum Freitod verleiten kann, wenn die Auswege fehlen?
Die Frage danach ist: Warum sollte Facebook das tun? Mir fällt kein Grund ein. Doch was heißt das schon. Allein die Möglichkeit ist erschreckend und schreit nach Regulierung.
Doch von wem? Die Macht derer, die mit tausenden Spezialisten und den besten Computer-Systemen der Welt das meiste Geld der Welt damit verdienen, dass sie uns manipulieren, ist ein beängstigender Fakt unserer Zeit.
Und was sagt unser Gehirn?
Liebe Schlagzeilenwiederkäuer und Oberflächenempörer: Es ist völlig egal, ob Cambridge Analytica ein paar Millionen Datensätze bekommen hat (ganz legal im Rahmen der seinerzeitigen Möglichkeiten, Selbsttest hier).
Es ist völlig egal, ob wir beschließen, mehr oder weniger Informationen in Facebook zu hinterlegen oder gar unser Profil zu löschen. Und es ist völlig egal, ob die EU die Datenschutzschlinge zuzieht.
Ein wilder Wind hat die Pusteblume zerblasen und ihre Schirmchen weit verstreut. Der Versuch, sie wieder zusammen zu setzen, ist müßig. Nie waren wir (in unserem Teil der Welt) so frei, nie gab es so viele Möglichkeiten – und nie gab es so feste Fesseln, wie sie die Zuckerbergs, Bezos’, Cooks und Pichais dieser Welt angelegt haben.
Und die Lösung? Fragen wir doch unser Stammhirn: verstecken, weglaufen, angreifen. Meine Lösungen lauten: Ich hoffe, dass irgendeine Regierung die wilden Weltherrscher wieder einfängt (verstecken). Ich blende alles aus und freue mich des Lebens (weglaufen) und ich frage mich, wie ich dieses Wissen und die daraus hervorgehenden Möglichkeiten für mich nutzen kann (Angriff).
Wer sich also in den kommenden Monaten wundern sollte, was bei mir alles so los ist, bitte nicht wundern, das ist dann die Abteilung Attacke!