Auf mehrere Millionen Aufrufe bringt es Zoë Keating. Das Besondere an der US-amerikanischen Cellistin ist, dass sie ihre Einnahmen für jeden zugänglich offenlegt. Vor allem die Beträge, die Streaming-Dienste wie Spotify und Co. zahlen, erscheinen unfassbar niedrig. Woran liegt das?
Selbst wenn nicht jeder Zoë Keating mit einem Gesicht verbinden kann, so ist die US-amerikanische Cellistin doch eine Ausnahme in der Musik-Branche.
Streaming-Dienste im Vergleich: Die zwei Gesichter von Spotify
Der Grund dafür liegt – wie so häufig – beim Geld. Die 46-jährige Musikern aus San Francisco geht sehr offen mit ihren Einnahmen als Musikerin um.
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So hat sie beispielsweise alle Erlöse, die sie 2017 über Streaming-Dienste wie Spotify, Amazon Prime Music und Apple Music generiert hat, in einem öffentlich zugänglichen Dokument publiziert.
Bei rund vier Millionen Streams kommt sie auf Einnahmen in Höhe von etwas mehr als 80.000 US-Dollar. Nicht mit einberechnet in diesen Wert, sind die Einnahmen durch die Lizenzierung der Musik für Filme, Provisionen, Nutzungsrechte, Live-Auftritte und (physische) Verkäufe.
Ein detaillierter Blick auf die Einnahmen, die einzelne Streaming-Dienste generiert haben, ist ebenfalls interessant. So wird deutlich, dass Spotify mit 0,38 Cent pro Stream das wenigste Geld zahlt. Zugleich sind die Einnahmen, die Keating über Spotify generiert, auch am höchsten.
Den höchsten Geldbetrag (6,6 Cent pro Stream) zahlt Amazon Prime. Auf dem zweiten Platz lag mit 3,2 Cent pro Stream der Dienst Xbox Music gezahlt. Dieser Dienst wurde jedoch von Microsoft zum 31. Dezember 2017 eingestellt.
Wie lassen sich die Beträge einordnen?
Zunächst stellt sich bei der Einordnung der Werte selbstverständlich die Frage: Wie aussagekräftig sind die Zahlen einer bekannten aber sicherlich nicht weltberühmten Künstlerin?
Die Antwort darauf liefern die Musik-Experten von „The Trichordist“. Diese haben ebenfalls Werte zu den Bezahlungen der Streaming-Dienste veröffentlicht.
Diese basieren auf einer deutlichen größeren Grundlage. Sie stammen von einem Independent Label mit rund 200 Alben und mehr als 200 Millionen Streams im Jahr.
Obwohl das nicht näher benannte Label deutlich mehr Abrufe mit mehr Alben generiert, pendeln sich die Werte bei fast allen Streaming-Diensten auf gleichem Niveau ein. Tendenziell fallen sie sogar etwas geringer aus.
Die Streaming-Dienste sind nicht das größte Problem
Wenn die Margen nun offenbar branchenübergreifend so gering ausfallen, scheinen sich Streaming-Dienste für Künstler nicht wirklich zu lohnen. Doch sind wirklich Spotify, Apple, Amazon und Co. ausschließlich an den geringen Auszahlungen Schuld?
Eine Antwort auf diese schwierige Frage gibt es in der Kommentar-Spalte unter dem Facebook-Post des Mobilitäts-Experten Don Dahlmann.
Darin wird das tatsächliche Problem der Musik-Industrie angesprochen: die Plattenfirmen. An diese treten die Streaming-Dienste mehr als 70 Prozent ihrer Einnahmen ab. (Das könnte ein Grund dafür sein, warum Spotify trotz massivem Wachstum weiterhin Verluste schreibt.)
Die Plattenfirmen jedoch beteiligen die Künstler in nicht ausreichendem Maße an den generierten Einnahmen. Es ist also falsch, die Schuld ausschließlich bei Spotify und Co. zu suchen.
Vielmehr sollte die Marktmacht der großen Gatekeeper der Musik-Industrie hinterfragt werden. Wieso behalten sie einen so hohen Anteil der Einnahmen ein? Warum werden Künstler nicht besser bezahlt und mit Verträgen teilweise ausgeschlachtet? Das sind die Fragen, auf die es Antworten geben muss.
Müssten die Streaming-Dienste weniger Geld an die Plattenfirmen zahlen, könnten sie mehr Geld an Künstler auszahlen.