Social Media Testbericht

Getestet: Ist „Rooom“ aus Jena wirklich ein Konkurrent für Facebook?

Rooom Raum mit Möbeln
Foto: Screenshot / rooom.com
geschrieben von Marinela Potor

Während Facebook mit den Konsequenzen seines Daten-Skandals kämpft, behauptet das Thüringer Start-up „Rooom“: Wir sind die sichere Alternative zu Facebook. Das mussten wir natürlich direkt ausprobieren.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Rooom hat ungefähr so viel mit Facebook zu tun, wie Faxenmacher Stefan Raab mit dem introvertierten Mark Zuckerberg. Das muss nicht schlecht sein, vor allem wenn Rooom-Gründer Hans Elstner sich mit einem besseren Schutz der Privatsphäre und dem sicheren Umgang mit Nutzerdaten gegenüber Facebook hervortun möchte.

Doch der Reihe nach. Was ist Rooom eigentlich und wie funktioniert die Plattform?

Puppenhaus 2.0

Die Anmeldung ist recht unkompliziert und für Privatnutzer kostenlos. Es gibt aber auch Abo-Modelle für Unternehmen, die Nutzern mehr Gestaltungsraum lassen.

Wenn ich Gestaltungsraum sage, ist das wörtlich gemeint, denn Rooom basiert auf einem visuellen Raumkonzept. Das heißt, nachdem ich mich auf der Plattform registriere, ist meine „Timeline“ ein leerer Raum.

Rooom leerer Raum

Den leeren Raum können Nutzer nach ihren Vorlieben einrichten (Foto: Screenshot / rooom.com)

Diesen kann ich mit Hilfe des Katalogs im Menü ganz individuell gestalten. Ich kann zunächst wählen, was es überhaupt für ein Raum ist.

Es gibt Optionen wie „Küche“ oder „Wohnzimmer“ und ich beginne eifrig, mir aus dem Katalog Sofa, Tisch, Regal und sogar einen Bilderrahmen für meinen Raum auszusuchen.

Rooom Katalog

Der Katalog bietet Optionen von Sofatyp bis Holzfarbe (Foto: Screenshot / rooom.com)

Als großes Spielkind bin ich direkt begeistert und fühle mich glatt 28 Jahre zurückversetzt als ich noch Mini-Möbel für mein Puppenhaus aussuchte. Rooom ist tatsächlich so etwas wie ein virtuelles Puppenhaus, das man nicht nur in 2D, sondern auch 3D und im VR-Modus anschauen kann.

Die Gegenstände, die man für seinen „Rooom“ auswählt, kann man deshalb auch herumschieben, drehen und mit Leben füllen. So kann ich zum Beispiel für meinen Bilderrahmen ein Foto von meinem Computer hochladen.

Rooom Raum 3D-Blick

So sieht mein Raum in 3D-Sicht aus (Foto: Screenshot / rooom.com)

Product Placement statt personalisierter Werbung

Im Laufe meiner Einrichtungsphase stelle ich fest, dass man für bestimmte Elemente Punkte oder Auszeichnungen bekommen kann. Noch bleibt mir der Zweck dafür verborgen, ich kann mir aber denken, dass man das Netzwerk künftig mit Shopping-Portalen verbinden könnte.

Wer 100 Punkte hat, kann sich den Kissenbezug im Online-Shop von Ikea gratis aussuchen. Wer zu wenige Punkte hat, muss zahlen. Diese Optionen gibt es natürlich nicht, aber so stelle ich es mir zumindest vor.

Tatsächlich soll es einen kommerziellen Aspekt bei Rooom geben, allerdings in Form von Product Placements und nicht, wie bei vielen anderen sozialen Netzwerken, als personalisierte Werbung.

Hans Elstner verspricht daher: „Ich wollte ein Netzwerk erschaffen, das echten Datenschutz bietet – weg von personalisierter Werbung hin zu einem Blick über den Tellerrand. Werbebanner und Anzeigen sollte es auf Rooom von Anfang an nicht geben.“

Wieso habe ich keine Freunde?

Nun soll Rooom aber ja eigentlich mehr sein als eine Spielerei. Denn Gründer Hans Elstner hat ganz bewusst die Idee der Wohnung für sein soziales Netzwerk gewählt.

Es soll – im Gegensatz zu Facebook – die Sicherheit der eigenen vier Wände widerspiegeln, sagt er: „Die Einstellung der Privatsphäre auf Facebook ist gut versteckt und weist viele Lücken auf. In der realen Welt kann jeder frei entscheiden, wen er in seine Wohnung, sein Wohnzimmer oder gar in sein Schlafzimmer lässt und wen nicht. Rooom macht es seinen Nutzern fast so einfach wie in der Realität, Personen den Zugang zu ihren Räumen zu gewähren.“

Nutzer können deshalb die Privatsphäre recht unkompliziert einstellen. Der eigene Raum kann zum Beispiel öffentlich, privat, nur für gute Freunde oder sogar nur für den eigenen Partner zugänglich gemacht werden. So kann man sich also gegenseitig besuchen und in den Räumen miteinander chatten.

Wie das funktioniert, konnte ich leider nicht ausprobieren, da ich offenbar keine Freunde im Netzwerk habe. Auch als ich mein Rooom-Profil mit meinem Facebook-Profil verbinde, passiert nichts, außer, dass ich überrascht bin.

Wieso kann ich bei Rooom, das Facebook in Sachen Privatsphäre und Datenschutz kritisiert, ausgerechnet mein Facebook-Profil verlinken?

Liegt es wohl daran, dass man über die hohe Nutzerzahl des Konkurrenten schnell die eigene Userzahl steigern möchte? Aktuell hat Rooom angeblich mehrere Tausend Nutzer. Zum Vergleich: Facebook hat aktuell über zwei Milliarden aktive Nutzer.

Potenzial für Unternehmen

Als Facebook-Ersatz sehe ich Rooom denn auch nicht. Das persönliche Gestalten eines Raumes, nur um sich darin virtuell mit Freunden zu treffen, ist – wenn auch unterhaltsam – sicher nicht jedermanns Sache.

Dennoch ist der Business-Ansatz sehr interessant. Wer als Unternehmen einen Business- oder Premium-Account erstellt, kann die Räume nicht nur für Chats nutzen.

Unternehmen könnten darin Verkaufspräsentationen erstellen oder ihre Produkte in einem virtuellen Showroom für Nutzer darstellen. Das könnte vor allem als Marketing-Tool interessant sein, wenn die Plattform genug User anziehen kann.

Doch genau das ist natürlich bei Rooom, genau wie bei so vielen Konkurrenten von Facebook, die entscheidende Frage: Kann Rooom sich gegen DAS soziale Netzwerk durchsetzen?

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

1 Kommentar

  • Verstehe den Sinn dahinter nicht, kann damit weder was anfangen noch jemanden hinzufügen. Es ist mehr wie ein VR Spiel a la SecondLife, was bringt mir sowas wenn ich in dem Raum keine Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Menschen haben kann.