Wenn ein ehemaliges Staatsoberhaupt wie Barack Obama eine Rede an einer Universität hält, ist das in den meisten Fällen ehrlich gesagt nicht besonders aufregend. Es sei denn sie wird aus unerklärlichen Gründen komplett geheim gehalten. Genau das ist bei einer Obama-Rede am MIT vor Kurzem passiert. Dem US-Magazin Reason liegt nun aber eine Aufnahme der Rede vor. Darin sagt Obama unter anderem: Die Inhalte in sozialen Netzwerken sollten kontrolliert und reguliert werden.
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat kürzlich eine Rede bei einer wichtigen Sportanalysekonferenz am MIT gehalten. Obwohl Obama nichts Schockierendes sagte, wurde die Rede komplett geheim gehalten.
Besucher durften keine Fotos machen, keine Videos aufnehmen, nichts tweeten und die anwesenden Journalisten durften auch nicht über die Rede berichten.
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Das US-Magazin Reason, das über Themen wie Meinungsfreiheit schreibt, ergatterte aber doch irgendwie eine Aufnahme der Obama-Rede. Die Reporter hörten sich die gesamte Aufnahme an und fragten sich danach: Was sollte die Geheimhaltung?
Obama-Rede: Absolut geheim und absolut unspektakulär? Nicht ganz!
Denn offensichtlich sagte Obama nichts Aufregendes oder Spektakuläres, sodass für Reason die Geheimniskrämerei eigentlich die spannendste Nachricht der Obama-Rede war.
Während es stimmt, dass Obama im Großen und Ganzen nichts Überraschendes sagte (mittlerweile weiß wirklich jeder, dass er ein Basketball-Fan ist und auch die Aussage, dass Regierungsangestellte nicht so faul sind, wie viele denken, muss man nicht weiter kommentieren), regt ein Teil seiner Rede zur Rolle von sozialen Netzwerken in unserer Gesellschaft zum Nachdenken an.
Obama sagte in seiner Rede, dass Social-Media-Plattformen das Potential haben viel Gutes zu tun. Gleichzeitig sind sie aber im Kern nur ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck, das genauso gut missbraucht werden kann.
Zum einen stoßen Kampagnen wie #metoo wichtige gesellschaftliche Debatten an. Andererseits posten auch Terror-Organisationen ganz bewusst Propaganda-Videos auf Facebook oder YouTube.
Auch im deutschsprachigen Raum ist deutlich geworden, wie rechtspopulistische Bewegungen und Parteien Social-Media-Kanäle für ihre Zwecke nutzen können.
Die Gefahr der Fox-News-Bubble
Für Obama scheinen diese Negativ-Szenarien zu überwiegen. Als Beispiel nannte er, wie sich auf den sozialen Netzwerken zum Teil komplett entgegengesetzte Realitäten widerspiegeln. Dabei würden nicht unterschiedliche Meinungen diskutiert, sondern grundlegende, lang etablierte Fakten in Frage gestellt.
Hier wurde Obama überraschend direkt: „Das liegt nicht nur daran, wie die Russen Bots und Fake News inspiriert haben. Hier geht es um Fox News gegen The New York Times.“
Der TV-Sender Fox News gehört zur Fox News Entertainment Group und damit zu den konservativen Medienhäusern in den USA. Der Sender wurde wiederholt kritisiert, weil er sich für seine Berichterstattung Fakten gerne so zurechtbiegt, wie es den Publishern gerade politisch in den Kram passt.
Die New York Times liegt mit ihrer liberalen, bewusst faktenorientierten Berichterstattung genau am anderen Spektrum.
Was Obama mit dieser Gegenüberstellung nicht direkt sagte, aber dennoch offensichtlich andeutete: Die fragwürdigen Nachrichten auf Fox News sind für viele konservative US-Bürger und Trump-Befürworter DIE (einzige) Informationsquelle.
Aus diesen „Nachrichten“ basteln sie sich ihre eigene verdrehte Weltsicht zusammen. In den USA hat dies sogar einen eigenen Namen, der Fox-News-Effekt oder die Fox-News-Bubble.
Das Problem für Obama an dieser Blase ist jedoch nicht, dass man entgegengesetzte Meinungen hat, sondern dass auf den sozialen Netzwerken eine alternative, nicht-faktenbasierte Weltsicht entsteht, die – ohne Eingreifen – viel Unheil anrichten kann.
Sollte man Inhalte auf sozialen Netzwerken zensieren?
Was kann man dagegen tun? Natürlich könnten Regierungen, wie in China, ganz einfach bestimmen, welche Version der Wahrheit die Social-Media-Plattformen veröffentlichen.
Das sei aber nicht das, was Demokratien wie die USA seien oder wo sie hin wollten, betonte Obama. Er gab aber zu bedenken, dass die US-Regierung durchaus „Grundregeln“ etablieren müsste, um die Wegrichtung und die Spielregeln der sozialen Netzwerke zu lenken.
Darüber hinaus machte Obama aber auch deutlich, dass Facebook, Twitter, Google & Co. sich nicht mehr so einfach aus der Verantwortung stehlen dürfen. „Diese Plattformen müssen sich über ihr Geschäftsmodell unterhalten und erkennen, dass sie sowohl ein öffentliches Gut als auch ein kommerzielles Unternehmen sind. Sie sind nicht einfach nur eine unsichtbare Plattform. Sie haben gewaltigen Einfluss darauf, wie sich unsere Kultur formt.“
Die Botschaft an die sozialen Netzwerke ist klar: Hört auf, euch hinter eurem Geschäftsmodell zu verstecken und übernehmt gesellschaftliche Verantwortung für das was auf euren Plattformen passiert!
Hat Obama Recht? Müssen die sozialen Netzwerke für die geposteten Inhalte auf ihren Plattformen Verantwortung übernehmen oder wäre das schon Zensur? Wir sind gespannt auf eure Meinungen dazu.