Mehr als eine Woche ist der Facebook-Skandal um veruntreute Nutzer-Daten nun schon alt und trotzdem kommen noch täglich weitere Details ans Tageslicht. Wir fassen die Ereignisse zusammen und erklären, warum weder Facebook noch Cambridge Analytica die alleinige Schuld tragen. Ein Kommentar.
„We have a responsibility to protect your information. If we can’t, we don’t deserve it.“ Mit diesem groß gedruckten Satz, einer ergänzenden Erklärung, einer Unterschrift und einem kleinen Facebook-Logo bittet Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Nutzer in mehreren britischen und US-amerikanischen Zeitungen um Entschuldigung.
Facebook has full-page ads signed by Mark Zuckerberg in UK newspapers today to apologise for the #CambridgeAnalytica scandal.
The phrase “You’ll need more then that my little hombre” comes to mind. pic.twitter.com/v0zyEuTFh9
— Matt Navarra (@MattNavarra) March 25, 2018
Der Facebook-Skandal: ein kurzer Rückblick auf die Ereignisse
Was war passiert? Seinen Anfang nahm die aktuelle Aufregung rund um Facebook im Jahr 2014 als der Psychologie-Professor Aleksandr Kogan Nutzer-Daten von Facebook für ein Forschungsprojekt erhoben hatte. Dies geschah über die App „Thisisyourdigitallife“. Beim Download stimmten die Nutzer der Datenerhebung zu, weswegen es sich in diesem Fall um keinen Diebstahl handelt.
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Die knapp 300.000 Facebook-Nutzer gaben aber nicht nur ihre eigenen Daten weiter, sondern ebenfalls die ihrer Freunde. Das war zu diesem Zeitpunkt via Facebook möglich und nicht rechtswidrig. Erst einige Zeit später verwehrte Facebook Entwicklern der Zugriff auf die Freundesdaten.
Was hingegen illegal ist, war der Verkauf der erhobenen Daten von Aleksandr Kogan an die britische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica.
Die Rolle von Cambridge Analytica
Als Facebook den Verkauf der Daten realisierte, wurde Cambridge Analytica zur Löschung der Daten aufgefordert. Diesem Wunsch kam die Firma vom inzwischen suspendierten CEO Alexander Nix jedoch nicht nach, wie die aktuellen Enthüllungen vermuten lassen.
Während im ersten Teil des Skandals (Datenerhebung via App) Facebook keine Schuld trifft, muss sich das soziale Netzwerk im zweiten Akt durchaus Fragen gefallen lassen. Warum hat man nicht sichergestellt, dass die Daten wirklich gelöscht werden? Welche gesellschaftliche Verantwortung trägt Facebook als Besitzer von Milliarden Nutzer-Daten? Und warum bedarf es einer Enthüllung, damit Facebook beim Schutz seiner Nutzer aktiv wird?
Das sind alles berechtigte Fragen, auf die Facebook früher oder später Antworten liefern muss. Die alleinige Schuld am Facebook-Skandal trägt das soziale Netzwerk jedoch keinesfalls.
Wie sieht es mit der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica aus? Diese hat – wie bereits erwähnt – ebenfalls einen Anteil an der aktuellen Diskussion, in dem sie Daten widerrechtlich erworben hat und diese dann in Form von psychografischen Profilen unter anderem im US-Wahlkampf für Donald Trump eingesetzt hat. Der Erfolg der Kampagne und deren Einfluss auf den Sieg Trumps ist jedoch stark umstritten.
Das Geschäftsmodell von Facebook
Es ist wichtig zu betonen, dass Facebook keineswegs aktiv die Daten seiner Nutzer an Unternehmen verkauft. Facebook verdient sein Geld damit, Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Nutzer nach bestimmten Kriterien (zum Beispiel Wohnort, Alter etc.) anzusprechen. Das heißt: Facebook monetarisiert diese Daten eher passiv und bleibt im Regelfall Herr über diese Daten.
Würde Facebook tatsächlich Datensätze an Konzerne verkaufen, würden sie sich selbst überflüssig machen. Das höchste Gut von Facebook sind die Daten der Nutzer.
Warum sollte Mark Zuckerberg diese freiwillig hergeben, wenn sich damit doch Milliarden durch zielgruppen-spezifische Werbung verdienen lassen? Das ergibt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten keinen Sinn, macht die Fehler im vorliegenden Fall jedoch selbstverständlich nicht kleiner als sie sind.
Unser Fehler: Naivität und fehlendes Wissen
Die aufgeführten Fakten lassen also keinen anderen Rückschluss zu, als dass wir Facebook und Cambridge Analytica für ihre Fehler kritisieren und diese dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden.
Trotzdem ist es wichtig einen dritten Faktor zu betrachten, ohne dessen Hilfe der Facebook-Skandal in diesem Ausmaß nicht passiert wäre. Dieser dritte Faktor sind wir Nutzer selbst.
Schließlich geben wir bei Facebook, Twitter und Co. unsere Daten freiwillig an. Wir teilen unseren Wohnort mit, den wir gegenüber anderen Unternehmen in unserem Alltag am liebsten vollständig verbergen wollen.
Wieso machen wir einen Unterschied zwischen analogen und digitalen Unternehmen? Warum sind uns unsere Daten in sozialen Netzwerken offensichtlich weniger wert? Zumal Facebook, Google, Amazon und Co. kein Geheimnis daraus machen, dass die Informationen im Profil zur Optimierung von Anzeigen genutzt werden.
Die entscheidende Frage ist also: Wann hören wir endlich damit auf, ohne nachzudenken unsere persönlichen Daten jedem Online-Service zur Verfügung zu stellen?
Bessere digitale Bildung
Facebook und Cambridge Analytica haben – und das wiederhole ich gerne – Fehler gemacht. Doch auch wir Nutzer dürfen uns nicht vollkommen aus der Schusslinie ziehen. Wir müssen uns fragen, warum wir nicht einfach weniger Daten hinterlegen oder das Ad Tracking soweit wie möglich deaktivieren.
Damit schützen wir unsere Identität im Netz und entziehen den Digital-Konzernen ein Stück ihrer Marktmacht. Da die nötigen Informationen dafür jedoch nur den wenigsten Bürgern bekannt sind, wird es Zeit, dass die digitale Bildung in Deutschland endlich in der Vordergrund rückt.
Das fängt damit an, dass es ausführliche Weiterbildungen und Aufklärung im großen Stil gibt. Wie verdienen Digital-Konzerne ihr Geld? Warum sind meine Daten so wertvoll? Wie kann ich sie besser schützen? Warum sollte ich nicht jede Information überall angeben?
Fragen wie diese sollte jeder Erwachsene beantworten können. Und dieses erlangte Wissen können wir dann in unsere Erziehung einfließen lassen und an unsere Kinder weitergeben.
Schließlich können gerade junge Menschen oftmals nicht einschätzen, was mit ihren Daten passiert. Wir müssen uns unserer Verantwortung gegenüber dem Nachwuchs bewusst werden und frühzeitig aufklären. Das fängt in den eigenen vier Wänden an und findet seine Fortsetzung in Schulen und Universitäten.