Vor einigen Wochen führte Airbnb ein brandneues Label ein, „Airbnb Plus“. Es zeichnet Gastgeber und Unterkünfte aus, die ganz besonders in Sachen Luxus und Komfort herausstechen. Die erste Frage, die sich sofort aufdrängt, ist natürlich: Wie werde ich ein Airbnb-Plus-Gastgeber? Die Antwort ist ziemlich enttäuschend.
„Alle Bequemlichkeiten des eigenen Hauses und mehr“ – so bewirbt Airbnb seine neue Riege von besonders ausgezeichneten Unterkünften. Mit der neuen Kategorie „Airbnb Plus“ zeichnet die Plattform ab sofort besondere Unterkünfte, hohe Qualität und herausragende Gastgeber aus. Die neue Kategorie hat für viel Aufregung in der Airbnb-Community gesorgt. Reisende fragen sich: Was genau ist Airbnb Plus? Gastgeber wiederum wollen wissen: Wie kommt meine Unterkunft in die neue Königsklasse?
Airbnb will massentauglich werden
Dabei ist Airbnb Plus nur eine von vielen neuen Kategorien, die die Plattform in diesem Jahr einführt. Es scheint, dass Airbnb sein Angebot einer breiteren Masse zugänglich machen möchte. So hat Airbnb neben dem Plus-Label auch eine neue Kategorie speziell für Hotels und Bed & Breakfasts eingeführt.
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Bisher waren die professionellen Gastgeber zwar auch auf der Plattform zugelassen, allerdings gemischt mit allen anderen privaten Unterkünften. Das soll sich künftig ändern. Kommerzielle Unterkünfte sollen so leichter zu finden sein.
Darüber hinaus möchte Airbnb auch besonders treue Gäste belohnen und hat dazu nach Informationen von Business Insider die Kategorie „Superguest“ versuchsweise für 10.000 Vielreisende eingeführt. Ein Vorschlag, der übrigens direkt aus der Airbnb-Community kam.
Gastgeber erhoffen sich dadurch mehr Planungssicherheit, wenn sie zum Beispiel Gästen eine automatisierte Zusage geben. Noch ist nicht ganz klar, wie das Programm genau aussieht, es wird aber höchstwahrscheinlich eine Art Treuebonus für Nutzer sein, die Airbnb sehr häufig nutzen.
Treuepunkte, Hotels als Unterkünfte – einige kritisieren, dass das Angebot von Airbnb immer mehr der klassischen Hotelindustrie ähnelt und das Unternehmen damit seine eigene disruptive Philosophie Stück für Stück aufgibt.
Denn Airbnb trat 2008 an, um die traditionelle Hotelbranche mit einem völlig neuartigen Ansatz herauszufordern: private Unterkünfte statt kommerziellen Anbietern. Das scheint in der Tat immer mehr zu verschwimmen.
Wer kommt für Airbnb Plus infrage?
Doch egal wie man das nun findet, für Nutzer der Plattform bleibt die Frage: Was hat es mit der neuen Plus-Kategorie genau auf sich und wie kann man das Label als Gastgeber bekommen?
Die schlechte Nachricht zuerst: Es scheint ziemlich unmöglich, das Label zu bekommen. Das liegt zunächst an der limitierten Zahl der zugelassenen Städte. Lediglich Gastgeber aus 13 Städten weltweit können sich überhaupt bewerben.
Das sind aktuell Austin, San Francisco, Chicago, Los Angeles, Toronto, Kapstadt, Sydney, Melbourne und Shanghai sowie Rom, Mailand, Barcelona und London in Europa. Mit dem Launch des Plus-Programms tragen derzeit über 2.000 Unterkünfte dieses Label.
Das Plus steht dabei für persönlich überprüfte Qualität in verschiedenen Kategorien wie Design, Stil, einfacher Check-In, Küchenausstattung und Komfort. Das heißt, Airbnb-Mitarbeiter kommen persönlich vorbei, um mehr als 100 Einzelkategorien zu überprüfen, bevor das Label vergeben wird.
Airbnb Plus: Das sind die Voraussetzungen
Neben einer Unterkunft in einer der 13 erwähnten Städte, müssen Gastgeber noch eine Reihe weiterer Kategorien erfüllen:
- eine Bewertung von mindestens 4,8 Sternen
- mindestens ein bewerteter Aufenthalt
- eine Quote von mindestens 95% akzeptierter Buchungen
- keine Last-Minute-Absagen von Gästen in den vergangenen zwölf Monaten
- die zu vermietende Unterkunft muss ein ganzes Haus oder Apartment sein oder ein privates Zimmer mit eigenem, privaten Badezimmer
Wer die Grundvoraussetzungen erfüllt, bekommt von Airbnb automatisch auf seinem Profil eine Einladung, sich als Plus-Unterkunft zu bewerben. Wird die Bewerbung akzeptiert, kommt ein Airbnb-Mitarbeiter persönlich vorbei.
Die persönliche Inspektion hat es in sich
Und dann geht´s ans Eingemachte. Ein Blick auf die über 100 Einzelkategorien zeigt, dass es sehr spezifische Dinge sind, die ein Gastgeber und vor allem die Unterkunft für das Plus-Label erfüllen muss. Dazu gehören noch recht nachvollziehbare Punkte wie einfacher Check-In per Pin, Schlüsselbox oder Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit des Gastgebers oder einer Küchengrundausstattung wie Salz, Pfeffer und Öl zum Kochen.
Dann gibt es aber auch einige Punkte, die … nun ja … sehr speziell sind. So wird verlangt, dass das Bett nicht direkt auf dem Boden liegen darf, die Matratze flach und die Bettwäsche unbedingt einheitlich sein muss.
Für jeden Gast werden zwei Kissen verlangt, sowie ein Set von zwei Duschhandtüchern, zwei kleinen Handtüchern und zwei Waschlappen – vermutlich auch alles farblich aufeinander abgestimmt.
Im Bad muss der Wasserdruck hoch sein und Gäste müssen Zugang zu gefiltertem Trinkwasser haben.
Im Kleiderschrank müssen mindestens acht Kleiderbügel hängen. Es dürfen keine losen Kabel zu sehen sein. Diese sollen entweder ordentlich organisiert oder ganz versteckt sein.
Alle sichtbaren Gegenstände müssen entweder einen Designzweck erfüllen oder in irgendeiner Form von den Gästen genutzt werden können. Tabu sind auch unaufgeräumte Regale oder Schubladen.
Die Räumlichkeiten sollen einen angenehmen Duft verströmen. Alle Fenster müssen entweder durch Vorhänge, Rollläden oder Milchglas genug Privatsphäre bieten und es darf kein Fleck auf dem Teppich zu sehen sein.
Airbnb verlangt außerdem schnelles WLAN (Download-Geschwindigkeiten von mindestens 5 Mbps) und ein TV-Entertainment-Center. Das bedeutet, dass der Fernseher entweder Kabelzugang, Netflix oder Ähnliches haben muss.
Es gib übrigens auch klare Anforderungen an den Außenbereich: Er muss nicht nur ordentlich und ansprechend sein, sondern auch gepflegt. Wer eine tote Pflanze im Garten hat, ist schon mal disqualifiziert.
Nur wer heraussticht, wird aufgenommen
Besonders wichtig scheint Airbnb aber das Design zu sein. Das Unternehmen betont, dass die Unterkünfte nicht nur makellos sauber, stilvoll eingerichtet und ansprechend sowie gemütlich sein sollen, sondern darüber hinaus in irgendeiner Form herausstechen sollen.
Das sind nur einige der Anforderungen, die gesamte Liste ist hier zu finden.
Airbnb hat die Plus-Unterkünfte nicht nur nach Städten, sondern auch nach Kategorien wie „Häuser mit Pool“, „Häuser mit Killer-Küchen“ oder „Häuser mit Riesengarten“ sortiert.
Sind die Kategorien zu starr?
Während dies für Gäste natürlich einerseits die perfekte Instagramfähigkeit ihrer Unterkünfte garantiert, fragen sich Community-Mitglieder andererseits wie sie jemals all diese Anforderungen erfüllen sollen.
Zum einen sind die Kategorien natürlich sehr speziell und zum Teil vom Gastgeber selbst unmöglich zu erfüllen. Wer in einem Miethaus wohnt, kann relativ wenig am Wasserdruck ausrichten.
Auch ist so schnelles WLAN einfach nicht überall auf der Welt verfügbar. Es schlafen auch nicht alle Menschen dieser Welt auf Boxspring-Matratzen.
Fallen Schlafgelegenheiten auf dem Boden im japanischen Stil also grundsätzlich aus der Plus-Kategorie heraus?
Auch gibt es Unterkünfte, die zwar von Reitpferden über Kaminfeuer bis hin zu Gesellschaftsspielen so ziemlich alles bieten, was man sich für einen Urlaub mit Kindern wünschen kann, aber ganz bewusst zum völligen Abschalten keinen Fernseher oder WLAN anbieten.
Es scheint also ein wenig beliebig, wie Airbnb die Kategorien gewählt hat und die Frage ist, ob hier in Zukunft der Rahmen erweitert wird. Denn eins der Dinge, die Airbnb von den Hotels dieser Welt abhebt, sind ja genau die außergewöhnlichen, unkonventionellen Unterkünfte.
Einige User beschweren sich auch über den starken Fokus von Airbnb auf große Städte. Ein Gastgeber, der die Auszeichnung Superhost vor einiger Zeit bekam, wartet noch heute auf die professionellen Fotos seiner Unterkunft.
Eigentlich schickt Airbnb Fotografen zu den Superhosts, um ihnen besonders gute Fotos zu garantieren. Da er aber sehr ländlich wohnt, hat Airbnb es bis heute nicht geschafft, einen Fotografen zu seinem Haus zu schicken.
Eine andere Gastgeberin bietet zwar das perfekte Airbnb-Plus-Haus, wohnt aber zu weit weg von einer Großstadt, um akzeptiert zu werden.
Die Bevorzugung der großen Städte scheint sich also bei Airbnb Plus fortzusetzen.
Doch nicht alle sehen es so pessimistisch. Einige Gastgeber glauben, dass das neue Airbnb Plus einfach eine bestimmte Art von Gästen anzieht, sodass sich lediglich neue Filter ergeben werden.
Wer also den Ultraluxus von Airbnb Plus will, weiß, wo er ihn finden kann. Wem die farblich abgestimmten Handtücher oder der perfekt manikürte Rasen nicht so wichtig sind, wählt andere Unterkünfte.