Wie könnte unsere mobile Welt in 5, 15 und 50 Jahren aussehen? Genau das fragen wir in regelmäßigen Abständen Experten der Branche. Thomas Franke, Professor für Ingenieurpsychologie und Kognitive Ergonomie am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Universität zu Lübeck, hofft: Mensch und Maschine arbeiten Hand in Hand für mehr Nachhaltigkeit.
Fliegende Autos, autonome Fahrzeuge, Shared Mobility: Die Zukunft der Mobilität ist vielseitig. Genau deshalb wollten wir von Experten der Branche wissen, wie sie sich eigentlich die mobile Zukunft vorstellen. Thomas Franke ist Professor für Ingenieurpsychologie und Kognitive Ergonomie am IMIS der Universität zu Lübeck. Ihn beschäftigt in seiner Forschung vor allem die Frage, wie Nutzer ticken und wie man dieses Verhalten in effizientere und nachhaltigere Mobilitätslösungen übersetzen kann. So stellt er sich die Zukunft der Mobilität in 5, 10 und 50 Jahren vor.
Die Zukunft der Mobilität in 5 Jahren: Deutlich elektrischer
Energie ist ein kostbares Gut. Die großen Fragen der Zukunft sind daher für mich: Wie realisieren wir nachhaltigen Verkehr? Wie erreichen wir maximale Mobilitätsressourcen mit dem geringsten Einsatz von Energie und einem nachhaltigen Einsatz unserer Ressourcen? Denn alles, worauf die Zukunft der Mobilität hinsteuert, von Shared Mobility über Elektroautos, kommt ja nicht einfach so, sondern zielt letztendlich auf eine höhere Energieeffizienz. Für die nahe aber auch ferne Zukunft müssen Nutzer Energieeffizienz nicht nur verstehen, sondern durch intelligente Systeme angezeigt bekommen. Wie viel CO2 produziere ich, wenn ich im Hybridauto fahre? Wie kann ich die Energie in meinem Elektroauto optimal nutzen? Die Konsequenzen von Mobilitätsentscheidungen müssen für Nutzer also messbar und sichtbar gemacht werden.
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Deswegen wird die Zukunft der Mobilität in fünf Jahren deutlich elektrischer. Viele werden vollelektrische Autos fahren, aber wir werden auch deutlich mehr Hybridautos sowie Plug-in-Hybride sehen. Ich erhoffe mir auch, einen Anstieg der Shared Mobility, wie zum Beispiel Elektro-Carsharing. In dieser Hinsicht bewegt sich jetzt schon einiges und ich hoffe, dies wird auch weiter in Bewegung bleiben.
Die Zukunft der Mobilität in 15 Jahren: Mehr Sharing, weniger Privatautos
Wir werden sicherlich deutlich mehr hochautomatisierte und autonome Mobilitätskonzepte sehen, die jeweils elektrisch unterwegs sein werden. Denn elektrisch und autonom ist eine ganz natürliche Verbindung und auch eine Verbindung, die kommen wird.
Ich denke zum Beispiel, dass wir mehr Pods – also autonome On-Demand-Shuttle – im Straßenverkehr sehen werden. Gerade auch als Lösung für Mobilität im ländlichen Raum werden sich solche Angebote von On-Demand-ÖPNV durchsetzen, nicht nur in Feldversuchen, sondern in der Praxis.
Wir werden immer noch Privatfahrzeuge haben, insbesondere Menschen, die außerhalb der großen Metropolen wohnen. Gleichzeitig werden immer mehr Personen ihren Transport auf Zeitfahrzeuge umstellen oder zugunsten von Shared Mobility auf eigene Fahrzeuge verzichten. Wenn man sich also bisher ein großes Fahrzeug gekauft hat, damit man auch den Möbeleinkauf bei IKEA transportieren kann, wird ein Zeitfahrzeug in Zukunft die günstigere Option sein. In diesem konkreten Fall nutzt man für den Möbeltransport dann einen Elektrolieferwagen aus einem Carsharing-Angebot. Wir werden also weniger das Fahrzeug für alle Einsatzzwecke kaufen und auch den Zweitwagen durch Shared Mobility ersetzen.
Zwar werden wir in 15 Jahren immer noch persönliche PKWs haben, aber deutlich weniger und auch weniger suboptimale Fahrzeugmodelle als bisher. In gewisser Hinsicht ist dies natürlich auch eine Hoffnung. Denn wenn wir uns gewisse Trends anschauen, wie etwa den Anstieg an SUV-Verkäufen, ist diese Prognose eine Vision, die auch eine Zielvorstellung ist.
Die Zukunft der Mobilität in 50 Jahren: Freier Markt von Mobilitätsressourcen
Die Zukunft der Mobilität so weit vorauszusagen, ist natürlich etwas komplex. Eigentlich schreibt sich der Trend in der Mobilität jetzt schon für die Zukunft um. Das Paradigma des „schneller, höher, weiter“, das in der Vergangenheit führend war, ist ja bereits jetzt nicht mehr das primäre Ziel in der Mobilität. Ich sehe hier auch keinen Tipping Point, an dem sich eine komplett neue Richtung ergibt.
Die Herausforderung liegt deshalb darin, den Verkehr energieeffizienter und intelligenter zu gestalten. Deshalb werden wir in 50 Jahren deutlich mehr autonome Fahrzeuge sehen und mehr Angebote von Shared Mobility sowie On-Demand-ÖPNV haben. Der MaaS-Markt, also der Markt für Mobilitätsdienstleistungen wie wir ihn teilweise schon haben, wird sich weiter entwickeln. Ich prognostiziere hier einen freien und transparenten Markt von Mobilitätsressourcen, die sich jeder flexibel und nach Bedarf buchen kann.