Mobilität, vom Dampfschiff bis zur Weltraumstation, wäre nicht möglich, ohne die Menschen hinter diesen Ideen. Einige von ihnen sind Berühmtheiten, andere in Vergessenheit geraten. Doch ihre Erfindungen leben weiter und inspirieren die Welt der Mobilität bis heute. Genau deshalb möchten wir euch in loser Folge bedeutende „Menschen der Mobilät“ vorstellen. Diesmal geht es um die Brüder Wright. Ein ungleiches sowie unzertrennliches Gespann, das den Grundstein für heutige Flugzeuge legte.
Als Milton Wright seinen Kindern im Jahr 1878 ein simples Schraubenflieger-Spielzeug schenkte, konnte er nicht ahnen, dass er damit den Grundstein zur Erfindung des Motorflugzeugs legte. Tatsächlich war es dieses „Helicoptere“, mit dem seine beiden Söhne Wilbur und Orville Wright ihre Begeisterung für das Fliegen entdeckten. 25 Jahre später revolutionierten sie als „Brüder Wright“ die Luftfahrt.
Faszination Technik
Obwohl Wilbur und Orville Wright fünf weitere Geschwister hatten, waren die beiden, das dritte und sechste Kind der Pastorenfamilie Wright seit frühester Kindheit unzertrennlich. Dabei hätten sie nicht unterschiedlicher sein können. Wilbur, der ältere der beiden, wurde am 16. April 1867 in Millville im US-Bundesstaat Indiana geboren. Er galt als ernst, lächelte selten und konnte auch schon mal in depressive Zustände verfallen. Sein jüngerer Bruder Orville (am 19. August 1871 in Dayton, Ohio geboren) war das genaue Gegenteil. Er war übermütig, extrovertiert und jähzornig. Letzteres sorgte dafür, dass er trotz sehr guter Noten frühzeitig von der High School flog. Auch Wilbur brach die Schule frühzeitig ab, sodass die beiden sich im Verlauf ihres Lebens alles technische Wissen selbst aneigneten.
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Denn Technik faszinierte die Brüder Wright von klein auf – bereits seit dem besagten Helicoptere. Natürlich spielten alle Geschwister mit dem simplen Fluggerät, doch als es kaputt ging, waren es Wilbur und Orville, die es erst reparierten, dann nachbauten und anschließend sogar eigene Modelle entwickelten. Ihre Mutter, Susan Wright, unterstützte sie in diesem Bestreben. Sie ermunterte die beiden stets, physikalische Gegebenheiten zu entdecken und zu verstehen.
Enthusiasten, aber keine Spinner
Mitte der 1880er Jahre machten die Brüder Wright sich schließlich mit ihrer eigenen Druckerei selbstständig und brachten sogar ihre eigene Zeitung heraus. Doch der Konkurrenzdruck war zu hoch, sodass sie das Geschäft aufgeben mussten und schließlich 1890 eine Fahrradwerkstatt in Dayton aufmachten. Hier zeigte sich erstmals, wie technisch begabt die Brüder Wright wirklich waren. Sie reparierten nicht nur Fahrräder, sie bauten auch ihre eigenen Modelle – 300 an der Zahl hatten sie bis zum Jahr 1900 hergestellt.
Dieses Wissen nutzten sie auch für ihre große Leidenschaft: Die Aeronautik. Sie studierten die ersten Flugversuche ihrer Zeit und waren vor allem von Otto Lilienthal fasziniert. So wie er waren sie davon überzeugt davon, dass es eines Tages möglich sei, ein Fluggerät, das “schwerer als Luft” sei zum Fliegen zu bringen. Umso bestürzter waren sie, als Lilienthal bei einem Absturz verstarb und begannen nun selbst, wann immer sie Zeit hatten, an einem eigenen Flugzeug zu arbeiten. Tagsüber arbeiteten die Brüder Wright im Fahrradladen, nachts lasen, forschten, skizzierten und diskutierten sie eifrig am Kaminfeuer.
Wilbur Wright schrieb schließlich an das Smithonian Institute, um alle verfügbaren wissenschaftlichen Schriften zur Flugtechnik zu erhalten. Seine Begründung:
Ich bin ein Enthusiast, aber kein Spinner, in dem Sinne, dass ich tatsächlich einige Theorien zum wirklichen Bauen einer Flugmaschine habe. Ich wünsche mir alles anzueignen, das bereits bekannt ist und dann, wenn möglich, mein Scherflein zum endgültigen Erfolg eines künftigen Erfinders beizutragen.
Erster Testflug auf einer Kuhwiese
Ihre Arbeit nahmen die Brüder Wright sehr systematisch auf und nach dem Vorbild Lilienthals, in sukzessiven Stufen. Sie begannen mit einem Fesseldrachen, entwickelten dann ein Gleitflugzeug bis sie schließlich ein Motorflugzeug bauten.
Ihr Ansatz war von Anfang an, ein steuerbares, kontrollierbares Fluggerät zu bauen.
So entwickelten sie ein neues Konzept, den Doppeldecker-Gleitapparat und bauten ihren eigenen Windkanal, um diesen zu testen. Dabei installierten sie eine Verwindung der Tragflächen, was dafür sorgte, dass der Doppeldecker in der Waagerechten blieb.
Ihr erster Praxisversuch fand auf einer Kuhwiese außerhalb von Dayton, Ohio statt und wurde lediglich von ein paar Schulkindern beobachtet. Diese lachten über den „komischen Drachen“, den die zwei Männer herumfliegen ließen.
Die Brüder Wright stellten schnell fest, dass der damalige Forschungsstand lückenhaft und sogar fehlerhaft war. Sie stellten somit eigene Berechnungen an, korrigierten Gleichungen und testeten ihre Gleitapparate in einem eigenen Windkanal. Nach erfolgreichen Tests ging es nun um den “freien Flug”. Dazu wählten sie eine Sanddüne außerhalb der Stadt Kitty Hawk in North Carolina aus. Hier hatten sie ideale Bedingungen: Einen konstanten, nicht zu heftigen Wind. Was sie nicht hatten, war eine Unterkunft. So reisten sie nicht nur mit allen technischen Gerätschaften an, sondern auch mit Zelten, Küchenutensilien und Proviant.
Ihre Versuche mit ihrem Doppeldecker waren zwar erfolgreich, doch Wilbur Wright war nicht zufrieden. Der Doppeldecker schwebte zwar sogar bis zu 100 Metern über dem Boden, aber lediglich geradeaus. Kurven fliegen konnte er nicht, dabei war doch die Lenkbarkeit ihr Ziel gewesen. Wilbur war hoffnungslos und glaubte nicht, dass ein steuerbares Fluggerät noch zu ihren Lebzeiten möglich sei.
„Erfolg! Weihnachten daheim.“
Doch die Brüder Wright forschten weiter, verbesserten ihre Lenkung, experimentierten ohne Unterlass. Ihr Gleitflieger war 1903 so weit, dass sie einen Motor einbauen konnten. Nur: Diesen gab es nicht. So baten sie ihren Angestellten aus der Fahrradwerkstatt, Charles Taylor um Hilfe. Seine Expertise im Motorenbau beschränkte sich darauf, dass er mal versucht hatte, den Verbrennungsmotor in einem Auto zu reparieren. Nichtsdestotrotz schaffte es Taylor, ihnen einen passenden Motor zu bauen: einen 12 PS starken, 81 Kilogramm schweren, wassergekühlten Vierzylinder-Viertakt-Benzinmotor.
Das nächste Problem war der Propeller. Es gab nicht nur keine Flugzeugpropeller, niemand wusste so reicht, wie sie eigentlich aussehen müssten. So entwickelten die Brüder Wright ihren eigenen Propeller, allein auf Basis von mathematischen Berechnungen und bauten ihn selbst aus Fichtenholz – ein weiterer Beleg für das außergewöhnliche Talent der Brüder.
Und dann kam der schicksalhafte 17. Dezember 1903. Der Wind in North Carolina war heftig, das Wetter schlecht.
Im ersten Flug schaffte der „Flyer“ 12 Sekunden in der Luft, 37 Meter Entfernung, bei einer Geschwindigkeit von 10,8 Metern. Das Flugzeug kippte in Seitenlage, doch die Steuerung konnte es auffangen. Beide Brüder flogen zwei Mal an diesem Tag. Im Rekordflug des Tages gelangen sogar 255 Meter und 56 Sekunden in der Luft.
Sie hatten es geschafft!
Die Brüder Wright hatten damit (streitbar) den ersten kontrollierten Motorflug der Geschichte erfolgreich absolviert.
Stolz schrieb Wilbur nach Hause in einem Telegramm:
Erfolg! Vier Flüge Donnerstag morgen, bei 35 Kilometern in der Stunde Gegenwind. Mit Motorkraft vom Boden gestartet. Geschwindigkeit in der Luft: 50 Kilometer in der Stunde. Längster – 57 Sekunden. Presse informieren. Weihnachten daheim.
Auf Erfolgskurs: Auszeichnungen, Preise, Rekorde
Und dann gingen Wilbur und Orville erstmal auf Tauchstation. Warum diese Geheimhaltung? Sie hatten Angst, der Öffentlichkeit ihre Erfindung zu zeigen – da dann ja jeder gesehen hätte, wie man ein steuerbares Motorflugzeug bauten. Die beiden wollten schließlich Geld mit ihrer Erfindung verdienen.
Das erwies sich aber als gar nicht so einfach. Denn nicht nur sie forschten zu dieser Zeit an der Technologie der Motorflugzeuge. Ihr Versuch, den Flyer an die US-Armee, an Frankreich und sogar ans deutsche Kriegsministerium zu verkaufen, war zunächst nicht sonderlich erfolgreich. Keiner glaubte ihnen.
So beschlossen die Brüder Wright, wie damals üblich, ihre Maschinen in Demonstrationsflügen vorzuführen. Zum ersten Mal arbeiteten sie getrennt. Orville flog Demonstrationen in den USA, Wilbur in Frankreich.
In beiden Ländern konnten sie begeistern. Sie erhielten zahlreiche Verträge, Auszeichnungen, Preise, brachen mehrere Rekorde, erhielten Ehrentitel. Wilbur löste sogar mit seiner grünen Mütze einen neuen Modetrend aus.
In Deutschland führten sie ihr Flugzeug im Jahr 1909 in Potsdam vor. Jeden Tag gab es hier Demonstrationsflüge, bei einem dieser Flüge war sogar der Kronprinz Wilhelm mit an Bord. Insgesamt 350.000 Menschen schauten ihnen zu. Sie erhielten einen Vertrag und bauten in Deutschland insgesamt 22 Flugzeuge und bildeten 25 Flugschüler aus.
Bis zum Tod unzertrennlich
Von ihren Erfindungen angeregt, begannen nun auch andere Motorflugzeuge zu bauen. Die Brüder Wright versuchten dies in vielen Patentstreitigkeiten zu verhindern. Denn die neuen Flugzeuge waren ihren Modellen schnell technisch überlegen – auch wenn es „ihr“ Flyer war, der die Grundlagen dafür gelegt hatte.
Schließlich starb Wilbur Wright am 30. März 1912 an Typhus. Sein Bruder Orville forschte nach seinem Tod weiter (Orville starb am 30. Januar 1948), allerdings ohne bemerkenswerte neue Entdeckungen. So war es schon immer gewesen: Kein Bruder konnte ohne den anderen sein. Oder, wie Wilbur Wright es einmal ausdrückte:
Fast alles, was in unserem Leben geschah, war das Ergebnis der Gespräche, der Diskussionen und des Austauschs zwischen uns.