Amerikaner sollten keine Smartphones der chinesischen Hersteller Huawei und ZTE benutzen. Davor warnten gleich sechs US-Geheimdienste am vergangenen Dienstag bei einer Sitzung mit dem Senate Intelligence Committee. Warum eigentlich?
Beide Hersteller seien so etwas wie der verlängerte Arm der chinesischen Regierung, behaupteten unter anderem Vertreter von Geheimdiensten wie FBI, CIA und NSA. Die Smartphones von Huawei und ZTE stellten daher ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.
FBI-Direktor Chris Wray sagte nach Angaben von CNBC, er sei „zutiefst besorgt“ über die Risiken, die die Produkte aus einem Land tragen, das „unser Wertesystem nicht teilt“. Wray befürchtet, dass die chinesischen Unternehmen über bewusst eingebaute Sicherheitslücken, Informationen manipulieren und stehlen und damit unbemerkt US-Bürger ausspionieren könnten.
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Manager Digital Marketing / Social Media B2B (m/w/d) BRITA SE in Frankfurt (Main) |
||
Manager Digital Marketing / Social Media B2B (m/w/d) BRITA SE in Taunusstein |
Vorwürfe werfen viele Fragen auf
Einige Abgeordnete feilen sogar aktuell an einem Gesetzesentwurf, der US-Regierungsmitarbeitern die Nutzung von Smartphones dieser beiden Hersteller komplett verbieten würde. Vor allem Huawei, dessen Gründer ein ehemaliges Mitglied der Volksbefreiungsarmee ist und somit immer wieder in Verdacht steht für die chinesische Regierung zu spionieren, ist den Geheimdiensten ein Dorn im Auge.
Der konkrete Vorwurf lautet also: Huawei und ZTE nutzen ihre Handys, um US-Bürger für die chinesische Regierung auszuspionieren. Das sind ziemlich krasse Behauptungen, die erstmal einen Haufen Fragen aufwerfen.
Was ist dran an den Vorwürfen? Warum kommen sie gerade jetzt? Was sagen eigentlich Huawei und ZTE dazu? Sollten wir in Deutschland auch keine Smartphones mehr von Huawei und ZTE nutzen?
NSA nutzte die gleichen Tricks, um Huawei auszuspionieren
Doch der Reihe nach. Um zu verstehen was eigentlich los ist, muss man gut zehn Jahre zurückblicken, auf das Jahr 2007. Wie aus Informationen aus den Papieren von Edward Snowden hervorging, begann die NSA in diesem Jahr eine Operation gegen Huawei und andere chinesische Hersteller unter dem Codenamen „Shotgiant„.
Hierbei hackte die NSA unter anderem die E-Mails von Huawei-Gründer Ren Zhengfei, indem sie Hintertüren in Routern nutzte und eine Software entwickelte, um die Firewalls von Huawei zu umgehen. Warum? Weil man schon damals die angebliche Spionage von Huawei aufdecken wollte.
Das Ergebnis lässt zumindest Zweifel an den damaligen Vorwürfen aufkommen. Denn obwohl der frühere CIA-Direktor Michael Hayden öffentlich sagte, Huawei habe für die chinesische Regierung spioniert, gibt es bis heute keine konkreten Beweise dafür. Zumindest keine, die ein US-Geheimdienst öffentlich vorgelegt hätte.
Im Jahr 2010 wiederum gab es eine offizielle Warnung von Seiten der US-Regierung gegen Produkte von Huawei und ZTE. Der Vorwurf damals: Sicherheitslücken in Routern und Switches der asiatischen Unternehmen ermöglichten Zugriff auf persönliche Daten.
Nach einer langen Untersuchung konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich um einen technischen Fehler oder um ein bewusstes Vorgehen handelte. Mit anderen Worten: Es gab auch hier keine einschlägigen Beweise für die Spionagevorwürfe.
Interessanterweise wurden genau solche Sicherheitslücken im vergangenen Jahr beim amerikanischen Routerhersteller Cisco entdeckt – was bisher zu keiner vergleichbaren Aufforderung zum Nutzungsstopp geführt hat.
Von seltsam bis skurril
Einerseits nutzten die US-Geheimdienste also genau dieselben schmutzigen Spionagetricks, die sie den chinesischen Herstellern vorwerfen und nicht nachweisen können. Andererseits wurden dieselben Sicherheitslücken bei einem US-Hersteller entdeckt. Das ist mindestens seltsam.
Noch skurriler wird das Ganze aber, wenn man weiß, dass die US-Geheimdienste unter anderem von Apple forderten, ähnliche Hintertüren in iPhones einzubauen – damit die Geheimdienste selbst auf Informationen von US-Bürgern zugreifen könnten.
Widersprüchlicher geht es kaum noch.
Auch Huawei nutzte unlautere Mittel
Das legt daher nahe, dass es bei der aktuellen Warnung nicht wirklich um Sicherheitsbedenken geht, sondern um Marktkontrolle und wirtschaftlichen Protektionismus. Gerade China wurde wiederholt von US-Präsident Donald Trump als US-Feind dargestellt.
"China is our enemy–they want to destroy us" — Redstate Interview
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 20, 2011
So versucht auch der chinesische Hersteller Huawei schon seit langem – vergeblich – Einlass in den US-Markt zu finden. Das chinesische Unternehmen, das als Telekommunikationsanbieter begann, hat sich mittlerweile zum erfolgreichen Hersteller von Hardware gemausert. Die Anzahl der verkauften Huawei-Smartphones haben 2017 sogar die von Apple überholt und liegen somit weltweit auf Platz zwei hinter Samsung.
Im vergangenen Monat wollte Huawei eigentlich sein Modell Mate 10 Pro in den USA über den Telekommunikationsanbieter AT&T launchen. Da in den USA fast alle neuen Smartphones ausschließlich über Verträge verkauft werden, brauchen Hardware-Hersteller die Telekomunternehmen, wenn sie ernsthaft Marktanteile erobern wollen.
In letzter Sekunde ließ AT&T den Deal jedoch platzen, angeblich aufgrund von politischem Druck. Nachdem Huawei bereits im Jahr 2014 ausdrücklich aus einer Ausschreibung um einen Regierungsvertrag verbannt wurde, war dies der nächste Schlag.
Als klar war, dass das Abkommen mit AT&T nicht zustande kommen würde, griff Huawei selbst zu recht verzweifelten und sehr fragwürdigen Maßnahmen. In den Online-Shops, in denen US-Nutzer ihre Smartphones aktuell frei erwerben können, veröffentlichte Huawei gefakte Bewertungen zu den eigenen Produkten.
Da nur ein geringer Anteil der Verbraucher in den USA Smartphones im Internet kauft, erhoffte sich das chinesische Unternehmen mit diesen unlauteren Mitteln bessere Marktanteile.
So sind die aktuellen Spionagevorwürfe im Senate Intelligence Committee lediglich das letzte Kapitel in diesem merkwürdigen Smartphone-Thriller.
Kann man Huawei und ZTE trauen?
Zugegeben, das Manipulieren von Bewertungen schafft sicher kein Vertrauen in das Unternehmen. Auch ist es nachvollziehbar, dass Huawei und ZTE in Verdacht stehen, mit der chinesischen Regierung zusammenzuarbeiten. So wie generell deutlich wird, dass die Smartphone-Kommunikation zum Ausspähen von Bürgern genutzt wird. Das gilt allerdings nicht nur für China, sondern auch für die USA und zum Teil auch für Deutschland.
Heißt das nun, dass wir auch in Deutschland lieber keine Smartphones von Huawei oder ZTE mehr kaufen sollten? Nun ja, Huawei operiert aktuell erfolgreich in 170 Ländern, unter anderem auch in Deutschland. Bisher muss man ehrlich sagen, dass es keine konkreten Beweise gibt, die die Spionagevorwürfe stichhaltig belegen könnten.
Sowohl Huawei als auch ZTE haben die Vorwürfe natürlich heftig bestritten. Zum geplanten gesetzlichen Verbot ihrer Produkte in den USA sagte Richard Yu, CEO von Huawei: „Es ist ein großer Verlust für uns, aber es ist ein noch größerer Verlust für die US-Bürger.“
Die Darstellung hinsichtlich der Positiven Bewertungen ist so nicht korrekt. Huawei hat keine Fake Bewertungen erstellt, sondern in einem Gewinnspiel aufgefordert, zu schreiben, warum man das Mate 10 pro kaufen möchte. Der Gründer von Huawei war kein Mitglied der Armee sondern ziviler Angestellter.
Hi Michael,
zu den Fake-Bewertungen … vielleicht war das zu kurz formuliert. Also: Huawei hatte zu Bewertungen des neuen Modells Mate 10 aufgerufen und von 108 Bewertungen (auf der Best Buy Seite) hatten 103 das Handy noch gar nicht, bevor sie ihm eine 5-Sterne-Bewertung abgaben. Das sind im besten Fall gekaufte Reviews, aber ganz ehrlich: Wenn ich etwas bewerte, das ich noch gar nicht habe, ist das eine falsche Bewertung.
Zum Huawe-Gründer. Wo hast du denn die Info her? Es ist eigentlich öffentlich bekannt, dass Ren Zhengfei – bevor er Mitglied der komm. Partei wurde – bei der Volksarmee war (und das als hoher Militär).
Hier: https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/wef/Der-Mann-mit-den-vielen-Geschichten/story/18306303?dossier_id=2521
und hier: https://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/die-telekomfirma-huawei-wird-von-eigenen-angestellten-angezeigt-1.18021612
[…] USA vs. Huawei: Chronologie eines Spionage-Dramas […]
Sehr schöner Schreibstift und Inhalt!
Hat man da nicht das Handy von Fr. Merkel in Mc.Donald angezapft ?
Also ein Mc.Donald verbot wäre mir lieber !