Zu den Features des MBUX (Mercedes-Benz User Experience) gehören dreidimensionale digitale Displays, ein Touchscreen, eine Sprachsteuerung sowie OTA-Updates. Wir konnten uns das System zu unserer Überraschung statt – wie man eventuell vermuten würde – nicht in einer S- oder E-Klasse, sondern in einer A-Klasse ansehen.
Eine elementare Neuerung im Vergleich zum vorherigen Infotainment-System von Mercedes ist die Möglichkeit, die Benutzeroberfläche direkt über einen Touchscreen und mithilfe von Wisch- und Zoomgesten zu steuern. In der Vergangenheit verließ man sich entweder auf Sprachbefehle, eine Touchsteuerung am Lenkrad oder ein Touchpad zwischen den Sitzen. Die Touch-Oberfläche am Lenkrad gibt es zwar nicht mehr, aber die beiden anderen beiden Optionen auch weiterhin angeboten.
Die Premiere wird MBUX in der brandneuen A-Klasse feiern, die noch in diesem Jahr erscheinen wird. Das System wird auch in allen zukünftigen Mercedes-Fahrzeugen zu finden sein. Das System wird zuerst in der A-Klasse erscheinen, weil sich diese vor allem an jüngere Käufer richtet, die von ihrem Auto eine Konnektivität und ein Nutzererlebnis erwarten, wie sie es von ihren Smartphones gewohnt sind.
MBUX im Detail
- Multi-Touch
- Verfügbar in 23 verschiedenen Sprachen
- OTA-Updates („Over the Air“ bzw. drahtlos) werden dafür sorgen, dass das System stets auf dem neusten Stand ist (auch, was Karteninformationen angeht).
- Smartwatch-Integration
- Unterstützung für Android/iOS
Das MBUX-System besteht aus zwei Widescreen-Displays. Ein Bildschirm ersetzt dabei die herkömmliche Armaturenanzeige, der andere wird für das Infotainment-System genutzt. Die Anzeige orientiert sich an der traditionellen (und z.T. gesetzlich vorgeschriebenen) Kombination aus Tachometer und Drehzahlmesser, bietet jedoch zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten. So lassen sich neben Geschwindigkeit und Drehzahl beispielsweise auch Medien, eine Analoguhr, eine Navigationskarte oder der Kraftstoffverbrauch anzeigen.
Das Scrollen und die Animationen in MBUX sind äußerst flüssig und die Bedienung per Touchscreen wirkt ebenso reaktionsschnell wie die eines Smartphones. Das ist durchaus ein großer Erfolg für Mercedes, da viele vergleichbare Systeme keine derart gute Performance bieten.
Auf der rechten Seite zeigt ein Home-Bildschirm eine Reihe von großen Bedienelementen an, mit deren Hilfe man auf seine Medien, das Navigationssystem und die Smartphone-Menüs zugreifen kann. Unterhalb der Bedienelemente können zudem relevante Informationen angezeigt werden, beispielsweise die voraussichtliche Ankunftszeit oder der Name der aktuell abgespielten Mediendatei.
Was das Design angeht, setzt man bei der Benutzeroberfläche auf skeumorphische Details. Bei diesem Designkonzept orientiert sich die Gestaltung der Bedienelemente an der Form und dem Aussehen echter Objekte. Zudem müssen Nutzer nicht mehr durch lange Menüs scrollen, um die gewünschten Optionen zu finden. Wenn ihr die Fahrzeugeinstellungen ändern möchtet, werden im Einstellungsmenü einige nette Animationen zu eurem Fahrzeug angezeigt. Ihr müsst nur doppelt auf den Teil des Autos tippen, den ihr ändern möchtet, und es werden direkt die relevanten Einstellungen aufgerufen. Beim Vorgänger namens „Command“ beschwerten sich viele Nutzer darüber, dass das Einstellungsmenü zu sehr einer Listenansicht ähnelte und die Wege bis zur gewünschten Option mitunter sehr „lang“ waren.
MBUX setzt auf Übersichtlichkeit und eine unkomplizierte Bedienung. Obwohl das System zahlreiche Optionen und Features bietet, lassen sich viele Dinge direkt über das Hauptmenü erreichen. Darunter auch die Option, um zur Heimatadresse zu navigieren, oder den Lieblingsradiosender abzuspielen. Außerdem gibt es einen Vollbildmodus, bei dem auf dem gesamten Armaturendisplay ausschließlich das Navigationssystem angezeigt wird.
Letztendlich wird sich MBUX in Richtung eines App-Store-Systems bewegen, bei dem viele Apps zwar kostenlos, einige davon aber auch kostenpflichtig sein werden.
MBUX besitzt zudem einige neue Features in Sachen Konnektivität. Ein „Vehicle-to-X“-Kommunikationsfeature sorgt beispielsweise dafür, dass das Fahrzeug Nachrichten zu schlechten Straßenverhältnissen oder sich nähernden Rettungsfahrzeugen empfangen kann. Das System bietet aber auch einige traditionelle Funktionen, wie zum Beispiel Informationen zum Fahrzeugstandort, den örtlichen Benzinpriesen sowie OTA-Updates.
Weil das Thema „künstliche Intelligenz“ aktuell in aller Munde ist, wird natürlich auch MBUX in der Lage sein, mehr über das Verhalten des Fahrers zu lernen. Wer möchte, kann auf dem Homebildschirm Verknüpfungsvorschläge anzeigen lassen. Dazu gehören Dinge wie Fahrziele, Musik, Einstellungen zum Innenraumkomfort und vieles mehr. Die Vorschläge basieren auf euren Verhaltensweisen, eurem Terminplan sowie euren persönlichen Vorlieben. Was die Sache noch interessanter macht: Die Vorschläge sind an euer Profil gebunden und können deshalb auf mehreren Fahrzeugen genutzt werden – vorausgesetzt es ist ein Mercedes-Fahrzeug mit MBUX.
Hardware
- Die Widescreen-Displays sind in drei verschiedenen Konfigurationen verfügbar: Zwei 7-Zoll-Displays, zwei 10,25-Zoll-Displays oder beide Displaygrößen.
- Ausgestattet ist das System mit einer 6-Kern-CPU von NVIDIA und 8GB DDR4-RAM.
Egal, ob ihr euch für das Basissystem oder das erweiterte Infotainment-System entscheidet, beide System sind mit zwei Grafikchips von NVIDIA sowie einer NVIDIA-6-Kern-CPU, 8GB DDR4-RAM und einem Linux-Betriebssystem ausgestattet. Zusätzlich habt ihr die Option ein sehr beliebtes Navigations-Add-On hinzu zu buchen: Ein Head-Up-Display. Das HUD besitzt übrigens eine Helligkeit von 12.000 cd/m².
Mercedes hat einen eigenen virtuellen Assistenten erstellt: Hey Mercedes!
Der Name des Systems, das hinter dem neuen Sprachassistenten steckt, lautet LINGUATRONIC. Es basiert wiederum auf einem System, das bereits seit knapp zwei Jahrzehnten in der Automobilindustrie verwendet wird. Jedoch wurde es von Mercedes von Grund auf überarbeitet. MBUX verlässt sich dabei auf eine Kombination aus On-Board- und Off-Board-Setups, um die Latenzzeiten des Mercedes-Assistenten signifikant zu verbessern.
Das MBUX-System nutzt eine hauseigene Sprachdatenbank, dank der es genau wie Alexa oder Google Assistant auch indirekte Spracheingaben verstehen kann. Eure Befehle müssen also nicht übermäßig präzise sein. Anstatt „Erhöhe die Temperatur auf 21 Grad“, könnt ihr einfach „Hey Mercedes, mir ist kalt!“ sagen. Das Auto entscheidet anschließend selbst, um wie viel Grad die Temperatur erhöht werden muss.
Wenn ihr MBUX mitteilt, dass ihr Hunger habt, werden nicht nur Restaurants in eurer Umgebung und deren Entfernung angezeigt, sondern auch die passenden Yelp-Bewertungen. Weil aber Google Maps nicht in das System integriert ist und die Telematik auf der HERE-Plattform basiert, lassen sich leider keine Google-Maps-Bewertungen aufrufen. Sobald MBUX auf den Markt kommt, wird Mercedes außerdem mit Trip Advisor zusammenarbeiten, um die Menge an Informationen zu Restaurants und interessanten Orten zu erhöhen.
What3Words – Eine neue Art zu navigieren
Die Entwickler des „What3Words“-Navigationsystems haben die Welt in 57 Trillionen Quadrate aufgeteilt, von denen jedes seine eigene Adresse bestehend aus drei Wörtern besitzt. Zum Beispiel: „remark.healers.heat“.
Die What3Words-Technologie soll die Eingabe von Navigationszielen vereinfachen und die Navigation präziser machen. Die Idee dahinter ist simpel: Der Fahrer gibt die einzigartige Wortkombination des Zielortes an und das Navigationssystem zeigt ihm anschließend den Weg zu dem drei mal drei Meter großen Quadrat mit der passenden Adresse. Eine Wortkombination beschreibt also gerade einmal neun Quadratmeter Fläche.
Mercedes hat bereits gezeigt, wie ernst sie dieses System nehmen und hat Anteile an What3Words in Höhe von 10 Prozent gekauft. Die Technologie wird direkt bei der Veröffentlichung der neuen A-Klasse und des MBUX-Infotainmentsystems zur Verfügung stehen. Informationen zu den Ländern, in denen dieses Navigationssystem verfügbar sein wird, gibt es zum momentanen Zeitpunkt nicht. Wie genau der Fahrer die Wortkombination für den gewünschten Zielort auswählen wird, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Es sollen jedoch 14 verschiedenen Sprachen mit einem Vokabular von je 25.000 Wörtern unterstützt werden. Wir stellen uns außerdem die Frage, wie das System Worte handhaben wird, die gesprochen gleich klingen (z.B. „Their“, „They‘re“ und „There“).
Wie das Hashtag auf der Seite der A-Klasse bereits suggeriert, möchte Mercedes das Fahrzeug zum #UltimateMobileDevice machen. Unsere Annahme, dass MBUX die Anzahl der Interaktionsmöglichkeiten reduzieren wird, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Mercedes-Benz bietet nach wie vor eine Sprachsteuerung, Bedienelemente am Lenkrad, einen Touchscreen sowie ein Auswahlrad an. Da die Sprachbefehle aber äußerst gut funktionieren, gibt es für die restlichen Bedienoptionen so gut wie keinen Bedarf.
Anfang Februar werden wir eine Probefahrt in der neuen A-Klasse unternehmen. Ihr dürft euch also schon auf unseren ausführlichen Testbericht zu MBUX freuen, sobald wir es in Aktion gesehen haben.