Die CES 2018 stand im Zeichen des Wettstreits der virtuellen Assistenten. Amazon zeigte im letzten Jahr, welche Pläne sie für Alexa haben und dieses Jahr machte Google in Las Vegas deutlich, dass sie die Konkurrenz von ihrem Thron stürzen wollen. Aber was ist mit Cortana?
Larry Dignan von ZDNet bezeichnete die CES 2018 als Cortanas Beerdigung – aber stimmt diese Aussage wirklich? Hat Cortanas letztes Stündchen geschlagen?
Es ist ziemlich offensichtlich, wie er zu dieser traurigen Schlussfolgerung gekommen ist. Microsoft ist ins Schwanken geraten, was Cortana und Dynamics 365 angeht, was wiederum bedeutet, dass das Unternehmen in naher Zukunft keinen eigenen Smartspeaker auf den Markt bringen wird. Bedenkt man zudem, dass Alexa über ganze 25.000 Skills verfügt und Cortana nur über mickrige 230, sieht die Zukunft für den virtuellen Assistenten sehr düster aus.
Wer in letzter Zeit nur den News rund um Cortana Aufmerksamkeit geschenkt hat, hat möglicherweise gar nicht mitbekommen, wie Microsoft in einer Welt, in der virtuelle Assistenten immer mehr an Bedeutung gewinnen, den Markt dominieren möchte. Im Moment konzentriert sich Microsoft nämlich hauptsächlich auf Azure und die Cloud, nicht auf Cortana.
Zwar war Cortana auch in diesem Jahr auf der CES vertreten, nur musste man dieses Mal etwas genauer hinsehen, um sie zu entdecken. So kam sie beispielsweise in einem smarten Spiegel, einem Thermostat, sowie bei Ecobee, Geeni, Honeywell Lyric, IFTTT, LIFX, TP-Link Kasa und Honeywell Total Connect Comfort zum Einsatz. Auch Chiphersteller, Allwinner, Synaptics, TONLY und Qualcomm verfügen über IoT-Referenzdesigns mit Unterstützung für Cortana.
Welche Pläne hat Microsoft in der Automobilbranche?
Microsoft hat eine Plattform für smarte Fahrzeuge auf den Markt gebracht und möchte der Automobilindustrie eine offene IoT-Plattform zur Verfügung stellen. ZF und Microsoft kündigten an, eine Partnerschaft eingegangen zu sein, deren Arbeit auf Microsofts Azure basieren wird.
Die durch Azure betriebene Plattform verwendet Dienste wie beispielsweise Azure ML, Microsoft Cognitive Services und die Cortana Intelligence Suite und macht sich die massive Rechen- und Speicherkapazität von Microsofts Infrastruktur zunutze.
Open IoT platforms are necessary for ecosystems and services of the future to exist. @Microsoft & @ZF_Group announced a promising partnership at #CES2018 pic.twitter.com/Hv0LCdcUnu
— Nicole Scott (@Nicole_Scooter) January 11, 2018
Microsoft erweitert sein Portfolio in Richtung Enterprise-IoT und möchte in diesem Zusammenhang Dinge wie prädiktive Wartung, Fernüberwachungsdienste sowie Asset-Tracking-Lösungen anbieten. Die Microsoft Connected Vehicle Platform soll kein fertiges Produkt für Automobilhersteller sein. Sie ist vielmehr ein Framework, das verschiedenste Technologien zusammenführt und es den Herstellern ermöglicht, ihre Fahrzeuge mit dem aktuellsten Nutzererlebnis auszustatten.
Wer sich für die Microsoft Connected Vehicle Platform interessiert, sollte vor allem BMW und Renault-Nissan im Auge behalten. Carlos Ghosn, CEO von Nissan, erwähnte in seiner CES-Keynote, dass das Unternehmen seine Partnerschaft mit Microsoft fortsetzen wird, um gemeinsam die nächste Generation von intelligenten Fahrzeugtechnologien zu entwickeln. Nissan und Microsoft arbeiten schon seit 2015 an Produkten dieser Art.
Aber was ist mit Cortana?
Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass einige Autohersteller auch Microsofts Cortana in ihre fahrzeuginternen Infotainmentsysteme integrieren werden. Das Ganze ist natürlich noch reine Spekulation, denn im Moment versuchen die Hersteller das Nutzererlebnis ihrer Autos ohne die Hilfe anderer Unternehmen zu entwickelt. Sollte Cortana doch zum Einsatz kommen, wette ich darauf, dass sie von den Herstellern umbenannt und als herstellereigener Assistent beworben werden wird.
Im Wettstreit der digitalen Assistenten kann Cortana einfach nicht mit den kundenfokussierten Ökosystemen mithalten, die Google mit seiner riesigen Menge an Nutzerdaten, oder Amazon mit seiner aggressiven Marketingstrategie geschaffen haben. Am Ende stellt sich die Frage, warum Windows-10-Nutzer nicht mit Cortana reden möchten – vor allem weil sie in den letzten drei bis vier Monaten äußerst gute und zuverlässige Ergebnisse geliefert hat.