Im letzten Teil dieser Serie ging es um die zuweilen anzutreffende niedrige Kompromissbereitschaft von Gründern. Nun betrachten wir noch einmal das Problem, dass Gründer zu viele Kompromisse eingehen oder dass die Kompromisse „faul“ sind, also das Unternehmen nicht voran bringen.
„Faule“ Kompromisse
Unter einem faulen Kompromiss verstehe ich einen, der nicht zur Erreichung eines übergeordneten Ziels dient, sondern der aus anderen Gründen eingegangen wird.
Weil man zum Beispiel einfach nur ein Problem vom Tisch haben will – egal wie –, weil man einen Investor zufriedenstellen möchte – aber nicht das Wohl das Unternehmen im Auge hat – oder weil man keine Lust hat, Zeit in das Suchen einer Lösung zu investieren. Die schnelle Lösung wird favorisiert, ohne die Folgen abzuschätzen oder abschätzen zu können.
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Die Vielzahl an Kompromissen
Hier gibt es zwei Situationen, die mir immer wieder unterkommen: Entweder führt ein fauler Kompromiss zum nächsten und das immer schneller, weil die aus den ursprünglichen Kompromissen erwachsenen Probleme zu gravierend sind.
Oder es wird von den Gründern eine eher hektische Aktivität entfaltet. Anstelle in Ruhe Entscheidungen zu treffen und mehr Zeit zu investieren, gilt das Motto: „Lieber überhaupt was gemacht als untätig herumgesessen“.
Was können Gründer machen?
Ich glaube Gründer sollten sich vor Augen halten, dass sie viele Folgen von Entscheidungen nicht absehen können, wenn sie nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen können.
Darüber hinaus ist es kein Zeichen von Untätigkeit, wenn man sich vor dem Treffen einer Entscheidung Zeit zum Nachdenken nimmt, sondern von Besonnenheit. Und das ist ja eine Tugend, die in unserer hektischen Zeit immer mehr in den Hintergrund rückt.
Gründer sollten sich also meiner Ansicht nach vor Entscheidungen immer Zeit nehmen, in Ruhe über die Hintergründe einer anstehenden Situation, die Vor- und Nachteile und – etwas allgemeiner – die Folgen nachdenken.
Insbesondere sollten sie auch beachten, dass viele Folgen gar nicht auf dem ersten Blick ersichtlich sind.
Wohin geht die Reise – oder: Die Sache mit dem Hafen und dem Wind
Was aber noch viel wichtiger ist: Gründer sollten wissen, wo die Reise mit dem eigenen Unternehmen hingeht. Schon Seneca sagte: „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“
Mit anderen Worten: Gründer sollten sich darüber klar werden, was sie eigentlich wollen. Das kann zum Beispiel die Entwicklung und Vermarktung eines Produkts sein. Ebenso kann es ein neues Büro sein, für das bestimmte Anforderungen gelten. Oder es kann auch eine Zeit am Tag sein, in der man nicht erreichbar ist, um seine Gedanken zu ordnen und sich selbst wieder neu zu justieren.
Was immer das Ziel ist, es sollte klar sein! Übrigens: Um sich nicht selbst zu betrügen, empfehle ich immer, das jeweilige Ziel aufzuschreiben. So ist der Selbstbetrug („Ich habe es ja nicht so gemeint …“ oder „Das war gar nicht mein Ziel …“) viel schwerer durchzuführen, insbesondere wenn man einer Vertrauensperson die jeweiligen Ziele mitteilt.
Hat man dann das Ziel für sich selbst fixiert, kann man viel einfacher überprüfen, ob eine Entscheidung, die getroffen werden muss, dem Ziel dient, davon ablenkt – aber man hat halt irgendetwas gemacht, zeigt also Aktivität – oder sogar für das Ziel schädlich ist.
Durch diese einfache Übung kann man sowohl faule als auch unnötig viele Kompromisse vermeiden. Wenn der Fokus auf einem Ziel liegt, dann muss dieses unterstützt werden. Alles andere ist – klingt hart – Zeitverschwendung.
Und damit endet diese Serie über Fehler, die meiner Erfahrung nach „gerne“ von Gründern gemacht werden. Kennt ihr noch einen Fehler, der euch immer wieder auffällt? Seid ihr bei einem der von mir identifizierten Fehler anderer Meinung? Oder gibt es sogar einen Aspekt, den ich übersehen habe? Dann schreibt es mir in die Kommentare. Ich verspreche euch, ich lese jeden einzelnen und antworte gerne.