In der Winter-Transferperiode 2017 übertraf die Chinese Super League mit 422 Millionen Dollar die englische Premier League. Deren Klubs hatten „nur“ 315 Millionen Dollar investiert. Ein Jahr später stehen England oder Spanien auf dem ersten Platz. Die chinesischen Fußballfunktionäre sind trotzdem glücklich. Was ist passiert?
Die chinesischen Aktivitäten auf dem Transfermarkt glichen einer Art Machtdemonstration. Aber natürlich floß das Geld vor allem an ausländische Spieler, Vereine und Agenten. Die chinesische Regierung in Peking hat seidem versucht, diese Marktentwicklung auszubremsen. Offenbar mit Erfolg!
„Der sinkenden Ausgaben im chinesischen Transferfenster spiegeln die anhaltende Mäßigung des Transfermarkts durch Chinas staatliche Behörden wider“, so Simon Chadwick, Professor für Sportbusiness an der Salford University gegenüber Associated Press. „Nach mehreren teuren Transfers in den letzten zwei Jahren wurden mehrere regulatorische Eingriffe vorgenommen.“
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Die zwei einflussreichsten Eingriffe traten 2017 in Kraft:
- Kurz vor Saisonstart im März reduzierte der chinesische Fußballverband (CFA) die Nachfrage für ausländische Stars. Denn: Statt fünf dürfen pro Spieltag nur noch drei ausländische Spieler im Kader stehen.
- Seit Juni existiert eine sogenannte „Transfer-Steuer“. Wer einen ausländischen Spieler verpflichtet, muss zusätzlich zur vereinbarten Ablösesumme die gleiche Summe in einen Fonds für Fußball-Entwicklung einzahlen.
Ihr wollt aus erster Hand mehr zu dem Thema erfahren? Dann hört euch diesen Vortrag von Huang Shengua, Vice Chairman Guangzhou R&F, an:
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Transfermarkt 2018: Kleckern statt Klotzen
Schon im Sommer 2017 fiel die Chinese Super League auf dem Transfermarkt nur wenig auf. Klar, Anthony Modeste wechselte für 43 Millionen Dollar vom 1. FC Köln zu Tianjin Quanjian. Diese Transfer blieb die große Ausnahme. In diesem Winter gab es zwar zahlreiche Gerüchte, die großen Transfers sind bislang ausgeblieben.
Offenbar wollten sowohl Beijing Guoan als auch Guangzhou Evergrande für BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang bieten. Im Raum stand eine Ablösesumme von 86 Millionen Dollar. Direkt wurde die CFA hellhörig: „Jüngste Berichte, die behaupten, dass zwei chinesische Super-League-Klubs um den Preis für einen ausländischen Spieler konkurrieren werden, haben viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen“, heißt es in einer Erklärung. „Die Chinese Football Association hat einen Brief an die jeweiligen Klubs geschickt, um nach einer Erklärung zu fragen. Die CFA wird sich ernsthaft mit einem Verstoß gegen sein Reglement befassen.“
Die Nationalmannschaft konnte sich lediglich 2002 für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. Die Regierung kündigte 2016 einen Plan mit dem Ziel an, China bis 2030 in Asien und 20 Jahre später weltweit zu einer der stärksten Fußball-Nationen zu machen. Dieser Erfolg basiere auf der Entwicklung einheimischen Fußballspielern, sowohl quantitativ als auch qualitativ.
Erst kürzlich schied China als Gastgeber bei der asiatischen U-23-Meisterschaft aus. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen.
Guangzhou Evergrande ändert Transfer-Konzept
„Man vermutet, dass der Entwicklung von einheimischen Talenten eine noch größere Bedeutung beigemessen wird“, erklät Simon Chadwick. „Diese Mannschaft wird wahrscheinlich eine Basis für das Team bilden, das sich für die WM 2022 qualifizieren will. Angesichts der jüngsten Leistungen scheint eine solche Qualifikation unwahrscheinlich. Das bedeutet, dass die frühstmögliche WM-Teilnahme vermutlich erst 2026 realistisch ist.
Sehr spannend sind auch die Ambition von Guangzhou Evergrande. Das Team hat die letzten sieben Meisterschaften in der Chinese Super League gewonnen. Guangzhou Evergrande hat bereits beträchtliche Summen in ausländische Stars investiert. Nun hat sich der Klub von potenziellen Top-Transfers, etwa Aubameyang, distanziert. Man wolle 2020 ein Team präsentieren, dass nur aus chinesischen Stars bestehe.
„Wir werden uns an das Evergrande-Modell halten, ein vollständig vernetztes Jugendsystem aufzubauen, um unsere Vision zu verwirklichen, bis 2020 einen voll chinesischen Kader einzusetzen“, gab der Klub im Januar bekannt.
„Seit 2017 haben wir klare Prinzipien aufgestellt, um ausländische Spieler zu verpflichten, die den chinesischen Fußball unterstützen, und wir weigern uns, für einen Spieler eine Prämie zu zahlen“, fügte Guangzhou hinzu. „Wir wollen auch nicht auf dem Transfermarkt aktiv werden, da wir uns jetzt auf die Jugendentwicklung konzentrieren.“
Ihr wollt aus erster Hand mehr zum chinesischen Sportbusiness erfahren? Dann hört euch diesen Vortrag von Rachel Xu, CEO Kingworld Sports, an:
„What are the digital trends in the Chinese sports industry?“ am 30. Januar beim SPOBIS 2018. Der Vortrag ist Teil des Summit-Programms. Mehr Infos