Mit zunehmendem Alter ist es ein wichtiger Bestandteil des Lebens auf seine Gesundheit zu achten. Hoher Blutdruck kann zu Herzkrankheiten, Schlaganfall, Nierenerkankungen, Sehverlust etc. Es kann klein anfangen mit leichten Kopfschmerzen oder anderen Symptomen, die viele gar nicht als solche wahrnehmen. Da man nicht immer bei jeder Kleinigkeit zum Arzt gehen kann und will, kann man mit einem Blutdruckmessgerät bequem von zuhause aus die eigene Gesundheit selbst überwachen und bei Anomalien den Arzt aufsuchen und so eine gute Vorsorge treffen um das schlimmste verhindern.
Hier kommt das Omron EVOLV ins Spiel. Der für seine Healthcare-Produkte bekannte japanische Hersteller möchte mit seinem klinisch genauen Oberarm-Blutdruckmessgerät, dessen Daten man mit der dazugehörigen App über Bluetooth aufzeichnen und auswerten kann, diesen Vorgang neu definieren. Inwiefern das gelingt und ob sich der stolze Preis von derzeit ca. 140 Euro überhaupt lohnt oder lohnen kann, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
Design und Funktionalität
Das Omron EVOLV ist auf dem ersten Blick ziemlich schick, denn die meisten meisten Blutdruckmessgeräte sind relativ hässlich und sind eher zweckmäßig entworfen worden. Es hat eine recht schlanke Figur und wirkt und kommt ohne Kabel, Tuben oder sonstiges. Ohne diese kommen aber mittlerweile viele aus, selbst die eigenen günstigeren Alternativen. Die Manschette unterstützt einen Oberarmumfang zwischen ca. 22 und 44 cm und muss nicht perfekt genau an der richtigen Stelle sitzen, da das Gerät aufgrund der eigenen Intelli Wrap-Technologie eine 360 Grad-Messung an mehreren Punkten durchführt, um ein möglichst genaues Ergebnis zu erzielen. Dadurch spielt auch die Ausrichtung keine Rolle. Festgemacht wird es mit einem Klettverschluss, der sehr gut hält. Generell wirkt die Manschette qualitativ hochwertig und lang haltbar.
Das Messgerät selbst besteht aus Kunststoff und trotz der relativ großflächigen Messeinheit ist das OLED-Display etwas schmal und klein. Für mich und meine Eltern ist das z.B. genug, aber gerade ältere Leute mit Sehschwäche werden sich wahrscheinlich eine größere Anzeige wünschen. In der App sieht man das ganze dann nochmal etwas größer. Dass das Display so klein ausfällt liegt wahrscheinlich am dünnen Aufbau, da das Gerät auch designtechnisch überzeugen soll. Gut ist jedoch, dass die Werte auch im Dunkeln gut ablesbar sind und scharf dargestellt werden.
Das Display zeigt hier nur die letzte Messung an, wobei aber trotzdem die letzten 100 für eine spätere Synchronisation mit der App gespeichert werden. Überschreitet man diese Grenze, werden die Einträge ersetzt. Angezeigt werden Puls, diastolischer Blutdruck und systolischer Blutdruck. Im Gegensatz zu anderen Messgeräten, fängt die Messung dabei direkt nach Betätigen der Start-Taste an und endet auch sofort, sobald das Gerät voll aufgepumpt ist, sodass das Ganze auch nicht unangenehm wird oder Schmerzen verursacht. Währenddessen zeigt es auch an, ob der Herzschlag regelmäßig ist. Schade ist, dass letzteres in der App aber nicht aufgeführt wird.
Während der Puls sich mittlerweile mit fast allem sehr genau messen lässt, egal ob 10 Euro Hangelenk-Messgerät vom Lidl, ein günstiges Fitnessarmband oder Samsung Galaxy-Flaggschiffe mit ihren Sensoren auf der Rückseite, funktioniert die Blutdruckmessung nicht so einfach. Das 10 Euro Handgelenk-Messgerät vom Lidl war tatsächlich auch ziemlich genau bei der Blutdruckmessung, jedoch ist hier die Positionierung und die richtige Anwendung wichtig (z.B. auch, dass man sein Handgelenk auf Herzhöhe halten muss). Bei einem Gerät wie dem Omron EVOLV ist es etwas bequemer. Als ich zufällig noch beim Arzt meines Vertrauens war und das Gerät mitgenommen habe, kannte er es anscheinend bereits und hat mir bestätigt, dass die Messungen ziemlich genau sind, egal wie man es anbringt oder nutzt.
Der Hersteller selbst gibt dazu folgendes an: „Abweichungen bei Druck: +/- 3 mm Hg (Millimeter Quecksilbersäule) und bei Puls: +/- 5 % des angezeigten Wertes. Diese Abweichungen übertreffen sogar die Bestimmungen der EG-Richtlinie 93/42/EWG (Richtlinie über Medizinprodukte) und der europäischen Norm EN1060, für nichtinvasive Blutdruckmessgeräte im Bezug auf Teil 1: Allgemeine Anforderungen und Teil 3: Ergänzende Anforderungen für elektromechanische Blutdruckmesssysteme.“
Hier bezieht man sich auf eine ältere Norm, die DIN EN 1060, welche 2011 durch die DIN EN 80601-2-30 ersetzt wurde. Zudem gelten in Deutschland noch zusätzlich die Anforderungen der PTB (LMKM), die eine maximale Abweichung von +/- 3 mm Hg oder 2 % vorschreibt. Übertroffen werden diese zwar nicht, aber die Anforderungen werden durch den Hersteller erfüllt (danke an unseren Leser Michael in den Kommentaren für den Hinweis).
Neben der Start-/Stop-Taste befindet sich noch eine Taste, die es ermöglicht, sich per Bluetooth mit dem Gerät zu Verbinden oder per Knopfdruck Daten an die App zu übertragen.
Schade finde ich, dass man vier AAA-Batterien einsetzen muss. Schöner und weitaus moderner hätte ich einen Akku gefunden. Die ca. 300 Messungen, die man mit den Batterien schafft, sind zwar gut, aber im Notfall lassen sich Akkus schneller Laden als Batterien einkaufen. Für den Preis hätte man leicht einen Akku einbauen können.
Im Lieferumfang findet man auch noch eine Tasche zum aufbewahren des Gerätes.
Software
Kommen wir zu der App. Die Omron Connect-App funktioniert mit iOS und Android und dient als zentralen Hub für alle unterstützten Omron-Produkte, sodass man hier alles mögliche an Daten abspeichern kann. Diese muss man nicht unbedingt benutzen, da auch einige externe Apps, wie Google Fit, die Geräte von Omron unterstützen.
Anfangs hatte ich Verbindungsschwierigkeiten, aber das hat sich am Tag darauf sofort gelegt. Woran das lag kann ich nicht sagen. Nach der Messung werden die Daten, sobald das Smartphone in der Nähe ist und Bluetooth eingeschaltet ist, meist automatisch auf das Smartphone übertragen. Wenn nicht muss man nachhelfen. Dazu drückt man einmal die Verbindungstaste und in der App wischt man die Hauptanzeige nach unten. In der Regel ist das eigentlich nicht nötig.
Die Daten werden hier dann sortiert eingeblendet und werden in Graphen wiedergegeben. Diese Werte werden lokal auf dem Gerät gespeichert, wobei man aber auch ein Profil anlegen kann um die Daten in der Omron-Cloud speichern zu lassen. So kann man leicht von Gerät zu Gerät wechseln und die Daten mitnehmen. Man kann diese auch in Form einer CSV-Datei exportieren, die man bspw. per E-Mail an seinen Arzt oder andere schicken kann. Blöderweise lässt sich die Datei aber nicht wieder importieren, sodass man beim Gerätewechsel auf die Cloud angewiesen ist. Wenn man diesen Dienst nicht nutzen will, ist das nicht gerade optimal.
Unverständlich ist, dass man auch nicht einfach verschiedene Profile anlegen kann. Man muss unbedingt zwei verschiedene Apps nutzen oder, wenn man denn die Möglichkeit hat, die App klonen. Wenn man die Cloud nutzt, kann man sich auch an- und abmelden. Bei den ersten beiden Methoden muss man jedoch aufpassen, dass man sich noch vor der Messung mit dem zweiten Gerät/der App verbindet, da sonst wieder automatisch mit dem ersten Gerät/der App synchronisiert wird, oder die automatische Synchronisation komplett ausschalten und manuell synchonisieren. Mehrere Familienmitglieder auf einem Blick zu haben ist also ohne Umwege nicht möglich.
Preis und Verfügbarkeit
Das Omron EVOLV ist Online oder in einigen Apotheken erhältlich. Dabei kostet es ca. 169 Euro in der UVP, wobei man es online auch für ca. 140 Euro findet. Interessant ist, dass diese Schwarze Version mit der Modellnummer HEM-7600T-E anscheinend nur im EU-Markt zu finden ist. Schaut man auf den US-Markt findet man unter dem Namen Omron EVOLV ein Gerät mit der Bezeichnung BP7000, welches umgerechnet nur ca. 80 Euro (mit eingerechneter Mehrwertsteuer) kostet. Bis auf die weiße Farbe und das Fehlen einer Tasche scheint es dasselbe Gerät zu sein. Warum der Preis für den europäischen Markt so hoch ist (UVP Europa 169 Euro und UVP US 99$ ohne MwSt.), ist nicht wirklich klar. Günstig ist es aber definitiv nicht.