It’s Fahrplanwechsel: Und der Hauptgrund für zahlreiche sogenannte „Angebotsverbesserungen“ der Bahn ist, dass das Unternehmen am Freitag die neue Schnellfahrstrecke zwischen München und Berlin in Betrieb genommen hat. Ebendort peilt man nun eine Verdopplung des eigenen Marktanteils auf 40 Prozent an.
Mit der Fahrt zweier Sonderzüge und einem großen Festakt in Berlin wurde am Freitag die modernste Eisenbahnstrecke Deutschlands zwischen Berlin und München in Betrieb genommen.
Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesminister Christian Schmidt und mehrere Länder-Regierungschefs eröffneten mit dem DB-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz und zahlreichen Vertretern von DB und Politik an fünf Bahnhöfen die Strecke.
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Die ICE-Sprinter (mit Halt in Nürnberg, Erfurt und Halle/Saale) brauchen für die über 500 Kilometer lange Verbindung etwas weniger als vier Stunden, die regulären ICEs (mit weiteren Stopps) zirka eine Dreiviertelstunde länger – oder noch länger (s. Bild).
35 ICE-Züge pro Tag
Mit Fertigstellung der Neubaustrecke von Erfurt nach Ebensfeld (bei Bamberg) ist die letzte Lücke der ”Verkehrsprojekte Deutsche Einheit” geschlossen. Ab dem heutigen Sonntag fahren pro Tag 35 ICE-Züge über die neue Strecke.
Mit der Eröffnung der Strecke Berlin-München geht der nach Angaben der Bahn „größte Fahrplanwechsel seit Gründung der DB“ einher. Ab heute fährt ein Drittel aller DB-Fernzüge nach neuem Fahrplan. 45 Bahnhöfe in ganz Deutschland seien mit dem ICE über die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Thüringer Wald direkt erreichbar, heißt es.
17 Millionen Menschen in Deutschland würden von kürzeren Reisezeiten, neuen Direktverbindungen und besseren Anschlüssen profitieren, verspricht die Bahn. Das Unternehmen rechnet auf der neuen Nord-Süd-Verbindung angeblich mit einer Verdoppelung ihres Marktanteils auf 40 Prozent.
Erfurt als „Bahn-Drehkreuz”
Erfurt biete als neues Bahn-Drehkreuz in Mitteldeutschland schnelle Verbindungen mit stündlichen Fernverkehrszügen in alle vier Himmelsrichtungen. Dabei seien die Anschlüsse zum Nahverkehr „bestmöglich“ abgestimmt, sodass die „Reisezeitvorteile“ der neuen Strecke auch in die Regionen getragen würden, wie die Bahn das nennt.
Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 bezeichnet man im Konzern als ”Projekt der Superlative”: Auf Deutschlands größter Baustelle zwischen Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Halle und Berlin seien in knapp zehn Jahren für rund zehn Milliarden Euro rund 500 Kilometer Bahnstrecke neu- und ausgebaut worden, heißt es.
Die Länge aller 26 Tunnel beträgt 57 km. 37 Talbrücken wurden gebaut, darunter Deutschlands längste Eisenbahnbrücke (8,6 km) in der Saale-Elster-Aue bei Halle.
Projekt aus mehreren Teilabschnitten
Bereits 2006 wurde die Ausbaustrecke Berlin–Halle/Leipzig für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h eröffnet. Im Dezember 2015 kam die Neubaustrecke Halle/Leipzig–Erfurt dazu, heute die Neubaustrecke Erfurt–Ebensfeld (bei Bamberg). Auf den beiden Neubaustrecken fahren ICE-Sprinterzüge mit Tempo 300. Zudem wurden die Eisenbahnknoten Halle, Leipzig und Erfurt umfangreich ausgebaut.
Update, 11.12.2017: „Erhebliche Verspätungen“
Wie die Deutsche Bahn heute mitteilt, kam es auf der neuen Verbindung Berlin-München bereits am Tag des Fahrplanwechsels zu „verschiedenen Störungen“, die „zum Teil zu erheblichen Verspätungen führten“.
So war aufgrund eines Personenunfalls bei Ingolstadt die Strecke Nürnberg-Ingolstadt-München für sechs Stunden gesperrt. Hinzu kamen „technische Störungen“ des neu eingeführten Zugsteuerungssystems ETCS (European Train Control System) bei einzelnen Fahrzeugen, heißt es von der DB.
Das Unternehmen arbeite hier aktuell gemeinsam mit dem Zulieferer Alstom daran, die Ursachen zu ermitteln und schnellstmöglich zu beheben.