„Modiami ist dein mobiler Kleiderschrank und Stylist. Modiami stellt dir coole Outfits zusammen – mit deinen eigenen oder neuen Kleidungsstücken.“ Das ist das Versprechen, das das Styling-Tool Modiami seinen Nutzern gibt. Also: Eine App, die mich stylt, mir neue Looks vorschlägt und dazu Zeit beim Zusammenstellen meines Outfits spart? Klingt gut. Doch kann Modiami halten, was es verspricht? Ich habe es ausprobiert.
Was soll ich heute anziehen? Mit dieser Entscheidung verbringen Frauen zwischen ihrem 16. und 60. Lebensjahr im Schnitt 287 Tage, also knapp ein Jahr. Wenn ich mich dazu in meinem männlichen Freundes- und Bekanntenkreis umsehe, würde ich darauf tippen, dass es bei vielen Männern ähnlich aussieht.
Auftritt Modiami, die neueste App aus dem Hause Outfitr GmbH, einem Erfurter Start-up hinter dem Stefanie Schulz, Annika Werner, Kristof Friess und Stefanie Voß stehen. Ihr Versprechen: Sie nehmen Usern die Arbeit um die Frage „Was ziehe ich heute an?“ ab und geben dazu noch interessante Styling-Tipps. Das klingt attraktiv genug, um Modiami selbst einmal auszuprobieren.
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Vom Kleiderschrank bis zum Stylomat: Die Funktionen
Modiami gibt es gratis als Webseiten-Version sowie als Smartphone-App. Ich habe sie sowohl im Browser als auch auf dem iPhone getestet – für mein Motorola-Smartphone war die App nicht verfügbar.
Modiami bietet angemeldeten Nutzern mehrere Funktionen, die sowohl am PC als auch am Smartphone genutzt werden können. Dazu gehören:
- Ein Kleiderschrank, der eine virtuelle Version des eigenen Schranks sein soll.
- Ein Merkzettel, mit dem man sich Wunsch-Outfits merken kann.
- Ein Stylomat: Das Kernstück der App, mit dem User Anzieh-Vorschläge bekommen.
- Das individualisierte Profil, auf dem man Lieblingskleidungsstücke vermerken kann, die dem Stylomat helfen, passende Vorschläge zu machen.
Das Ganze funktioniert dann theoretisch folgendermaßen: Nutzer füllen ihren Kleiderschrank, können darin Lieblingsstücke markieren (oder auch nicht), und dann den Stylomat nach Vorschlägen für das tägliche Outfit fragen.
Der Stylomat stellt dann mit den Stücken aus dem virtuellen Schrank verschiedene Looks zusammen. Als User kann man dem Vorschlag einen Daumen hoch oder runter geben, je nachdem wie einem der Look gefällt.
Das klingt ganz simpel. Ich scheitere jedoch nach der Anmeldung bereits an dem ersten Schritt: dem Kleiderschrank.
Erste Hürde: Wie fülle ich meinen Kleiderschrank?
Dieser ist anfangs logischerweise noch leer und muss von mir gefüllt werden. Modiami bietet dafür ein übersichtliches Sortiersystem – virtuelle Schubladen. Diese kommen in Kategorien wie „T-Shirts und Tops“, „Pullover“, „Hosen“, „Schuhe“ oder „Accessoires“ einher und können beliebig erweitert werden. So weit so gut, doch ich brauche eine ganze Weile, bis ich verstehe, wie man diesen Kleiderschrank eigentlich füllt.
In meiner Unwissenheit suche ich nach einer Möglichkeit, Fotos meiner Klamotten hochzuladen und den Kleiderschrank damit zu füllen. Ich probiere es erst auf der Webseite, das scheint nicht zu gehen. Dann suche ich in der Handy-App nach der Option. Ebenfalls Fehlanzeige. Ich schicke daraufhin per Kontaktformular auf der Webseite ein Hilfgesuch an Modiami, das bis heute unbeantwortet geblieben ist.
Irgendwann stelle ich fest, dass es diese Möglichkeit gar nicht gibt und ich damit wahrscheinlich zu viel von der App erwartet habe. Tatsächlich wählt man seine Kleidungsstücke aus einem bereits vorhandenen Fundus. Dieser besteht aus verlinkter Kleidung von Partner-Shops wie Zalando, About You oder Orsay.
Damit stoße ich aber schon auf das nächste Hindernis: 99 Prozent meiner Kleidung stammt nicht aus diesen Quellen. Ich beschließe daher, nach Kleidungsstücken zu suchen, die immerhin so ähnlich aussehen, wie das, was ich im Schrank habe.
Nächstes Problem: Wie finde ich eine schwarze High Waist Jeans?
Auch die Suchfunktion scheint nicht völlig ausgereift. Da ich nicht nach Marken suchen kann, beziehungsweise die Marken meiner Kleidung nicht im Archiv sind, muss ich nach einzelnen Kleidungsstücken suchen.
Dafür gibt es eine Suchmaske, und man kann auch Filter wie „Damen / Herren“, „Kategorie“, „Farbe“ und „Muster“ auswählen. Ich gebe also Damen – Hose lang – Schwarz – Unifarben ein und erhalte eine ellenlange Liste an schwarzen langen Hosen.
Die Bilder sind winzig und es gibt keine Beschreibung der Stücke oder sie ist unvollständig und ich kann nicht auf die Bilder klicken, um den vollständigen Text zu lesen oder das Kleidungsstück zu vergrößern. Es ist also extrem schwer zu erkennen, ob die Jeans nun High Waist ist, eng geschnitten oder lässig sitzt oder vielleicht eine Leggins ist.
Auf dem Handy kann man die Kleidungsstücke tatsächlich etwas besser erkennen, das Menü ist intuitiver, also bleibe ich ab hier bei der Nutzung auf meinem iPhone und probiere die freie Suche.
Allerdings sind auch hier die Ergebnisse enttäuschend. Die App zeigt mir zwar weniger Hosen an, allerdings immer noch nicht den Style, den ich eigentlich in meinen Kleiderschrank legen will.
So muss ich tatsächlich für alle Hosen, T-Shirts, Pullover, Kleider etc., die ich in meinen virtuellen Schrank legen will, sämtliche Kategorien Bild für Bild durchgehen, um die Stücke zu finden, die in etwa so aussehen, wie das was ich besitze.
Es dauert gut zwei Stunden, bis ich meinen Schrank immerhin so weit gefüllt habe, dass der Stylomat damit sinnvoll arbeiten kann.
Zwischenfazit: Entweder ich habe die Kleiderschrank-Funktion der App nicht richtig verstanden (was bedeutet, sie wurde nicht gut erklärt, da ich wirklich lange gesucht habe) oder sie ist einfach extrem umständlich. In beiden Fällen bekommt die Nutzerfreundlichkeit dieser Funktion von mir ein „mangelhaft“.
Der Stylomat überrascht
Mit meinem neu gefüllten Kleiderschrank, wage ich mich als nächstes an den Stylomat. Nach dem bisherigen Chaos erwarte ich nicht viel – und werde überrascht. Ich kann den Stylomat entweder bitten, mir aus all meinen Stücken ein beliebiges Outfit zusammenzustellen.
Oder – auch das finde ich allerdings erst nach einigem Herumspielen heraus – ich kann in meinen Kleiderschrank gehen, ein Kleidungsstück auswählen und dieses nutzt der Stylomat dann als Grundlage, um darum herum einen Vorschlag zu generieren.
Interessant ist auch die Möglichkeit, sich farbbasierte Vorschläge anzeigen zu lassen. Steht ihr also morgens auf und denkt: „Heute fühle ich mich quietschgelb“, könnt ihr euch entsprechend anziehen lassen.
Das vorgeschlagene Outfit ist dabei immer so komplett, wie der Kleiderschrank gefüllt ist. Es werden also auch Mützen, Schmuck, Schuhe oder Jacken in die Vorschläge eingebaut.
Wenn ich mir dabei statt den Klamotten auf dem Bildschirm meine eigenen Kleidungsstücke vorstelle, kommen dabei wirklich gute Ideen heraus. Auf viele davon wäre ich selbst gar nicht gekommen.
Ich lasse mir meist jeweils zwei bis drei Vorschläge anzeigen, finde diese fast immer ansprechend und habe so eigentlich schon Outfit-Ideen für die nächsten Tage. Ist der Kleiderschrank also einmal gefüllt, spare ich damit morgens enorm viel Zeit.
Damit punktet der Stylomat von Modiami für mich definitiv in den Kategorien „hilfreich“, „zeitsparend“ und „kreativ“.
Und sonst so?
Neben den genannten Kernfunktionen der App, gibt es einige weitere Anwendungen. Die offensichtlichste ist die Verbindung mit Partner-Shops, bei der Nutzer sich im Online-Shop direkt neue Kleidung kaufen können.
Eine weitere Option ist das Teilen der eigenen Outfits via Social Media. Dazu generiert die App eine Auswahl an Hintergrundbildern, in die man seine Kleidung vor dem Teilen einbetten kann.
Für mich etwas gimmicky. Für Menschen, die ohnehin all ihre Mode-Ideen auf Instagram und Co. teilen (und für die Eigenwerbung für Modiami) aber sicherlich eine clevere Idee.
Fazit: Gute Idee mit viel Luft nach oben
Nachdem ich die App intensiv getestet habe, bin ich auf ein paar Details gestoßen, die meiner Ansicht nach die User Experience verbessern könnten. Neben dem bereits erwähnten Hochladen von Fotos der eigenen Klamotten, und (bitte, bitte!) einer besseren Suchfunktion, wäre es sehr hilfreich, wenn man beim Stylomat noch den Anlass für die Kleidung wählen könnte.
Denn wenn ich ein Business-Meeting habe, ziehe ich mich natürlich anders an, als für einen romantischen Abend mit meinem Partner. Auch Jahreszeiten könnten als Kategorie hilfreich sein, denn die dünnen Halbschuh-Vorschläge im nasskalten November waren nicht immer sehr passend.
Mein Fazit: Das Design der App ist visuell ansprechend und auch die Grundidee von Modiami ist interessant. So kann die App sowohl eine Inspiration für modebewusste Menschen sein, als auch eine Hilfe für solche, die keine Lust haben, jeden Morgen viel Zeit vor dem Kleiderschrank zu verbringen.
Dennoch hapert es meiner Meinung nach bei Technologie und Nutzerfreundlichkeit von Modiami noch an zu vielen Stellen, um wirklich überzeugend zu sein.