Uber und Amazon haben verändert, wie wir uns in Städten fortbewegen und wie wir Produkte bestellen. Der letzte große Schritt der beiden Tech-Giganten könnte eine gesamte Industrie verändern: die Logistik-Branche. Beide wollen mit ihrer Marktmacht diesen traditionellen Sektor angreifen. Doch haben sie überhaupt eine Chance?
Eigentlich würde man meinen, ein Online-Bestelldienst und ein Rideshare-Unternehmen hätten nicht sehr viel miteinander zu tun. Doch je weiter Amazon und Uber über das eigene Kerngeschäft hinaus expandieren, umso mehr werden sie zu direkten Konkurrenten.
Denn nun haben sich beide vorgenommen, die Logistikbranche aufzumischen. Wie ist es dazu gekommen, wer wird die Oberhand behalten und haben sie überhaupt eine Chance?
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Uber Rush und Amazon Flex: Am Anfang stand das Paket
Weder Amazon noch Uber backen gerne kleine Brötchen. Strategisch tasten sich beide Unternehmen, Branche um Branche, an neue Geschäftsfelder heran, um sich dann dort aggressiv zu positionieren.
So überrascht es eigentlich nicht, dass beide es aktuell auf die Logistik-Branche abgesehen haben. Immerhin sprechen wir hier von einem Markt, der auf 800 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Kein Wunder, dass sowohl Amazon als auch Uber ein Stück von diesem Kuchen abhaben wollen.
So führte Uber im April 2015 zum ersten Mal Uber Rush in New York City ein. Uber Rush ist ein Lieferdienst, der Pakete mit Fahrradkurieren ans Ziel bringt. Der Service funktioniert genau wie Ubers Rideshare-Angebot, mit einer App, die die Fahrradkuriere mit Privatkunden und Unternehmen innerhalb einer Stadt miteinander verbindet.
Eine clevere Idee. Denn wer nutzt noch die Post, wenn man mit Uber Rush in einer Stunde ein Paket zum gleichen Preis oder sogar billiger verschicken kann?
Amazon Flex startete in Seattle etwa ein halbes Jahr später, im September 2015. Privatpersonen konnten sich über den Dienst als Lieferfahrer anmelden und selbst wählen, wie viele Stunden sie arbeiten wollten. Amazon verspricht einen Stundenlohn zwischen 18 und 25 US-Dollar. Seit diesem Monat gibt es Amazon Flex übrigens auch in Berlin.
Amazon nutzt den Dienst, um an Amazon-Prime-Kunden Pakete zu liefern, die über die eigene Webseite bestellt wurden. Damit machte Amazon einen ersten Schritt, um sich von externen Paketzustellern unabhängig zu machen.
Langfristiges Ziel ist der Langstrecken-Liefermarkt
Nachdem sowohl Amazon als auch Uber neben der Paketlieferung mit Amazon Fresh und Uber Eats auch mit Essenslieferungen experimentierten, kam 2016 die nächste große Logistik-Expansion.
Im Oktober 2016 kündigte Uber sein neues Venture, Uber Freights an. Amazon zog im Dezember desselben Jahres mit einer Uber-ähnlichen App für LKW-Fahrer nach
LKW-Fahrer und Ware nach Uber-Prinzip verbinden
Blicken wir zunächst auf Uber Freights. Der Positionierung auf dem Langstrecken-Liefermarkt ging zunächst der Kauf von Otto voraus, einem Unternehmen das fahrerlose LKWs entwickelte.
Im Juli 2016 kaufte Uber Otto für 650 Millionen US-Dollar. Daraufhin bestätigte Travis Kalanick – damals noch CEO bei Uber –, dass das Unternehmen definitiv „ins LKW-Geschäft einsteigt.“ Dann kam Uber Freight.
Mit einer App werden bei Uber Freight der Lieferant direkt mit dem LKW-Fahrer verbunden. Die Innovation dahinter lässt sich besser verstehen, wenn man weiß, wie es bei Frachten normalerweise läuft.
Der typische Ablauf ist eigentlich so: Die großen Lieferanten heuern ein Unternehmen oder einen Mittelsmann an (Broker), um eine passende Spedition zu finden. Diese Broker handeln dann den besten Deal zwischen den beiden Parteien aus und kassieren dafür eine Provision.
Das Neuartige an Uber Freight ist also, dass die Speditionen und die Lieferanten keinen Mittelsmann mehr brauchen, und so – theoretisch – die Broker aus der Logistik-Branche überflüssig werden. Genau das ist auch das erklärte Ziel von Amazon.
Amazon erobert Straße, Luft und See
Ende Oktober 2017 launchte Amazon die Relay-App, speziell für LKW-Fahrer. Diese können die Informationen zu ihrer Ware in die App einspeisen, was es ihnen ermöglicht, mit einem QR-Code automatisiert in die jeweiligen Warenlager einzufahren.
Das spart zwar Zeit und Mühe bei der Ein- und Ausfahrt an den Warenhäusern, wirkt aber zunächst nicht wie der ganz große Wurf. Tatsächlich ist Relay wahrscheinlich nur der Vorlauf für die Uber-ähnliche App, die Amazon vor gut einem Jahr angekündigt hat.
Ähnlich wie Uber Freight will auch Amazon so per App LKW-Fahrer direkt mit ihrer Ware zusammenbringen. Darüber hinaus erwarb Amazon 2015 mehrere eigene Lastzüge und arbeitet aktuell ebenfalls an einer fahrerlosen Technologie.
Amazon nutzt seit Dezember 2016 Drohnen, um Pakete zu liefern. Uber hat übrigens 2015 bereits bewiesen, dass das Unternehmen ebenfalls Drohnen kann. In Singapur lieferte Uber sehr medienwirksam Eis per Drohne.
Im traditionellen Lufttransport hat Amazon gleich 40 Boeing-Maschinen gemietet, was das Unternehmen zu einem der größten Frachtflugzeugbetreiber der Welt macht. Darüber hinaus hat Amazon China eine Lizenz als Seefracht-Dienstleister erhalten, auch wenn Amazon damit (noch) keine eigenen Schiffe auf See schicken kann.
Sowohl Amazon als auch Uber wollen offenbar nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Luft und auf dem Wasser die Logistik-Branche angreifen.
Amazon versus Uber: Wer wird der neue Riese in der Logistik-Branche?
Damit liefern sich Uber und Amazon ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das zeigt, wie sehr beide Unternehmen der nächste große Player in der Logistik-Branche sein wollen.
Doch nur weil Amazon und Uber die Logistik-Branche aufmischen wollen, heißt das noch lange nicht, dass sie das auch schaffen werden.
Uber und Amazon kommen, doch werden sie wirklich alles aufmischen?
Zunächst gilt es zu bedenken, dass die Ausgangslage eine ganz andere ist als etwa in der Taxibranche. Während die Taxifahrer vielerorts mit veralteten Technologien, ineffizienten Fahrwegen und teuren Tarifen arbeiten, ist die Logistik-Branche viel besser aufgestellt.
Hier gibt es viele Unternehmen, die die Lösungen, die Uber und Amazon auf den Markt gebracht haben, bereits erfolgreich anbieten und anwenden. Die Idee der beiden Tech-Größen, den Logistik-Broker zu ersetzen, ist also nicht so leicht wie es klingt.
Vor allem, weil sich die Broker hier frühzeitig positioniert haben und selbst ihre eigenen Dienste günstiger und effizienter gestalten. Unternehmen aus der Branche setzen bereits auf solche Angebote. In Deutschland sind das beispielsweise Instafreight, Truckin, Cargonexx, oder Freighthub – um nur einige zu nennen.
Es ist also nach Meinung einiger Insider zweifelhaft, dass entweder Uber oder Amazon (oder auch beide zusammen) die völlige Marktmacht in der Logistik-Branche für sich beanspruchen können. Doch das bedeutet nicht, dass sie nicht dennoch zu bedeutenden Playern werden können.
Gerade im Bereich der mittelständischen Unternehmen, die nicht die Fonds der großen Konzerne und die Agilität der kleinen Start-ups haben, könnten die beiden Tech-Unternehmen mit ihren einfachen, günstigen Logistik-Lösungen eine Rolle spielen.
Denn, und das sollte man nicht unterschätzen: Uber und Amazon haben beide die finanziellen Mittel und damit auch die nötige Zeit, um auf ihren Erfolg zu warten.