Jedes Jahr veröffentlicht die BBC seinen Report „Price of Football“. Was liegt da näher als die Ergebnisse mit denen der Bundesliga zu vergleichen. Deutschland gilt bei vielen britischen Fans als Utopie für günstige Eintrittskarten. Bier im Stadion ist erlaubt, genug Stehplatz-Tickets gibt es ebenfalls. Taugt die Bundesliga in Zeiten der Eventisierung also als Sinnbild der „guten alten Zeit“?
Viele britische Fußballfans kennen diese Stereotypen – nicht erst seit den BBC-Reports. Eine wachsende Anzahl nutzt günstige Flüge nach Deutschland, um sich persönlich davon zu überzeugen. BVB-Marketingchef Carsten Cramer schätzte 2014 die Zahl der britischen Besucher pro BVB-Heimspiel auf eintausend. Der Wert dürfte seitdem eher gestiegen als gesunken sein.
Matt Ford von The Sportsman kennt viele Beispiele, „von Köln bis Hamburg, von Düsseldorf bis Stuttgart“. Es geht den Fans nicht um attraktiver Fußball. Diesen bietet ihnen die Premier League bereits – vermutlich auf einem höheren Niveau. Sie wünschen sich eine „raue Atmosphäre und das Gefühl, willkommen und geschätzt zu sein“. Sie suchen Orte auf, an denen sie nicht nur „Kunden“ sind.
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Die meisten Klischees haben einen reellen Ursprung. Top-Level-Fußball ist günstiger, An- und Abreise zum Spiel sind in den Tickets enthalten. Gleichzeitig gibt es Vorbehalte. Denn: wirklich günstig sind nur Stehplatz-Tickets. Sitzplätze in Bundesliga-Stadien sind nicht wesentlich günstiger als in der Premier League.
An dieser Stelle werden die Beobachtungen von The Sportsman aufgegriffen, die sich mit den tatsächlichen Preisen auseinander gesetzt haben. Ist die Bundesliga wirklich so viel erschwinglicher als die Premier League?
Stehplatz-Tickets in der Bundesliga
Wer eine Dauerkarte in der Südkurve von Bayern München erwirbt, zahlt nur 8,20 Euro pro Spiel. Für ein Einzelticket werden 15 Euro fällig. Der Preis ist beim Rekordmeister ist nicht das Problem. Ohne gute Kontakte kommen außenstehende Interessenten überhaupt nicht an ein Ticket.
Ähnlich verhält es sich bei Borussia Dortmund. Dort wo die Ultras des BVB regelmäßig großartige Choreographien starten, zahlen diese 211,50 Euro für eine Dauerkarte. Teurer ist das Stehplatz-Ticket als Dauerkarte nur im Hamburger Volksparkstadion. Touristen im Dortmunder Signal-Iduna-Park zahlen vermutlich eher 30 bis 50 Euro, um im Oberrang der Nordtribüne zu sitzen.
Die Plätze auf den Stehplatz-Tribünen sind naturgemäß bei allen Bundesliga-Klubs limitiert. Die Klubs denken logischerweise zunächst an ihre treuen Fans. Neben dem FC Bayern und Borussia Dortmund sind der Hamburger SV, der 1. FC Köln sowie Borussia Mönchengladbach beliebte Klubs für Fußball-Touristen aus UK.
Ein Einzelticket auf der Südkurve des 1. FC Köln kostet 16 Euro. Für das gleiche Ticket zahlt ein Dauerkarteninhaber etwas mehr als die Hälfte. Stehplatz-Tickets bei Borussia Mönchengladbach kosten zwischen 14,50 Euro und 17 Euro. Beim HSV zahlen Fans 17 Euro. Damit ist der Klub ausnahmsweise mal Bundesliga-Spitze. Mit einer Dauerkarte zahlen Fans 13,30 Euro pro Spiel.
Die günstigsten Tickets in der Bundesliga finden wir beim VfL Wolfsburg. Dort kosten eine Dauerkarte im Stehplatz-Bereich nur 130 Euro. Dies entspricht also 7,60 Euro pro Heimspiel. Sogar der teuerste Nicht-VIP-Sitzplatz kostet pro Saison „nur“ 400 Euro, also 23,50 Euro pro Spiel. Wie attraktiv britische Fans eine Reise nach Wolfsburg einschätzen, ist eine andere Frage.
Die zweite Liga als kostengünstige Alternative?
Viele britische Fußballfans, die Deutschland besuchen, versuchen ebenfalls, Spiele eines unterklassigen Klubs einzurichten. Die zweite Liga bietet viele große Traditionsklubs mit entsprechender Fan-Basis. Die Stadien sind aufgrund ihrer Größe sowie teils ungünstiger Spielzeiten oft nicht ausverkauft. Stehplatz-Tickets sind online oder am Spieltag ausreichend verfügbar. In Bochum, Düsseldorf, Kaiserslautern und Nürnberg können Fans Stehplatz-Tickets schon zwischen 13 und 14 Euro erwerben.
Die bekanntesten Spielstätten in der zweiten Liga erfreuen sich der höchsten Nachfrage. Der FC St. Pauli sowie der FC Union Berlin gelten auch in Großbritannien als die etwas anderen Klubs. Im Millerntor-Stadion ein Stehplatz-Tickets zu ergattern, ist nicht einfach, auch wenn von 29.500 Plätzen immerhin 16.940 Stehplätze sind. Bei „Eisern Union“ ist dies weniger problematisch.
Das Stadion An der alten Försterei bietet über 80 Prozent Stehplätze. Die Preise variieren zwischen 11 und 13 Euro. Bis 2020 soll das Stadion ausgebaut werden. Dann kann Union Berlin bei Heimspielen 28.692 Stehplätze anbieten. Das wären sogar mehr als auf der „Gelben Wand“ von Borussia Dortmund. Eine Utopie?
„Fan-Utopie deutscher Fußball“?
Die Verfügbarkeit günstiger Stehplatz-Einzeltickets lockt unweigerlich ein viel jüngeres Publikum an. Dies wiederum fördert ein größeres Gemeinschaftsgefühl und dient grundsätzlich einer dynamischen Fan-Kultur im deutschen Fußball. Für britische Fans mag dies paradiesisch klingen. Aber sind wir ehrlich: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Der harte Kern der deutschen Fußballfans hatte 2017 zahlreiche Gründe, gegen die Kommerzialisierung im deutschen Fußball zu protestieren. Neue Anstoßzeiten, höhere Ticketpreise, RB Leipzig, die chinesische U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga oder Halbzeitshows … die Liste ist lang.
Ja, der deutsche Fußball ist in vielerlei Hinsicht günstiger. Für die Premier League ist die „Benchmark Bundesliga“ durchaus relevant. Aber ist die Bundesliga wirklich die ultimative Fan-Utopie? Nein.
Interessanter Text, aber auf ein paar sachliche Fehler würde ich gerne aufmerksam machen:
1. Zumindest in Köln funktioniert die Rechnung mit dem „halben Preis für Stehplatzkarten“ nicht. 165 Euro (Nichtmitglieder) bei 17 Spielen sind knapp 10 Euro.
2. Am Anfang steht etwas von „genug Stehplatz-Tickets“, die es gebe. Genau das ist ja in den meisten Stadien nicht der Fall. Besonders in Köln und Dortmund gibt es lange Wartelisten für Dauerkarten, bei Schalke wurden aus der Not Jahres- statt Dauerkarten eingeführt. Und im Vergleich zu den günstigen Stehplätzen sind die Sitzplätze teilweise sehr teuer, was praktisch eine Alternative ausschließt. Dort gibt es auch immer seltener Ermäßigungen für Arbeitslose oder Rentner.
3. In der Regionalliga hat Chinas U20, nicht die U21, mitspielen sollen.
Viele Grüße
Danke für Dein Feedback, Chaled.
1. Okay, also „etwas mehr als die Hälfte“.
2. „Genug Stehplatz-Ticket“ aus Sicht britischer Fans sind es ja (zumindest auf den ersten Blick) schon. Und um diese Perspektive geht es. Dass wir dies in Deutschland natürlich anders bewerten, sehe ich auch so.
3. Ist korrigiert, danke.