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„Kein Widerspruch zur E-Mobilität”: Studie will auf E-Fuels aufmerksam machen

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geschrieben von Ekki Kern

Eine Studie will herausgefunden haben, dass die Elektromobilität in den kommenden 30 Jahren nur langsam vorankommt. Einen großen Aufschwung, besonders im Schwerlastverkehr, sollen hingegen die sogenannten E-Fuels erleben, die – immerhin – günstiger werden könnten und künftig wohl an Tankstellen zu haben sein werden.

Von E-Autos haben die meisten schon gehört, ein mediales Nischendasein hingegen fristen die sogenannten E-Fuels. Dass diese synthetischen Kraftstoffe gebraucht werden, um die EU-Klimaschutzziele des Verkehrssektors zu erreichen, will nun eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik (LBST) im Auftrag des VDA herausgearbeitet haben.

Der Endenergiebedarf aller Verkehrsträger der Europäischen Union im Jahr 2050 werde selbst in einem stark batterieelektrifizierten Verkehrsszenario zu mehr als 70 Prozent von E-Fuels gedeckt werden, heißt es von den Studienautoren. Und, nicht ganz unwesentlich für eine hitzige Debatte: Die derzeit noch hohen Kosten für E-Fuels werden sinken.


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Die Studie „E-Fuels – The potential of electricity-based fuels for low emission transport in the EU” untersuchte den zukünftigen Energiebedarf des europäischen Verkehrssektors sowie den dafür notwendigen Bedarf für den Ausbau erneuerbarer Energieerzeugungskapazität.

Auf dieser Basis sei eine Analyse der notwendigen Investitionen erfolgt, um eine Treibhausgasreduzierung von 95 Prozent im Verkehr zu erreichen. Die Studie zeige, „dass wir unsere Bemühungen in der Umwelt- und Verkehrspolitik deutlich breiter aufstellen und verstärken müssen, um die EU-Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen”, sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dena.

Flug-, Schiff- und Straßengüterverkehr als Zielgruppe

E-Fuels würden dabei eine wesentliche Rolle spielen, heißt es – und zwar in erster Linie, um Flug-, Schiff- und Straßengüterverkehr mit emissionsarmen Kraftstoffen zu betreiben. Aber auch in den Pkw-Bestandsflotten werde man „perspektivisch klimaneutrale flüssige und gasförmige Kraftstoffe aus erneuerbarem Strom benötigen”.

Laut Studie bestehe derzeit in Europa ein ausreichendes technisches Potenzial zur erneuerbaren Stromproduktion, um den langfristigen Bedarf an Transportenergie und E-Fuels zu decken. Allerdings sei hierzu ein starker Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erforderlich.

„Der voraussichtliche Bedarf an erneuerbarem Strom für den gesamten EU-Verkehrssektor im Jahr 2050 würde etwa dem Sieben- bis Zehnfachen der aktuellen jährlichen erneuerbaren Stromproduktion in der EU entsprechen. Gut 80 Prozent dieses Bedarfs gingen dann auf die Herstellung von E-Fuels zurück”, sagt Uwe Albrecht, Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik.

„Kein Widerspruch zur Elektromobilität“

Damit rechtzeitig Kapazitäten im erforderlichen Maßstab zur Verfügung stehen, sei eine „E-Fuels-Roadmap” auf nationaler, EU- und internationaler Ebene zwingend erforderlich. E-Fuels würden dabei keinen Widerspruch zum Hochlauf der Elektromobilität darstellen, heißt es.

„Die Verkehrsmittel sollten dort, wo technisch möglich und ökologisch sinnvoll, elektrifiziert und teilelektrifiziert werden“, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), der die Internationale Automobilausstellung (IAA) ausrichtet.

E-Fuels, sagt er, würden aber „insbesondere für Anwendungen im Verkehr, für die aus heutiger Sicht keine elektrischen Antriebssysteme zur Verfügung stehen, unverzichtbar sein”. Die Mobilität von morgen werde daher „einen Mix aus unterschiedlichen Technologien erfordern”.

VDA: „Auf keine Technologie verzichten”

Deutschland als „Kernland der Automobilindustrie”, wie Wissmann sagt, sollte „auf keine dieser Technologien verzichten oder sie gar verbieten”. Die Politik solle „Ziele, aber nicht den Weg” vorgeben. Synthetische Kraftstoffe würden ermöglichen, dass bestehende Tankstellen und Motoren weiter genutzt werden können.

Somit würden E-Fuels auf den gesamten Fahrzeugbestand in der EU wirken, und nicht nur auf Neuzulassungen. Ihre Nutzung sei „ein wirkungsvoller Hebel zur CO2-Minderung”  – und biete dem Verbrennungsmotor „neue Optionen”.

Immerhin weist die Studie auch darauf hin, dass sich E-Fuels derzeit noch in der Entwicklungs- und Marktvorlaufphase befinden – und damit deutlich teurer sind als die fossilen Alternativen. Derzeit belaufen sich die Kosten auf bis zu 4,50 Euro pro Liter Dieseläquivalent.

Ein Zielkostenniveau von ungefähr einem Euro pro Liter Dieseläquivalent erscheine mit Importen aus Regionen mit hohem Angebot an Sonne oder Wind „aus heutiger Perspektive erreichbar”, so die Experten. Politik und Industrie sollten daher eine strategische Agenda für die Technologieentwicklung, Marktentwicklung und Regulierung für E-Fuels erstellen.

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Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.