Vor gut zehn Jahren bat mich ein gebrochener Vater, die Trauerrede für seinen Sohn zu halten. Der war einer meiner besten Freunde gewesen. Ich erfüllte diese Bitte – aus Respekt, Verpflichtung und Dankbarkeit. In seinem Büro hatte mein Freund das Bild eines Pferdefuhrwerks – als Analogie auf das Unternehmertum. Der Unternehmer nämlich sei derjenige, der den Karren ziehe. Das Bild wurde zum Leitbild meiner kurzen Rede. Dieser Tage habe ich aus verschiedenen Anlässen darüber nachgedacht, was es bedeutet, Unternehmer zu sein.
Eines vorneweg: Wer kein Unternehmer ist oder war, wird das nie ganz verstehen können. Das ist wie mit Vatersein (sicher geht es auch Müttern so, das wiederum verschließt sich mir). Du kannst es anderen stundenlang erzählen – und doch lässt es sich nicht beschreiben, dass einer, der es nicht erlebt hat, es auch nachvollziehen kann.
Du bist kein Unternehmer, weil du es geschafft hast, bei deiner Gemeinde ein Gewerbe anzumelden. Nicht, wenn du die erste Rechnung von deiner Kammer bekommen und die erste Rechnung an einen Kunden geschrieben hast. Das ist alles schön und sicher unentbehrliche Voraussetzung, aber im Kern steckt etwas anderes.
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Verantwortung für andere Menschen
Ich habe das zum ersten Mal gespürt, als wir vor vielen Jahren – die New Economy stand vor der Tür – nach oben gespült wurden. Da stand schnell das Thema Personal auf der Agenda. Und so saß ich mit einem jungen Mann im Garten vor unserem schönen Büro, einer ehemaligen Buchbinderei, unter dem Nussbaum.
Ich hatte keine Ahnung, wie so ein Bewerbungs- oder Sondierungsgespräch ablaufen solle und was man da so fragt. So plauderten wir vor uns hin, bis ich mir dachte: Es könnte dazu gehören, nach seinen Gehaltsvorstellungen zu fragen.
Die Zahl, die er nannte, weiß ich nicht mehr. Aber ich werde nie vergessen, wie er mir erzählte, dass seine Freundin im 7. Monat schwanger sei und er deshalb einen bestimmten Betrag brauche, um seine Familie zu ernähren.
Das war der Moment, in dem ich begriff, dass ich nicht einen Menschen beschäftige, ihm Geld für seine Leistung gebe und wir zusammen zu Mittag essen. Wenn ich ihn einstellte, übernähme ich Verantwortung für sein Leben, das seiner Freundin und das seines ungeborenen Kindes.
Ein Unternehmer trägt Verantwortung. Wer 200 Mitarbeiter beschäftigt, ist für ein ganzes Dorf verantwortlich.
Kraft, Würde und Verstand
Ja, es kann schwer sein, so ein Unternehmerleben, allen Lebensoptimierern auf blinkenden Bühnen zum Trotz. Ja, es gibt diese Momente, da blickt man neidisch auf den Straßenbahnfahrer, der am Ende seiner Schicht seinen Schlüssel aus dem Schloss zieht und unbeschwert nach Hause geht.
Das Schwerste: Menschen persönlich zu entlassen. Das ist das Allerschlimmste. Wer noch nie im Leben einen Menschen selbst entlassen hat, kann nicht mitreden, denn er weiß nicht, was es wirklich bedeutet, als Unternehmer Verantwortung zu tragen.
Ist das schlimm? Keineswegs! Es ist schön, Verantwortung zu tragen, man trage sie mit Kraft, Würde und Verstand. Den Verstand brauchen wir, um unsere Unternehmung an Stromschnellen vorbei zu neuen Gestaden zu leiten. Die Würde, um der Unwissenden Neid zu ertragen und die Kraft, um nie nachzulassen, dem Karren Schwung zu geben.