Ab Dezember fliegt eine neue Airline zwischen Berlin und Paris. Die Zielgruppe ist klar: Generation Y. Ist der Wirbel um die Idee berechtigt? Ein Kommentar.
Lässige Tonalität, modernes Design und digitaler: Mit einer neuen Airline will sich Air France in die Herzen der Millennials fliegen. Joon, so der Name, ist laut eigener Aussage speziell zugeschnitten auf „eine junge Arbeitsklientel, die Millenials (18- bis 35-Jährige), deren Lifestyle sich um digitale Technologie dreht“. Ab Dezember sollen die ersten Flüge zwischen europäischen Städten starten: von Paris nach Barcelona, Berlin, Lissabon und Porto. Ab nächstem Jahr sind auch Fernziele geplant.
Für einen Preis ab 39 Euro können die Passagiere ihr hippes Leben über den Wolken weiterführen – so die Idee. Die ganze Airline wurde so designt, dass sich Millennials möglichst wohl fühlen. An Bord mischen sich unter das Getränkeangebot Smoothies, Bio-Wein und Craft Beer. Zudem gibt es einen Inflight-Streaming-Dienst mit Angeboten wie Game of Thrones oder Family Guy, in den sich Passagiere über ihr Smartphone, Tablet oder Laptop einloggen können. Bei den Sitzen selbst befindet sich ein Stromanschluss, um Geräte aufzuladen. In der Business Class geht es mit der Technik noch weiter. Bei Langstreckenflügen bekommen die Passagiere Virtual-Reality-Headsets gereicht.
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Die Flugbegleiter sind lässig gekleidet, in weiße Sneaker und blaue Poloshirts, die ein bisschen an Matrosen erinnern sollen. Der Stoff für die Uniform besteht zu 60 Prozent aus Polyester von recycelten Plastikflaschen.
Gute Ideen oder nur heiße Luft?
Wer bei all diesen Features noch nicht vom Stuhl gefallen ist, dürfte sich fragen, was der ganze Spaß soll. Ist es das, was die Generation von heute braucht? Will ich wirklich von einem Justin-Bieber-Verschnitt an Bord begrüßt werden?
Auf den ersten Blick stecken in dem Konzept ein paar gute Ideen. Selbst, wer Joon doof finden möchte, ertappt sich an manchen Stellen beim inneren Zustimmen. Wer häufiger fliegt, dürfte sich über USB-Anschlüsse ziemlich freuen. Denn oft fehlt es selbst in den Flughäfen an Steckdosen, sodass sogar kurze Flugstrecken in einem Akku-Kampf enden können. Aber ein Medienangebot im Flugzeug als krasses Angebot für Millennials zu verkaufen? Das ist zwar eine nette Idee, ist aber nicht neu. Viele Airlines haben auf Langstreckenflügen bereits etwas Ähnliches in petto. Netflix, Amazon Prime und Spotify kann man theoretisch auch offline hören oder schauen. Free Wifi wäre eine wirklich interessante Erneuerung gewesen.
Genauso in Sachen Drinks. Ein erweitertes Getränkeangebot klingt erst mal lecker. Dass alle Millennials Smoothies und Craft Beer atmen, sei aber mal dahingestellt. Hat es außerdem nicht etwas Nostalgisches, im Flugzeug immer den good old Tomatensaft zu bestellen? Der schmeckt nach Reisefeeling, nach neuen Städten und eben nur im Flieger. Wenn eine Airline wirklich etwas Innovatives tun will, sollte sie lieber bei den vielen Verpackungen, Plastikbechern und Servietten ansetzen. Hier den ganzen Müll zu vermeiden, wäre wirklich nötig.
Ein bisschen versucht Joon ja, den Nachhaltigkeitsgedanken zu propagieren. Aber einen kleinen Schritt nach vorne bei den Uniformen zu gehen, ist nicht wirklich ausreichend. Wie verträgt sich das mit den unglaublich günstigen Flugpreisen? Wie verträgt sich das mit Fliegen überhaupt? Eine Billig-Airline, die 50-mal im Monat zwischen Paris und Berlin pendelt, hat schneller als sich die Flugbegleiter umziehen können, jeden Funken Öko zerstört. Sich umweltbewusst zu geben, ist da wenig glaubhaft.
Fokus lieber woanders setzen
Insgesamt erzeugt die neue Airline mehr Buzz – um ein schönes Millennial-Wort zu benutzen –, als tatsächlich dahintersteckt. Wirklich viel Neues gegenüber den klassischen Fluglinien gibt es nicht – zumindest nicht so viel, dass das große Tamtam berechtigt wäre. Und seien wir mal ehrlich: Mittlerweile sollten die Fluggesellschaften eigentlich gelernt haben, dass Pünktlichkeit, ein unkompliziertes Boarding und professioneller Service tausendmal mehr wert sind als lässige Outfits. Egal, ob die Zielgruppe Millennials sind oder nicht.
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