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DFB: So sieht der Videobeweis 2.0 aus

DFB: So sieht der Videobeweis 2.0 aus
geschrieben von Philipp Ostsieker

Der DFB hat am Freitag in einem neuerlichen Schreiben an die Bundesligisten noch einmal präzisiert, wie der Videobeweis in der Bundesliga angewendet werden soll. Hier erfahrt ihr die Grundregeln im Wortlaut.

Wie der kicker am Donnerstag berichtete, hatte der DFB nach dem fünften Spieltag heimlich eine „Kurs-Korrektur“ beim Einsatz des Videobeweises vorgenommen. Der Verband hatte die Klubs darüber aber erst einen Monat später informiert, die Öffentlichkeit gar nicht. Der ohnehin mäßigen Akzeptanz des Videobeweises half dies keineswegs. Nun rudert der Verband wieder zurück.

So soll der Videobeweis umgesetzt werden

Schiedsrichter ist der verantwortliche Spielleiter

Der Schiedsrichter trifft zu jedem Vorgang im Spiel eine Entscheidung. Auch wenn es zu einem Eingriff des Video-Assistenten kommt, bleibt die finale Entscheidung verantwortlich beim Schiedsrichter.

Video-Assistent ist der Helfer des Schiedsrichters

Aufgabe des Video-Assistenten ist es, den Schiedsrichter vor klar falschen Entscheidungen zu bewahren oder ihn bei Vorfällen zu unterstützen, die außerhalb seines Blickfeldes geschehen (zum Beispiel Tätlichkeiten oder eindeutig strafstoßwürdige Fouls). Der Video-Assistent ist ein „Assistent“ und nicht „Schiedsrichter“ oder gar „Oberschiedsrichter“.

Die Definition „klarer Fehler“

Nach einer Definition vom International Board liegt ein klarer Fehler des Schiedsrichters vor, wenn er seine Entscheidung nach Betrachtung des Bildmaterials unverzüglich ändern würde.

Rollenverteilung und Ablauf bei faktischen Entscheidungen

Bei faktischen Entscheidungen, wie zum Beispiel der Festlegung des Tatortes (Foul im Strafraum oder außerhalb) oder der Bewertung einer Abseitsposition, wird der Video-Assistent dem Schiedsrichter einen klaren Entscheidungshinweis geben können, den dieser dann direkt (also auch ohne Review) in seine Entscheidung umsetzen kann, da die Frage nach einer Auslegung oder Interpretation nicht relevant ist.

Rollenverteilung und Ablauf bei Spielvorgängen, die der Schiedsrichter nicht gesehen hat

Gleiches gilt bei Spielvorgängen, die der Schiedsrichter nicht gesehen hat oder die außerhalb des Blickfeldes des Schiedsrichters erfolgten. Erkennt der Video-Assistent zum Beispiel eine eindeutige Tätlichkeit eines Spielers hinter dem Rücken des Schiedsrichters oder eine Torerzielung durch ein eindeutiges Handspiel, das der Schiedsrichter nicht wahrgenommen hat, dann wird er dem Schiedsrichter auch einen klaren Entscheidungshinweis geben können, den dieser direkt (also ohne Review) in seine Entscheidung umsetzen kann.

Rollenverteilung und Ablauf bei subjektiven Entscheidungen

Bei subjektiven Entscheidungen (also der Bewertung von Spielvorgängen, zum Beispiel bei Zweikämpfen oder Handspielen) soll der Video-Assistent nur dann eingreifen, wenn die Entscheidung des Schiedsrichters dem vorliegenden Bildmaterial gravierend widerspricht. Der Schiedsrichter trifft hier zunächst seine Entscheidung auf der Basis seiner Wahrnehmung. Dann müssen Schiedsrichter und Video-Assistent kommunizieren, um die Wahrnehmung des Schiedsrichters mit dem Bildmaterial des Video-Assistenten abzugleichen. Nur wenn sich dabei gravierende Unterschiede in der Interpretation eines Vorganges ergeben, liegt es beim Schiedsrichter, sich vor seiner endgültigen Entscheidung den Vorgang nochmal in der Review-Area anzuschauen, um einen klaren Fehler auszuschließen. Die finale Entscheidung zum Vorgang liegt letztendlich aber nur beim Schiedsrichter.

VAR: Noch Luft nach oben

Der Videobeweis als sehr gute Idee hat zum Bundesliga-Start noch nicht reibungslos funktioniert. Technische Probleme sind größtenteils beseitigt. Noch bleibt das Problem bei der Regelauslegung.

Klar, Perfektion konnte niemand erwarten. Die gute vorbereitende Kommunikation in der Sommerpause hat der DFB zuletzt nicht fortgesetzt. Der Videobeweis ist noch nicht flächendeckend akzeptiert – und dennoch die Zukunft.

Man muss dem DFB immerhin lassen, dass er sich offenbar sehr früh der Behebung aufgetretener Probleme gewidmet hat. Im Laufe der Saison schafft es der Videobeweis hoffentlich, sich als seriöses und faires Instrument im Fußball zu etablieren.

Dies ist nicht nur für die Bundesliga spannend. Jüngst gab auch die FIFA bekannt, einen Tech-Partner für die WM 2018 zu suchen. Bestenfalls lernen die Verantwortlichen aus den Fehlern in Bundesliga & Co.. Eine größere und bessere Bühne bekommt der Videobeweis wohl kaum.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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