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Blockchain: Ein Game Changer für die Sportindustrie?

5 Einsatzoptionen von Blockchain im Sport (wip)
geschrieben von Philipp Ostsieker

Blockchain hat sich als Buzzword im Finanzsektor etabliert, aber auch die Sportindustrie sollte das Potenzial unter die Lupe nehmen. Warum nicht via Blockchain die Leistungsdaten der Spieler verfolgen, um effektivere Trainingspläne zu entwickeln? Oder hilft es sogar, um sportpolitische Probleme wie Doping in den Griff zu kriegen?

Worum handelt es sich bei einer Blockchain? Vorab: Der Ansatz soll in diesem Beitrag nur allgemein erklärt werden. Der Fokus liegt hier auf den möglichen Anwendungsfällen im Sport. Zur Einordnung dient etwa die folgende, verkürzte Definition von Gabler.

Technisch stellt die Blockchain („Blockkette“) eine dezentrale Datenbank dar, die im Netzwerk auf einer Vielzahl von Rechnern gespiegelt vorliegt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Einträge in Blöcken zusammengefasst und gespeichert werden. Durch einen von allen Rechnern verwendeten Konsensmechanismus wird die Authentizität der Datenbankeinträge sichergestellt.


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Blockchain ist die Basistechnologie und zentrale Innovation der Kryptowährung Bitcoin. Eine Blockchain-Datenbank kann als dezentrales Buchungssystem dienen, um jegliche Arten von Eigentumsrechten digital zu organisieren, etwa Grundbücher oder Unternehmensanteile.

Dezentrale, chronologisch aktualisierte Datenbank mit einem aus dem Netzwerk hergestellten Konsensmechanismus zur dauerhaften digitalen Verbriefung von Eigentumsrechten (Gabler Wirtschaftslexikon)

Wie könnte Blockchain die Sportbranche beeinflussen?

1. Anti-Doping

Doping-Skandale untergraben die Integrität vieler Sportarten. Betroffen sind der Radsport, die Leichtathletik und viele mehr. Viele Skandale kommen erst Jahre später ans Licht. Die Profisportler stehen vor ernormen Reputationsschäden. Medizinische Aufzeichnungen müssen lokalisiert und analysiert werden. Welche Medikation wurde dem Athleten verabreicht? Gab es einen legitimen Grund für eine solche Medikation? Selbst wenn ein Athlet offiziell vom Doping-Vorwurf befreit ist, kann ein Hauch von Zweifel in der Luft hängen. Negative Reputations-Effekte bleiben immer. Meist fehlt eine wirklich schlüssige Dokumentation, die den Sportler entlastet.

Die Sportaufsichtsbehörden stehen in einem Spannungsverhältnis zwischen dem Ruf nach Transparenz und der Notwendigkeit, die Privatsphäre eines Athleten in diesen sensiblen personenbezogenen Daten zur Anamnese zu respektieren. Während Olympia 2016 in Rio de Janeiro enthüllten Hacker zahlreiche medizinische Aufzeichnungen der Welt Anti-Doping-Agentur.

Die Lösung könnte ein sicheres System zur Verwaltung dieser Aufzeichnungen sein. Dieses würde auf einem privaten Blockchain-System aufbauen und Rezepten und Testergebnissen protokollieren. Sobald Daten in ein Blockchain-System eingegeben werden, muss ihre Authentizität gemäß des Netzwerksprotokolls verifiziert werden. Danach werden die Daten in die Blockchain eingefügt und können nicht mehr. Damit das System seriös funktioniert, müssen die Akteure robuste Regeln zur Validierung von Daten bei ihrer Eingabe vereinbaren.

Blockchain-Systeme könnten eine Quelle für Verschreibungs- und Testergebnisinformationen bereitstellen. Diese könnte zuverlässig und sicher die Integrität des Sports sowie personenbezogene Daten schützen. Auch Blockchain schützt natürlich nicht vollständig vor menschlichem Versagen. Wenn aber nach vielen Jahren Beweise für mysteriöse Doping-Lieferungen auftauchen, können diese mit den Blockchain-Aufzeichnungen abgeglichen werden.

2. Big Data

Die Sportindustrie generiert alleine mit Spielergebnissen oder individuelle Spielerstatistiken riesige Datenmengen. Und diese sind nur die naheliegendsten Beispiele. Aggregatoren von Sportdaten haben aus dem Sammeln, Strukturieren und Verkaufen von Sportdaten ein lukratives Geschäft entwickelt.

Die Blockchain-Technologie bietet eine Möglichkeit zum Speichern, Verifizieren und Übertragen von Daten. Eine Datenblock-Plattform für Sportdaten wurde bereits entwickelt. BraveLog wurde im Januar dieses Jahres mit Unterstützung von Microsoft in Taiwan eingeführt. Ziel ist es, eine unveränderliche und glaubwürdige Aufzeichnung von Rennen und biometrischen Daten zu realisieren. Daten wie Rassemetriken, Pulsraten und biometrische Messungen können der Datenbank direkt von den Geräten hinzugefügt und als glaubwürdig bestätigt werden.

3. Fan-Interaktion

Sportvereine setzen Social Media ein, um mit Fans zu interagieren. Dank der Blockchain-Technologie könnten sie einen Schritt weiter gehen. Sportvereine könnten ihre eigenen klub-spezifischen virtuellen Währungen entwickeln, die von Fans für Tickets, Merchandise sowie Essen und Trinken bei Spielen ausgegeben werden könnten.

Dies könnte zu höherer Effizienz führen, die letztendlich für die Vereine zusätzlichen Gewinn bedeuten. Das System könnte einen Peer-to-Peer-Ticketaustausch ermöglichen sowie einen fairen Ticket-Re-Sales-Markt zwischen Klubs und Fans gewährleisten.

Loyalitätsprogramme, die mittels Blockchain-Technologie verwaltet werden, finden in anderen Branchen bereits Anwendung. Kreative Möglichkeiten bieten sich Sportvereinen und -organisationen bei ihren eigenen Fan-Loyalitätsprogrammen. Auf Basis intelligenter Verträge können sie Fans, automatisch günstigere Ticket für ein bestimmtes Spiel bieten oder ihr Konto mit Treue-Tokens auffüllen. Die Klubs könnten sich auf globaler Ebene mit Partnern zusammenschließen, damit Fans ihre Treuepunkte über ein Netzwerk ausgeben können. Die dezentralisierte Natur der Blockchain könnte dazu beitragen, mehrere Partner zu unterstützen und zu fördern.

Die Stärkung von Fans und die Belohnung der Fangemeinde ist das Herzstück des Jetcoin-Blockchain-Netzwerks. Das Netzwerk ermöglicht es Nachwuchssportlern, einen Teil ihrer IP-Rechte gegen Investitionen in ihre Karriere zu verkaufen, zum Beispiel durch die Finanzierung ihrer Ausbildungsprogramme. Das Talent vergibt einen Teil seiner IP-Rechte an das Jetcoin Institute. Dieses bietet die Rechte dann über sogenannte „Smart-Contracts“ über die Jetcoin-Plattform den Fans zum Verkauf an.

Das Talent generiert Einnahmen. Die Fan-Investoren erhalten automatisch Jetcoins. Nutzer können Jetcoins durch die Förderung von Sporttalenten auf Facebook & Co. erwerben und Jetcoins nutzen, um Sitzplätze zu erwerben oder an exklusiven Veranstaltungen teilzunehmen. Je mehr Fans die Talente fördern, desto direkter profitieren sie.

4. Sportrechte

Sportrechte sind ein Milliarden-Geschäft. Das Limit ist noch nicht erreicht. Der Wettbewerb wird intensiver. Die etablierten Sender sind enorm von den Rechten abhängig. Neue Player wie Facebook oder Amazon drängen auf den Markt.

Der Markt ist mittlerweile zunehmend fragmentiert. Neben dem herkömmlichen Live-TV-Fernsehen konsumieren Fans Video-Inhalte auf ihren Smartphones und Live-Streams über soziale Medien.

Blockchain-Netzwerke können Rechteinhabern dabei helfen, ihre lizenzierten Rechte zu verfolgen. Die Inhaber können etwa ungenutzte Rechte schnell erkennen. Weiter können sie das Blockchain-Netzwerk nutzen, um automatische Transaktionen mit Vertragspartner zu realisieren.

Christina Henry nennt bei LawInSport das Beispiel der Diamantenindustrie. Der Anbieter Everledger hat auf Blockchain-Basis einen digitalen „Pass“ für jeden Diamanten geschaffen, um illegale Aktivitäten im Handel zu verhindern. Ein ähnliches System könnte in Bezug auf Sport-Erinnerungsstücke spannend sein. Authentische Gegenstände könnten mit einer eindeutigen ID versehen werden. Die Verantwortlichen können die Besitzverhältnisse dank der gespeicherten Transaktionshistorie überprüfen.

5. eSports

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Blockchain und eSports zusammenzuführen. Spannende Projekte sind z.B. Esports.com oder Network Units. Esports.com ist eine dezentralisierte, blockchain-basierte eSports-Community. Network Units ist eine blockchain-gesteuerte Multiplayer-Infrastruktur und Integration, die jedes Spiel in einen eSport verwandeln kann.

ESports.com möchte seinen Esports Reward Token (ERT) stärken. Wer qualitativ hochwertige Inhalte beisteuert, erhält ERTs. Diese können User wiederum für zahlreiche Services auf der Plattform nutzen. ERT-Besitzer können diese gegen ein Fiatgeld ihrer Wahl eintauschen.

Network Units möchte einigen Problemen im eSports entgegenwirken. CEO Dan Shirazi: „Gamer erwarten eine faires Match und einen starken Wettbewerb. Leider ist dies oft nicht möglich. […] Cheats oder Spielabbrüche zerstören ganze Gaming Communitites. Gamer sind zunehmend unmotiviert und hören auf, sich den Inhalten zu widmen. Das große wirtschaftliche Potential diverser Spiel bleiben unausgeschöpft.“

Daher setzt die Plattform auf ein integriertes Reputation Management. Die Anbieter wollen Gaming- und eSports-Communities auf ein neues Level bringen. Neue Services, weniger Betrugsfälle und mehr Interaktion können dabei nur helfen.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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