LiveCycle ist ein Münchner Start-up, das sich auf Reparaturen von Fahrrädern jeder Art spezialisiert hat. Was daran so besonders ist und warum Service in der Fahrradbranche ein echtes Geschäftsmodell ist, verrät Mitgründer Bastian Scherbeck im Interview.
Sie heißen Bastian Scherbeck, Andreas Schmidt und Peter Pawlitzek und wollten „schon immer mal etwas gemeinsam machen“. Im heutigen Zeitalter heißt das: ein Start-up gründen. So haben die beiden Fahrradprofis Andi und Pe und der Marketingexperte Basti (wie sie sich selbst nennen) 2016 LiveCycle gestartet. Hierbei geht es um das Thema, das nach Meinung der Gründer in der Fahrradbranche völlig vernachlässigt wird: Service. Wir haben mit Basian Scherbeck über das Angebot von LiveCycle, die E-Bike-Revolution und über das Rad als neues „Auto“ gesprochen.
Mobility Mag: Euren Service gibt es mittlerweile in München und Berlin. Gehen wir mal an einem Beispiel durch, was ihr genau anbietet. Sagen wir mal, ich brauche eine neue Fahrradkette. Wie kann mir LiveCycle helfen?
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Bastian Scherbeck: Das Ganze ist so einfach wie es nur sein kann. Du buchst uns entweder online, also über das Buchungsformular oder per E-Mail oder telefonisch, und vereinbarst in dem Zusammenhang einen Termin mit uns. Wir kommen dann pünktlich, entweder mit unserem zu einer Werkstatt ausgebautem Sprinter oder mit einem unserer Cargobikes zu dir und bringen alles notwendige Werkzeug mit. 95% der Reparaturen können wir dann direkt vor Ort durchführen, in dem Fall deines Kettentauschs wäre das ebenfalls so. In den meisten Fällen ist der auf der Website angezeigte Preis der finale Preis. Beim Kettentausch hast du dir natürlich gleich etwas Spezielles ausgesucht. Da wir nicht wissen können, welche Kette du haben möchtest beziehungsweise brauchst, kommt in dem Fall der Preis für die Kette noch dazu. Was wir dir aber auf der Website bereits verraten.
Wer macht dann die Reparaturen vor Ort?
Die Reparaturen übernehmen bei uns die sogenannten Cycle Artists. Das sind festangestellte Experten – zu überwiegendem Teil in Vollzeit. Das heißt: Wir sind kein Vermittler von Aufträgen, das lässt unser Qualitätsanspruch nicht zu.
Und wer sind eure Kunden?
Insofern wir über Privatkunden reden, sind unsere Kunden genauso vielfältig wie der durchschnittliche Fahrradfahrer. Egal ob dem Berliner Hipster mit Gravelbike oder der Münchener Oma mit uraltem City-Bike: Jedem wird bei uns geholfen.
Wie viele private Kundenanfragen bekommt ihr pro Woche?
Ich kann dir verraten, dass wir ein in jeder Hinsicht wachsendes Unternehmen sind und mit unseren knapp zehn Cycle Artists, fünf in München und fünf in Berlin, sehr gut gebucht sind.
Du hast es kurz angesprochen, ihr habt auch ein B2B-Angebot. So repariert ihr unter anderem Fahrräder für Mitarbeiter von Unternehmen (während diese bei der Arbeit sind). Was gehört noch zum B2B-Paket und könnt ihr ein paar Beispiele von Unternehmen nennen, mit denen ihr zusammenarbeitet und wenn ja, in welcher Form?
Unser B2B Angebot nimmt in der Tat einen immer größeren Teil unserer Arbeit ein und ist sehr vielfältig. Neben dem von dir erwähnten Bike Service Days, kümmern wir uns auch um Service und Wartung diverser Fahrradflotten. Beispielsweise servicen wir fortlaufend die Lastenfahrräder von UPS und Amazon, sind außerdem Servicedienstleister für die Endkunden von fahrrad.de und hollandrad.de, warten die Fahrradflotten diverser Hotelketten und haben einige Werksfahrrad-Flotten wie beispielsweise die von MTU Aero engines unter Vertrag. Und: Wir planen den B2B Arm des Geschäfts im Zuge unseres geplanten Wachstums in 2018 stark auszuweiten – ohne unsere B2C Kunden zu vernachlässigen.
Ihr reitet schon sehr viel auf eurem tollen Service herum: Was ist denn daran so außergewöhnlich?
Es ist eigentlich ganz einfach. Service wurde und wird in der Fahrradbranche überhaupt nicht ernst genommen, gewinnt aber mit steigender Relevanz des Fahrrads als urbanes und nachhaltiges Verkehrsmittel und insbesondere im Zuge der E-Bike-Revolution permanent an Bedeutung. Deswegen nehmen wir den Fahrradservice ernst, passen ihn an die Erwartungen unserer Kunden an und zwingen diese nicht sich an unsere Erwartungen anzupassen.
Schon Mal mitten im Sommer wochenlang dein Fahrrad in der Werkstatt gehabt oder erst gar keinen Termin bekommen? Wenn dein E-Bike dein „neues Auto“ ist und du damit täglich zur Arbeit pendelst, kannst du dir das nicht leisten. Dein Lastenrad ist dein „neues Auto“ und du bringst damit die Kinder in den Kindergarten? Schon hast du das gleiche Problem. Wir helfen dir: schnell, in hoher Qualität, freundlich und zuvorkommend und vor allem, wo auch immer du uns brauchst.
Gibt es auch Überlegungen, selbst ein Fahrrad zu entwickeln oder welche zu verkaufen, oder wollt ihr ein reiner Serviceanbieter bleiben?
Überlegungen haben wir viele. Einige wird man im Zuge unserer Expansion in 2018 auch zu sehen bekommen. Noch kann ich dazu nicht all zu viel verraten. Nur soviel: Das Thema Lastenrad wird uns noch enger begleiten und noch mehr beschäftigen als eh schon.
Bisher kann man eure Dienste nur in Berlin und München (und Umkreis) nutzen – wann kommt der Rest von Deutschland dazu?
Ab März / April nächsten Jahres wirst du uns auch in Hamburg, Stuttgart, Frankfurt Köln und Essen buchen können – was dann in 2019 passiert sehen wir Ende nächsten Jahres.
Vielen Dank für das Gespräch!