Als die Google Pixel Buds angekündigt wurden, lautete die Reaktion ungefähr so: „Die Übersetzungsfunktion der Googles Pixel Buds wird die Welt verändern!“. Aber die erste Sache, die mir direkt durch den Kopf ging, war: „Wie schneiden die Pixel Buds gegen andere Lösungen ab, die bereits auf dem Markt sind?“.
Meine Muttersprache ist Englisch und ich habe nicht unbedingt ein Händchen für Fremdsprachen. Außerdem lebe ich in Taiwan, einem Land in dem Chinesisch gesprochen wird, und ich leite eine deutschsprachige Webseite. Es gibt wohl kaum jemanden, der ein Übersetzungstool im echten Leben mehr benötigt als ich.
Bevor ich näher auf die Alternativen eingehe, möchte ich kurz einen Blick auf die Pixel Buds selbst werfen. Wenn ihr bereits alles zu diesem Thema wisst, könnt ihr den folgenden Abschnitt auch einfach überspringen und mit „Travis“ anfangen.
Update 30.10.2017: Auf der Global Sourcing Fair in Hong Kong haben wir die Le Trans entdeckt und den Artikel entsprechend ergänzt.
[toc]Google Pixel Buds
Die Pixel Buds sind keine kabellosen Kopfhörer, sondern „Neckbuds“ – die beiden Ohrhörer sind über eine Schlaufe miteinander verbunden, die um den Nacken gelegt wird.
Um eine Übersetzung zu starten, müsst ihr mit eurem Finger auf den Kopfhörer drücken und den Befehl „Hilf mir, Französisch zu sprechen“ sagen. Anschließend könnt ihr den Satz einsprechen, der übersetzt werden soll. Wenn ihr den Finger vom Knopf nehmt, liest die Google Übersetzer App die Übersetzung vor und zeigt sie auf dem Bildschirm eures Smartphones an. Dann kann die Person, mit der ihr euch gerade unterhaltet, auf eurem Smartphone einen Button drücken und die Antwort einsprechen, deren Übersetzung anschließend über die Pixel Buds vorgelesen wird.
Es kommt mir zwar etwas komisch vor, dass nicht einfach alles über das Smartphone geregelt wird und sich die Gesprächsteilnehmer nicht abwechselnd das Handy in die Hand drücken, aber dass nur ein Teil der Übersetzungen über den Lautsprecher des Smartphones wiedergegeben wird halte ich für ein nettes Konzept. Hört man sich die aktuelle Version der Google Übersetzer App an, klingt die Stimme, mit der die Übersetzungen vorgelesen werden, außerdem sehr natürlich. Die Übersetzungen finden zwar nicht in Echtzeit statt, sind aber trotzdem sehr schnell.
Die Pixel Buds funktionieren nicht ohne Internetverbindung und sind momentan nur in der Lage, Japanisch zu übersetzen, letztendlich sollen sie aber Übersetzungen zwischen 40 verschiedenen Sprachen anbieten können.
Laut Google beträgt die Akkulaufzeit der Pixel Buds fünf Stunden, das Aufbewahrungscase kann die Kopfhörer insgesamt viermal aufladen.
Travis
Travis wurde im April durch eine Indiegogo-Kampagne finanziert, die insgesamt 1,13 Millionen Dollar zusammenbrachte. Travis kann zwischen 80 verschiedenen Sprachen übersetzen, von denen 20 Stück auch ohne Internetverbindung funktionieren. Travis ist kein Headset wie die Pixel Buds, sondern ein MiFi-ähnlicher Pod mit eingebautem Lautsprecher und einem Kopfhöreranschluss, über den ihr eure eigenen Kopfhörer/Lautsprecher anschließen könnt.
Eine Akkuladung reicht für bis zu 12 Stunden und Travis nutzt eine KI, um intelligenter zu werden und euren Dialekt oder Akzent besser zu verstehen, damit das Gerät akkuratere und kontextbezogene Übersetzungen liefern kann. Im Video oben könnt ihr sehen wie ihr Travis einfach zwischen euch und eurem Gesprächspartner platzieren, und mit eurer Konversation fortfahren könnt. Ihr müsst zwar immer wieder kurz warten, bis die Übersetzungen vorgelesen wurden, aber Travis arbeitet sehr schnell und klingt dabei sehr natürlich.
Travis stellt zwar keine vollständige Liste mit allen verwendeten Übersetzungstools zur Verfügung, aber der Hersteller behauptet, dass jede Sprache ein anderes Tool verwendet. Das macht Travis umso interessanter, denn die Pixel Buds verwenden nach unserer Kenntnis nur den Google Übersetzer.
Über die Indiegogo-Kampagne könnt ihr Travis für $169 (exklusive Versandkosten) kaufen. Zum Verkaufsstart soll der Preis jedoch auf $229 angehoben werden. Travis soll noch diesen Winter auf den Markt kommen, die ersten Geräte werden aber bereits Ende November an alle Indiegogo-Backer verschickt werden.
Die komplette Liste aller 80 Sprachen könnt ihr euch auf der Travis-Webseite ansehen.
Pilot
Pilot passt bequem in euer Ohr und bietet Live-Übersetzungen in 15 verschiedenen Sprachen an – außerdem könnt ihr Musik streamen, Anrufe tätigen, Benachrichtigungen empfangen oder das Gerät als persönlichen Assistenten für euer Smartphone verwenden. Ihr könnt den Kopfhörer mit der Person teilen, mit der ihr euch gerade unterhaltet, damit ihr beide das Übersetzungstool nutzen könnt. Weil ich meine Ohrhörer nicht gerne mit fremden Leuten teile, bin ich froh, dass sich die Übersetzungen auch über die Pilot-App abspielen lassen.
Im Moment lässt sich Pilot nicht ohne Internetverbindung verwenden, aber laut Hersteller soll dieses Feature zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden. Für Übersetzungen müsst ihr außerdem die zugehörige App verwenden. Diese könnt ihr aber ab November kostenlos herunterladen und ausprobieren.
Wer will, kann sich die Pilot-Kopfhörer für $249 (Preis zum Verkaufsstart: $299) vorbestellen. Kostenlos dabei sind Übersetzungen in Latein/romanische Sprachen (Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch und auch Englisch). Wenn ihr zusätzliche Sprachen wie Arabisch, Mandarin, Deutsch, Griechisch, Hindi, Japanisch, Koreanisch, Polnisch, Russisch, Türkisch, etc. hinzufügen wollt, müsst ihr extra zahlen.
ili – Das Übersetzer-Wearable
Ihr könnt Ili entweder um den Hals tragen, oder einfach in der Hand halten und damit auf die anderen Gesprächsteilnehmer zeigen. Ili ist so groß und dick wie euer Smartphone, aber dafür wesentlich schmaler. Die Übersetzungen werden zwar nicht sofort wiedergegeben, dafür beträgt die Verzögerung nur 0,2 Sekunden.
Ili ist kein Universalübersetzer – das Gerät ist nämlich nur für den Urlaub gedacht. Übersetzungen finden also nur in diesem Kontext statt. Aufgrund der geringen Größe und weil es sich komplett offline verwenden lässt, ist es gewissermaßen ein Wörterbuch mit eingebautem Übersetzungstool.
Zum Themenbereich „Urlaub und Reisen“ gehören jedoch eine ganze Menge Dinge, denn laut Hersteller kann euch Ili „in Sachen Essen, Shopping, öffentlichem Nahverkehr und vielem mehr“ weiterhelfen. Wenn man den Videos auf dem YouTube-Channel glaubt, gibt es zahlreiche Szenarios, in denen euch Ili behilflich sein kann.
Das größte Problem ist jedoch, dass Ili nur in eine Richtung funktioniert. Das Gerät kann nur in eine Sprache übersetzen, aber nicht wieder zurück. Ein echtes Gespräch könnt ihr also vergessen. Laut Hersteller soll Ili nur dafür sorgen, dass euch andere verstehen. Für Übersetzungen in beide Richtungen, müsst ihr wohl auf eine zweite Generation des Geräts warten.
Ili unterstützt Übersetzungen vom Englischen in drei verschiedene Sprachen. Diese sind Spanisch, Mandarin und Japanisch. Übersetzungen aus dem Chinesischen sind nur in zwei Sprachen möglich.
Bragi Dash Pro
Die Bragi Dash Pro sind bereits auf dem Markt und wir haben sie auch schon getestet. Wir können aber leider nicht behaupten, dass wir von diesem Produkt überzeugt sind. Wir hoffen aber, dass die Probleme in zukünftigen Updates behoben werden.
Um zu verstehen, was euer Gesprächspartner sagt, müsst ihr euch einfach nur die Kopfhörer in die Ohren stecken und ihr erhaltet sofort Übersetzungen in bis zu 40 verschiedene Sprachen.
Das Problem ist aber, dass es keinen guten Grund gibt, die Dash Pro für Übersetzungen zu nutzen, wenn nicht beide Personen diese Kopfhörer verwenden. Im Gegensatz zu den anderen Produkten, könnt ihr hier nicht einfach einen Ohrhörer an die andere Person weitergeben, damit auch sie von dem Übersetzungstool profitieren kann. Wenn euer Gesprächspartner kein eigenes Paar Kopfhörer besitzt, müsst ihr ihm also euer Smartphone entgegen halten, damit er eure gesprochenen Sätze in seiner Sprache vorgelesen bekommt. In solch einer Situation ist es leichter, wenn beide Personen einfach nur ein einzelnes Smartphone für die Übersetzungen verwenden.
Die Kopfhörer sind Zubehör für eine App namens iTranslate, die bereits 5 Millionen aktive Nutzer hat und eine der am besten bewerteten Übersetzungs-Apps im Apple Store und auf Google Play ist.
Im Moment halten wir Travis für das interessanteste Live-Übersetzungstool. Wir befinden uns momentan im Gespräch mit dem Hersteller und hoffen, dass wir bald einen kompletten Testbericht zu dem Gerät veröffentlichen können.
Le Trans
Während des StartUp LaunchPads auf der Global Sourcing Fair in Hong Kong, einer Konferenz für Startup-Unternehmen, die auf der Suche nach Zwischenhändlern für ihre Produkte sind, haben wir einen neuen Übersetzer entdeckt. Die Veranstaltung findet zweimal im Jahr statt und wir besuchen sie mittlerweile regelmäßig, um einen Blick auf die neusten Techniktrends aus China zu werfen.
Le Trans hat ungefähr die Größe (und den Formfaktor) eines Stücks Handseife und beherrscht insgesamt 29 verschiedene Sprachen! Das Gerät verwendet größtenteils den Google Übersetzer, nutzt aber zusätzlich noch einige andere Übersetzungsdienste. Die Sprachen müssen über eine App ausgewählt werden, die leider nicht ohne Internetverbindung funktioniert. Fürs Reisen ist das Le Trans daher nicht unbedingt die beste Lösung.
Die Kickstarter-Kampagne für das Le Trans startet im Dezember, die ersten Geräte sollen 2018 ausgeliefert werden. Zwar durften wir das Gerät bereits in den Händen halten, aber leider funktionierte das Vorführgerät nicht. Ich halte mich deshalb mit einer Bewertung zurück, bis wir ein funktionierendes Testgerät und Informationen zum Verkaufspreis haben.