Am 24. September ist Bundestagswahl. Neben Themen wie Wirtschaft, Familie oder Außenpolitik geht es erstmals auch um eSports. Viele Parteien haben „Competitive Gaming“ im Wahlprogramm berücksichtigt. Reines Buzzword-Bingo oder meinen sie es ernst?
Vorweg: Die Bundestagswahl 2017 wird sicher nicht mit dem Thema eSports entschieden. Das ist auch gut so. Dennoch ist es spannend zu prüfen, welche Rolle es auf politischer Ebene einnimmt.
Die Entscheidung für oder gegen die offizielle Anerkennung von eSports liegt bei den Sportverbänden. Dennoch kann die Politik zumindest Diskussionen anstoßen. Die offizielle Anerkennung für eSports bei den Asienspielen 2022 steht auch im Kontext mit dem politischen Engagement, z.B. in China.
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Interessant: Die „Digital-Partei“ FDP berücksichtigt das Thema nicht im Programm. Schade, denn die FDP-Fraktion Hamburg setzt sich für die Anerkennung des eSports auf Bundesebene ein.
Wie halten es die anderen Parteien?
CDU setzt auf bessere Rahmenbedingungen
In einem Satz im Unterpunkt Medien heißt es: „Die Entwicklung des eSport begleiten wir positiv und sorgen für geeignete Rahmenbedingungen.“ Die Partei wird diesbezüglich leider nicht konkret. Denn wie sie diese „geeigneten Rahmenbedingungen“ schaffen möchte, hat die Partei noch nicht spezifiziert. Immerhin: Die restlichen Parteien halten sich noch deutlich stärker zurück.
SPD: eSports als „Sport“
Als einzige Partei hat die SPD eSports im Unterpunkt Sport aufgeführt. Ein Statement pro eSports? Nein. Denn die Sozialdemokraten geben sich noch weniger konkret als ihr aktueller Koalitionspartner. Im Programm heißt es: „Wir erkennen die wachsende Bedeutung der eSport-Landschaft in Deutschland an. Wir werden prüfen, ob und wie wir die Rahmenbedingungen für den eSport verbessern können.“
Es bleibt also die Frage nach dem „Ob“. Im Rahmen der Bundestagswahl möchte sich die SPD also noch nicht für eSports-Aktivitäten aussprechen. Dabei sprach sich Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil im Gastbeitrag für die ZEIT dafür aus, dem Thema eSports „die nötige Akzeptanz“ zu verschaffen.
Immerhin lud die SPD im April 2017 zu einer Diskussionsveranstaltung über den elektronischen Wettbewerb ein. Dort diskutierten Vertreter der ESL, des FC Schalke 04 und des DOSBs über Potenzial auf dem deutschen Markt.
Die Grünen „prüfen“
Ähnlich zurückhaltend zeigen sich die Grünen in ihrem Programm für die Bundestagswahl. Der Unterpunkt „Freie Medien“ besagt: „Wir wollen die Computerspielekultur in ihrer Vielfalt und als eSport weiter stärken und prüfen, inwiefern sie als Sportart anerkannt werden kann.“
Die Linke setzt auf Computer- und Videospiele als „Kulturgut“
Die Begriffe „eSport“, „eSports“ oder „E-Sport“ haben es nicht in die Programme geschafft. Die Linke fordert, dass das „Kulturgut Computer- und Videospiel finanziell gestärkt werden“. Desweiteren: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Projekte sozialverträglich kalkuliert werden und Tarif- und Mindestlöhne gezahlt werden.“
Ob Die Linke dabei auch an „Competitive Gaming“ denkt, ist unklar. Falls ja: Das Thema Gehalt könnte für eSports-Teams und -Spieler möglicherweise ein interessantes sein.
Piraten als eSports-Vorreiter ohne Chance
Die Partei, die womöglich die höchste eSports-Kompetenz vorweisen kann, hat vergleichsweise geringe Chancen bei der Bundestagswahl. Ein Blick auf die Aktivitäten der Piraten lohnt sich trotzdem.
2016 stellte die Partei einen Antrag auf die Anerkennung des eSport als richtigen Sport, setzte sich damit aber nicht durch. Die Piraten widmen dem Wettbewerb einen eigenen Unterpunkt in ihrem Wahlprogramm: „Wir Piraten setzen uns ein für eine Anerkennung von eSport als Sportart auf nationaler Ebene.“
Zusätzlich wolle die Partei „eSport-Organisationen mit klassischen Vereinen gleichsetzen und in Schulen über Gefahren, Strukturen und Chancen aufklären“. Auch die ehrenamtliche Arbeit von Trainern soll stärker gefördert und ein Kompetenzzentrum geschaffen werden. Dies soll als zentrale Anlaufstelle für alle Angelegenheiten und Beteiligten rund um eSports dienen.
Diese Ansätze sind definitiv interessant. Denn eSports-Verantwortliche werden sich früher oder später auch denen Themen Breitensport sowie Nachwuchsförderung annehmen müssen. Aktuell machen Teams, Ligen und Event-Organisatoren noch „ihr eigenes Ding“. Mit zunehmendem Wachstum muss die Frage nach einer geeigneten Verankerung in der Gesellschaft beantwortet werden. Die Parteien können dafür zumindest Anstöße geben.
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