Plakatwerbung ist ein schwieriges Medium für Unternehmen. Sie ist teuer und hat eine begrenzte Reichweite. Genau das will das Berliner Start-up OmniMundus ändern. Das Unternehmen hat eine Methode entwickelt, um analoge Plakatwerbung digital nutzbar zu machen.
Kennt ihr eigentlich noch Plakatwerbung? Das sind diese großen, bunten Straßenschilder, die euch zum nächsten Fast-Food-Restaurant lotsen oder euch in winziger Schrift sagen, dass Plakatwerbung doch wirkt.
Zugegeben, in Zeiten von smarter Online-Werbung oder sehr gezielter Kundenansprache per App wirkt das gute alte Werbeposter an der Litfaßsäule wie ein Marketing-Dinosaurier.
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Plakatwerbung 2.0
Denn analoge Werbung ist für Unternehmen nicht nur teuer, sondern auch eine große Unbekannte. Niemand weiß, wer die Plakate sieht und ob sie überhaupt jemand anschaut. Noch weniger kann man abschätzen, wie sie auf die Passanten wirken.
In einer Zeit, in der personalisierte Werbung die Königsdisziplin im Marketing ist und Unternehmen viel Geld für Kundendaten ausgeben, ist das ein Problem. Ein Problem, das der Basler Gründer David Pain jetzt lösen möchte. Für Pain ist dies nicht die erste Unternehmensgründung. Gemeinsam mit Patric Glanzmann hatte er bereits 2009 die iPhone-Klinik „iReparatur“ ins Leben gerufen. Nun möchte Pain sich neben der Hardware auch im Bereich „Marketing“ einen Namen machen.
Mit Start-up OmniMundus, das in Berlin seinen Sitz hat, möchte er Außenwerbung aus der Steinzeit in die digitale Neuzeit holen – und endlich messbar machen.
„Es gab schon viele vor uns, die das versucht haben, doch wir sind bisher das erste Unternehmen, das mit seinem Konzept eine wahre Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden über Plakatwerbung herstellen konnte“, sagt OmniMundus im Gespräch mit BASIC thinking.
Werbung statt Warten
Seit Juli 2016 feilt David Pain an seiner Idee, jetzt will er endlich durchstarten. Dazu hat das Unternehmen begonnen, eine hauseigenen Monitore überall in Berlin zu verteilen.
„Die Monitore werden überall dort angebracht, wo Menschen länger als zwei Minuten warten müssen“, erklärt eine OmniMundus-Sprecherin im Interview. Denkbar sind demnach Werbemonitore im Wartezimmer beim Arzt, in der Supermarktschlange, am Kiosk oder im Taxi.
Darauf soll den Wartenden einerseits Content angezeigt, der für sie interessant sein könnte, wie etwa Nachrichten oder ein Artikel über aktuelle Beauty-Trends. Andererseits können Unternehmen auch Werbung zwischen diese Inhalte schalten.
Ein Werbespot von zehn Sekunden kostet aktuell 1 Cent. Das ist natürlich wesentlich günstiger als ein Plakat, kann dabei aber potentiell von genau so vielen Menschen gesehen werden.
Inhalte lesen heißt Daten weitergeben
Das ist nur der erste Schritt. Besonders interessant ist das Konzept, mit dem OmniMundus über diese Monitorwerbung Nutzerdaten für seine Werbekunden sammeln möchte. Denn wer als Nutzer an den Monitorinhalten interessiert ist, es aber nicht schafft, einen Artikel in der Haltestelle zu Ende zu lesen, kann diesen per Smartphone „mit nach Hause nehmen“. Die Inhalte sind dabei für die Leser gratis.
Das Aufspielen der Inhalte aufs Handy funktioniert, indem User ihre Smartphones vor die Monitore halten. „Nutzer müssen keine separate App installieren, um die Artikel von den OmniMundus-Monitoren auf ihren Handys lesen zu können“, erklärt die OmniMundus gegenüber BASIC thinking.
Die Technologie der Monitore nutzt bereits bestehende Applikationen oder Funktionen im Smartphone wie etwa Bluetooth, um Inhalte auf die Handys zu spielen. Nutzer finden die Anweisungen dazu auf den jeweiligen Monitoren. Sobald ein Nutzer sich für einen Inhalt auf den Monitoren interessiert und sein Smartphone nutzt, um diesen später zu lesen, speichert OmniMundus dies.
Das Unternehmen speichert dabei, dass ein Nutzer einen bestimmten Inhalt zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort interessant fand und sich auf sein Handy geladen hat.
OmniMundus: Weiterleitung zum Shop
Wer wiederum über OmniMundus Werbeinhalte schaltet, bekommt so am Ende des Monats vom Start-up eine detaillierte Datenanalyse. Welcher Content wurde von wie vielen Nutzern zu welcher Zeit und an welchem Ort gelesen.
Das Unternehmen versichert dabei, dass die Nutzer dem Zugriff auf diese Daten vorher zustimmen und keine Informationen ohne Nutzerwissen abgegriffen werden. Demnach werden darüber hinaus auch keine weiteren Daten wie etwa Alter oder Geschlecht von den Nutzern in irgendeiner Form erhoben.
Zu den Werbekunden gehören unter anderem auch E-Commerce-Unternehmen. Ihre Werbung wiederum leitet interessierte Nutzer direkt zum Warenkorb weiter, sodass die Monitorwerbung von OmniMundus theoretisch auch zu mehr Umsatz bei den Unternehmen führen kann.
„Alle können profitieren“
Für die Werbekunden von OmniMundus bedeutet das drei Dinge:
- Sie haben einen neuen Kanal, um Kunden direkt mit ihren Produkten anzusprechen
- Sie können testen, welche Werbeinhalte gut ankommen
- Ssie können gleichzeitig mehr über die Kunden herausfinden.
So kann die Reichweite der digitalen Plakatwerbung messbar gemacht werden. Nach Angaben des Unternehmens ist diese Datenauswertung für die Kunden von OmniMundus gratis. Das Start-up finanziert sich aktuell vollständig über Kleininvestoren sowie über die Einnahmen der geschalteten Werbespots. „Wie glauben, dass so alle von unserer Technologie profitieren können“, erklärt OmniMundus gegenüber BASIC thinking.
OmniMundus bietet dazu etwa Publishern und Medienhäusern einen neuen Kanal, um Nutzer mit ihren Inhalten zu erreichen. Unternehmen können über die Plattform außerdem auf die Nutzer abgestimmte Werbung schalten – und so ebenfalls neue Kunden erreichen.
OmniMundus startet in Berlin
Darüber hinaus haucht OmniMundus mit seiner digitalen Auswertung einem verloren geglaubten Werbemedium, der Plakatwerbung, neues Leben ein. Nutzer wiederum können sich die lästige Wartezeit vertreiben, indem sie Inhalte lesen, die sie interessieren.
Ob das in der Praxis auch so gut läuft wie in der Theorie, wird gerade getestet. OmniMundus stellt dafür seine Monitore gratis zur Verfügung und zahlt sogar einen jährlichen Beitrag an diejenigen, die ihre Monitore bei sich im Geschäft oder im Wartezimmer installieren.
Berlin ist dabei nur der erste Schritt. Danach möchte das Unternehmen seine Plattform nicht nur in ganz Deutschland ausrollen, sondern auch weit darüber hinaus.