American Football wird immer intelligenter. Das Tempo, mit dem die NFL, ihre Teams und Spieler die Technik einsetzen, wird beschleunigt. Das fällt auch im Hinblick auf die NFL-Saison 2017/18 auf.
„Im Moment erleben wir diese Explosion digitaler Gesundheitsanwendungen“, so Russell Okung von den San Diego Chargers. „Und diese bieten einen wichtigen Mehrwert, vor allem für professionelle Athleten.“ Wenn er sich nicht an der Offensive Line befindet, sitzt Okung im Athlete Advisory Board des One Team Collective, dem Technologie-Accelerator der NFLPA. Die NFL gründete 2013 mit 32 Equity auch einen eigenen Venture Capital Fund. Teams wie die San Francisco 49ers investieren regelmäßig in Technologiefirmen.
Einige NFL-Innovationen waren öffentlich, viele wurden eher hinter den Kulissen vorangetrieben. Teams und Spieler sind mit der Weitergabe neuer Erkenntnisse vorsichtig. „Wenn du öffentlich gehst, dann wird jeder folgen und der Vorteil verschwindet“, so Professor Luke Bornn. Bornn ist derzeit VP Strategy für das NBA-Team der Sacramento Kings.
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In Anlehnung an die Ausführungen von MMBQ haben wir sieben wesentliche Innovationsthemen aufgeführt, mit denen sich die Teams in der NFL-Saison 2017/18 beschäftigen werden.
1. Bewegungen
Zebra Technologies trackt die Bewegungen der NFL-Spieler während ihrer Einsätze seit 2014. Zebra nutzt dafür zwei kleine RFID Tags in den Schulterpolstern jedes Spielers. Rund um das Stadium sind Empfänger installiert, welche die Position der Tags triangulieren.
Hieraus entstehen die sogenannten „Next Gen Stats“ der NFL. Sie basieren auf Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung. Die Nutzbarkeit der Zebra-Erkenntnisse war bislang aufgrund von NFL-Restriktionen eingeschränkt. Teams können auf ihre eigenen Daten, nicht aber auf die anderer Teams zugreifen.
Viele NFL-Teams nutzen das Zebra-System nicht in der Ausrichtung, sondern setzen auf andere Geräte. Catapult basiert auf GPS und Beschleunigungsmesser, um Ort und Bewegung zu bestimmen. Mehr als ein Dutzend Teams verwenden zum Start der NFL-Saison 2017/18 Catapult. STATSports basiert auf dem gleichen Prinzip und arbeitet mit fünf Teams zusammen.
2. Biomechanik
Die Ermittlung der Gesamtbewegung des Schwerpunkts eines Spielers hilft dabei, die Arbeitsbelastung seines Körpers zu bewerten. Um aber die Belastungen von Gliedmaßen und Gelenken besser zu verstehen – Spannungen und Ungleichgewichte, die zu Verletzungen führen können – ist es erforderlich, die Bewegung eines Individuums zu messen. Es gibt mehrere Firmen, die Beschleunigungsmesser verwenden, welche an verschiedenen Stellen auf dem Körper eines Athleten platziert werden, um Biomechanik zu messen. Die meisten dieser Firmen arbeiten nicht explizit im Football. Motus Global hat eine Ärmel-Gerät namens MotusQB entwickelt, um die Arbeitsbelastung eines Quarterback-Wurfarms zu berechnen. Torqlabs verwendet vier Geräte, die sich auf den Ober- und Unterschenkeln eines Läufers befinden, um die Gangart zu messen. Lumo Run verwendet ein einzelnes Gerät, das an der Unterseite der Wirbelsäule platziert ist, um das gleiche zu tun, indem es die Hüftbewegung analysiert.
3. Kraft
Die tatsächliche Kraft, die ein Spieler ausüben kann – etwa ein Offensive Lineman, der sich gegen einen Verteidiger auf der Scrimmage Line drückt, oder ein Receiver, der sich vom Rasen abdrückt, um in die Luft zu springen – hängt sowohl von der Biomechanik als auch von der rohen Stärke ab. Um diese Stärke zu erhöhen, verbringen Spieler viele Stunden im Kraftraum. Aber auch die Technologie bietet Fortschritte an. Ein System von Sparta Science kann die Kraft messen, die ein Spieler auf eine Messplatte im Boden anwendet, während er springt. Dieses System wird von mehreren NFL-Teams genutzt. Ein Wearable von PUSH verwendet Beschleunigungsmesser, um die Geschwindigkeit der Wiederholungen zu verfolgen, und wurde verwendet, um die Fähigkeit der NFL-Spieler zu bewerten, einen Schlitten im Training zu schieben. Die Kleidung von Athos kann die Aktivität einzelner Muskeln messen, indem sie die elektrische Aktivität auf der Haut aufzeichnet.
4. Regeneration
Einer der größten Verletzungsrisikofaktoren im Sport ist Müdigkeit. Anstatt innerhalb der Saison Leistungswerte zu steigern, konzentrieren sich die Teams generell darauf auf eine bestmögliche Regeneration der Spieler. Im April unterzeichnete die NFLPA einen Vertrag mit WHOOP. WHOOP fokussiert sich auf Wearable-Technologien. Das Unternehmen hat ein Armband entworfen, um sowohl die Trainingsbelastung zu überwachen als auch den Erholungseffekt eines Spielers, nachdem er sich ausgeruht oder geschlafen hat.
Diese Vereinbarung gilt für die NFLPA und nicht die NFL ist, der Datenzugang ist für die Teams also nicht einfach. Allerdings gibt es andere Systeme, um die Erholung zu bewerten. PUSH betreibt eine Plattform in der NFL, die physiologische Tests mit Fragen darüber, wie ein Athlet sich fühlt bzw. bereit ist, zu trainieren oder zu spielen, kombiniert. Die „Record Equipped“-Laufschuhe von Under Armour beinhalten Sensoren, die das Müdigkeitslevel basierend auf der Performance von Sprung-Tests ermitteln.
5. Blut
Die einfachsten Geräte und Methoden verfolgen im Allgemeinen externe Metriken (wie Bewegung, Kraft, Hauttemperatur, elektrische Leitfähigkeit) oder die einfachste interne Biometrie (wie Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität). Die nützlichsten Werte aber können eher invasive Tests ermitteln. Mehrere NFL-Teams arbeiten mit Quest Diagnostics. Deren Entwurf für Wellness-Programme beinhaltet Laborarbeit, um die Vielzahl von Chemikalien und Proteinen im Blut der Spieler zu messen. InsideTracker bietet personalisierte Ernährungs- und Lifestyle-Empfehlungen für Athleten und Konsumenten an, die auf ähnlichen Blutuntersuchungen basieren. Ausdauersportler haben testen sogar kontinuierlich den Einsatz von Glukose-Monitoring-Geräten. Ein solches Gerät bietet u.a. Dexcom. Dexcom hat ein Gerät für Diabetes-Patienten entwickelt. Dafür wird auch eine Nadel in die Haut eingestochen, um zu sehen, wie der Körper auf verschiedene Ernährungsstrategien reagiert.
6. Gehirn
Was im eigenen Kopf vor sich geht, ist vermutlich die persönlichste Information, die ein Spieler zu bieten hat. Mit Blick auf das Thema Gehirnerschütterungen sind sie auch die umstrittensten Daten. Mehrere Teams nutzen bereits das virtuelle Reality-System von STRATCH, mit denen sich Spieler im Nachhinein durch das Spiel navigieren können. Headsets, wie z.B. von Smith, messen die Gehirnwellen der Spieler. Mit diesem Ansatz lernen die Spieler Konzentrations- und Entspannungstechniken. Die Verbesserung des Fokus, der Reaktionsgeschwindigkeit und der Entscheidungsfähigkeit mögen dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Indem Teams diese Werte über einen längeren Zeitraum messen, könnten sie zudem Beeinträchtigungen des Gehirns basierend auf eingesteckten Schlägen ermitteln. Zwischen Start und Ende der NFL-Saison 2017/18 passieren garantiert viele interessante Entwicklungen. Grundsätzlich bleibt zu hoffen, dass der neue Hightech-Helm VICIS ZERO1 möglichst viele Verletzungen verhindert.
7. Datenmanagement
Die oben genannten Geräte und Technologien können eine riesige Menge an Daten erzeugen. Die Interpretation und operative Weiterverwertung dieser Daten ist wahrscheinlich das größte Hindernis, das eine größere Technologie-Akteptanz innerhalb der NFL zurückhält. Wenige Trainer und Athleten besitzen werder Analyse- und Wissenschaftskompetenz, noch die Zeit, um das nachzuholen. Eine Reihe von Unternehmen tritt an, um diese Lücke zu füllen, so auch Branchenführer Kinduct. Im Mai hat sich Zebra mit Kinduct zusammengeschlossen, um Daten für seine NFL- und College-Football-Kunden zu verwalten.
Wie sehr werden die Innovationen die NFL-Saison 2017/18 prägen?
Für die oben genannten Innovationen besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Im Laufe der NFL-Saison 2017/18 werden hoffentlich zahlreiche Themen dazu kommen. Dies ist lediglich ein Ausgangspunkt.
„Jedes Team tut irgendetwa wirklich gut, auch die schlechten“, erklärt Steve Gera gegenüber Sports Illustrated. Gera war Analyst bei den San Diego Chargers und Leiter der Innovation bei den Cleveland Browns. Nun ist er Creative Officer bei der Gains Group, einer Agentur, die Athleten und Trainer mit Technologie-Unternehmen vernetzt.
Im Laufe der Saison kristallisiert sich heraus, welche Technik die Gewinner und welche die Verlierer nutzen. Oder wird das Thema doch nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird? Die NFL-Saison 2017/18 wird es zeigen!