In seinen Artikeln beleuchtet Rechtsanwalt Carsten Lexa die gängisten Fehler bei Unternehmensgründungen. Diesmal: Der erste Fehler bei der Gründung eines Unternehmens – mangelnde Vorbereitung.
Sucht man im Internet unter dem Begriff „Unternehmensgründung“, so gewinnt man manchmal den Eindruck, dass die Gründung eines Unternehmens eine der leichtesten Sachen der Welt ist.
Eine schnelle Idee, eine Website dazu, ein bisschen Marketing auf Facebook und vielleicht noch ein Video, gefilmt mit einem Handy, in dem mal selbst ein paar nette Statements zum Produkt und zum eigenen Unternehmen abgibt, natürlich alles „urban“, „nachhaltig“ und „wertig“ – schon kann man als Unternehmer durchstarten.
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Tja, wenn es nur so einfach wäre…. Die Realität sieht nämlich nicht so rosig aus: 80 Prozent aller neuen Unternehmen scheitern innerhalb von 3 Jahren. Warum denken dann so viele, ein Unternehmen könnte man mal schnell „nebenbei“ gründen?
In meiner Kanzlei sehe ich immer wieder, dass oftmals schon die Vorbereitung der Unternehmensgründung nicht optimal verläuft (Achtung: natürlich kennen wir auch sehr viele Gründungen, die sehr gut abliefen. Über die wollen wir hier aber nicht sprechen, denn anhand von denen kann man nicht so viel lernen). Wir haben dazu mehrere Kategorien festgestellt, in denen Defizite bestehen.
1. Defizite in der Person der/ des Gründer(s)
Klingt hart, weiß ich. Aber manchmal kommen uns Zweifel, ob der oder die Gründer es wohl hinbekommen werden. So passen manchmal die Gründerteams nicht – zu einseitig besetzt (nur Techniker oder nur Vertriebler) oder es kommt schon in den Beratungsgesprächen zu Streit oder es fehlt an Verständnis für die Vorteile des eigenen Produkts, wo es verkauft werden soll oder wer ein guter Kunde wäre.
Wenn ich in einer Besprechung mit den Gründern zwar viel höre von der geplanten Marketingkampagne auf Facebook, weil es da „ein neues Feature“ gibt, mir aber niemand in wenigen Sätzen erklären kann, was das Unternehmen eigentlich herstellt, dann bekomme ich Zweifel, ob das neue Unternehmen lange überleben wird.
Und dann gibt es noch die Diskussionen mit Gründern, bei denen ich zu hören kriege, dass man das Unternehmen gründet, um sein „eigener Chef“ zu sein oder „weil mein Chef doof ist“.
Das ist alles in Ordnung. Aber unserer Meinung nach gründet man ein Unternehmen, weil man etwas anzubieten hat, für das ein Bedarf besteht und man selbst will sein Angebot nach außen tragen, um Geld zu verdienen (mit dem man dann vielleicht einen weiteren Zweck verfolgt).
Nur weil man nicht mehr für jemand anderes arbeiten will bedeutet nicht, dass man zum Unternehmer geeignet ist.
Defizite beseitigen: Die richtige Einstellung
Was kann man also machen, um die Defizite zu beseitigen bzw. um zu klären, ob man selbst überhaupt zum Unternehmer taugt?
Eine Gründung erfordert bestimmte Einstellungen, insbesondere wenn mehrere Gründer vorhanden sind. Die Gründer sollten sich grundsätzliche Gedanken machen über Teambuilding, über den Verkauf – sei es von einem Produkt oder einer Dienstleistung – und insbesondere von dem, was ein Unternehmen wirklich ausmacht und warum es sich um ein Unternehmen handelt.
Eine Vision ist gut und schön, aber am Ende muss Geld eingenommen werden. Sind die beteiligten Personen dazu bereit? Und dann sollte man kritisch fragen, warum man Unternehmer werden will. Hat man Spaß an eigenständigem Arbeiten? Freut man sich daran, anderen ein Produkt zu verkaufen Will man – oh je – Geld verdienen?
2. Fehlende allgemeine Kenntnisse
Ich beobachte sodann in einigen Fällen, dass es Gründern an erforderlichen Kenntnissen fehlt. Das ist grundsätzlich nicht schlimm, wenn die Einsicht besteht, dass diese Kenntnisse erforderlich sind und deren Fehlen durch den Einsatz externer Kräfte oder durch Schulungen ausgeglichen werden können. Problematisch wird es jedoch, wenn diese Einsicht nicht besteht.
Welche Kenntnisse fehlen nun? Bestimmte Qualifikationen, insbesondere im kaufmännischen Bereich, wären hier als erstes zu nennen. Dann fehlen vielfach branchen-, markt- und wettbewerbsspezifische Sachkenntnisse und in der Folge gibt es kein schlüssiges Marketingkonzept.
Ich gehe dann gerne her und frage beispielsweise mal nach denjenigen Orten, an denen Kunden das Produkt erwerben können – und wer überhaupt die Kunden sind und wie sie von dem Produkt erfahren. Höre ich dann Allgemeinplätze wie „der Einzelhandel“, „jeder ist unser Kunde“ oder „wir machen YouTube-Videos“, dann sehe ich Probleme am Horizont auftauchen.
Grundkenntnisse sind Pflicht!
Was ich auch oft beobachte, ist das Fehlen einfacher steuerlicher Kenntnisse. Was ist eigentlich die Umsatzsteuer, warum ist diese relevant, wann muss man überhaupt Steuern zahlen und wie hoch ist der Steuersatz – das alles ist kein Hexenwerk und Grundkenntnisse helfen auch später dabei, den Steuerberater zu verstehen. Aber diese Themen zu ignorieren ist im Grunde der Schrei nach einem Scheitern mit Ansage.
In dem Zusammenhang – weil es gerade um Zahlen und Geld geht – gibt es auch noch das allgemeine Themenfeld „Geldfluss“. Einnahmen, Ausgaben, Kosten, Erträge, netto, brutto, fiktiver Unternehmerlohn – alles notwendige Begriffe und bestimmt nichts, das man ignorieren sollte.
Und schließlich, sozusagen als Sahnehäubchen, gibt es ja noch die Schwächen im grundsätzlichen Aufbau des neuen Unternehmens. Was steht im Gesellschaftsvertrag, brauchen wir einen solchen überhaupt (gar in Schriftform?) und was sind die Folgen des zusätzlichen Paragraphens, auf den der Investor besteht?
„Darum kann man sich ja noch später kümmern“
Spannende Fragen, die den Kern der Unternehmensstruktur und das Miteinander der Gesellschafter betreffen. Doch ich sehe vielfach, dass an dieser Stelle nicht viel Zeit investiert wird, denn darum „kann man sich ja noch später kümmern“.
Da es hier um Kenntnisse geht, ist die Chance gut, dass man Defizite beseitigen kann durch „einkaufen“ von Kenntnissen. Steuerberater helfen bei der Erstellung der Steuererklärung und der Buchhaltung, Finanzberater bei Finanzierungsfragen und die IHKs und sonstigen Organisationen stellen wertvolles Wissen in allen möglichen Bereichen wie Marketing (übrigens auch in Kooperation mit BASIC thinking), Führung von Mitarbeitern und gewerblicher Rechtsschutz zur Verfügung.
Dennoch empfehle ich in jeder Beratung, dass man sich als Gründer gewisse Grundkenntnisse in den wichtigsten Bereichen wie Marketing, Vertrieb, PR, Mitarbeiterführung, Recht und Steuern, BWL, etc. aneignet. Es macht das Leben allgemein und das Gespräch mit dem Experten einfacher.
3. Rechtliche Gründungsfehler
In Deutschland ist einfach alles geregelt. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass man aufgrund der Regelungsdichte auch viele Informationen zu den einzelnen Bereichen einer Gründung finden kann. Der Nachteil ist… nun, es ist einfach ALLES geregelt und deshalb gibt es viel zu beachten.
Welche Unternehmensformen gibt es und was sind die Vor- und Nachteile? Die GmbH ist sicherlich eine populäre Form, aber was gibt es noch? Und was muss im Gesellschaftsvertrag stehen, damit nicht der Notar oder das Handelsregister im Rahmen der Eintragung meckert bzw. das die Verhältnisse der Gesellschafter untereinander gut geregelt sind, sollte es mal zu einem Streit kommen?
Dann stellt sich die Frage, wie man mit seinen Logos und seinen Marken umgeht, die man in mühevoller Arbeit entwickelt hat oder hat entwickeln lassen. Wo gibt es Schutz, in welchen Fällen gibt es den und was kostet es? Nichts ist wohl schlimmer als eine Abmahnung zu bekommen – und das geht schneller als man denkt.
Und schließlich sollte man vorbereitet sein auf das, was nach der eigentlichen Gründung des Unternehmens kommt: Beantragung einer Steuernummer (beim Finanzamt), Anmelden eines Gewerbes (wenn man überhaupt eines ist – beim Gewerbeamt), eventuell Betrugsversuche abwehren, wenn man nach der Gründung Briefe bekommt, die einen zur Zahlung für Eintragungen in ein „Gewerberegister“ auffordern oder sich über die Pflichten klarwerden, die einen nun treffen weil man z.B. das Amt eines Geschäftsführers einer GmbH übernommen hat.
Hilfe bei Experten und Mentoren
Fehlende Kenntnisse in diesem Bereich rächen sich oftmals sehr schnell. Deshalb natürlich wäre empfehlenswert, dass man sich Hilfe sucht – und sei es nur in Form eines Mentors, der Erfahrung hat mit Unternehmensgründungen und einem Fragen stellen kann, anhand derer man erkennt, dann man auf bestimmte Fragen keine Antworten geben kann.
Ansonsten (auch wenn das klingt wie Eigenwerbung): ein guter Anwalt oder Unternehmensberater kann helfen, die schlimmsten Fehler zu vermeiden. Und noch ein „Bonus-Hinweis“: man darf nicht alles glauben, was im Internet steht und insbesondere sollte man darauf achten, von wann die gefundene Information ist. Insbesondere im rechtlichen Bereich gibt es andauernd Neuerungen und es hilft einem nicht, wenn man eine vermeintlich passende Antwort auf einer Website findet, die nur leider 5 Jahre alt ist.
Und was ist nun das Fazit von all dem Vorgenannten? Ein Unternehmen zu gründen ist harte Arbeit. Je besser die Vorbereitung, umso besser ist man auf Probleme – die unweigerlich auftauchen werden – vorbereitet. Natürlich kann man dann immer noch scheitern. Aber je besser das Fundament (die Vorbereitung), umso größer die Chancen, dass nicht schon der erste Sturm das Unternehmen wegpustet.
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